Weltraumklo: Die Russen sind besser
Sollten Sie jemals im Weltraum ein dringendes Bedürfnis verspüren, halten Sie besser nach einer Toilette russischer Bauart Ausschau.
Zumindest hat das ein Beamter in der russischen «Sternenstadt» gegenüber zwei belgischen Journalisten behauptet, wie die belgische Zeitung Gazet van Antwerpen berichtet.
In der - zu Sowjetzeiten streng abgeschotteten - Siedlung in der Nähe von Moskau wohnen rund 7000 Menschen, darunter das aktive russische Kosmonautenkorps, «pensionierte» Kosmonauten und Mitarbeiter des Juri-Gagarin-Ausbildungszentrums.
Saubere Russen
In einer Ausstellungshalle erklärte der Beamte vor einem Modell einer Weltraumtoilette: «Als die Amerikaner russische Raumschiffe kennen lernten, mussten sie feststellen, dass die Luft dort viel sauberer war. In den russischen Schiffen gibt es keinen üblen Geruch.» Die russische Toilette verfüge über einen Filter, dessen Komponenten den Amerikanern unbekannt seien.
Windeln im Weltall
Im Übrigen hätten russische Kosmonauten lange Zeit Windeln statt Unterwäsche verwendet. «Windeln sind übrigens eine Erfindung der Raumfahrt», betonte der Beamte.
So funktioniert das Weltraumklo
Grundsätzlich muss eine Toilette im All damit fertig werden, dass hier keine oder nur eine geringe Schwerkraft vorhanden ist. Damit die Ausscheidungen nicht schwerelos durch die Gegend driften, muss ein künstliches System eingerichtet werden.
Im amerikanischen SpaceShuttle ist das ein so genanntes Waste Collection System, bei dem ein Unterdruckmotor ein Vakuum erzeugt.
Für das «kleinere Geschäft» hat hier jeder Astronaut seinen eigenen Trichter mit einer persönlichen Kennungsfarbe. Die exakt kreisrunden Trichter für die Herren und die mehr ovalen für die Damen haben einen Bajonettverschluss am unteren Ende, mit dem sie auf das Ende eines langen flexiblen Schlauches gesteckt werden.
Beim «grösseren Geschäft» wird das Wechselventil statt auf «Schlauch» auf «Toilette» gestellt. Der Astronaut schwebt rückwärts auf den breiten Sitz und zieht zwei Bügel über die Oberschenkel, die ihn auf dem Toilettensitz festhalten. Nach der Öffnung des Schachtes bläst ein Luftstrom unter dem Sitz alles in den Hohlraum, wo der Strom in Richtung der Wände fliesst und alles fein säuberlich verteilt.
Wohin damit?
Die Luft, die für diesen Prozess gebraucht wird, muss danach mit Filtern gereinigt werden, um die Geruchsbelästigung niedrig zu halten und Bakterien zu entfernen.
Feste Rückstände werden vakuumgetrocknet; flüssige werden in den Weltraum entsorgt.
In der ISS-Raumstation wird der Urin recycelt, wobei grundsätzlich trinkbares Wasser aufbereitet wird. Da die Astronauten dieses Wasser eher widerwillig zu sich nehmen, wird es meistens in Sauerstoff und Wasserstoff zerlegt, wobei der Sauerstoff in den Bordkreislauf gelangt; der Wasserstoff wird ins All entsorgt.