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EURO 08Wenn die Couch zur Kampfzone wird

Wenn nächste Woche die Euro 08 startet, droht ein dreiwöchiger Dauerstreit um die Fernbedienung. Fachleute geben Tipps zur Wahrung des Hausfriedens.

von
Tina Fassbind

«Schatz, ich möchte den Rosamunde-Pilcher-Film schauen» – «Geht nicht. Heute spielt die Schweiz gegen Portugal.» So oder ähnlich wird es im kommenden Monat in manchen Haushalten tönen. Die Fussballeuropameisterschaft droht zum ehelichen Minenfeld zu verkommen, wenn man nicht frühzeitig Gegensteuer gibt.

Zusammen sitzen und reden

Damit sich Paare nicht im täglichen Kampf um die Fernbedienung erschöpfen, rät die Paartherapeutin Anke Hintermann zu einem frühzeitigen Gespräch. «Am besten setzen sich beide zusammen und jeder darf eine Viertelstunde seine Ansprüche für die Zeit der Europameisterschaften darlegen, ohne dass ihn der andere dabei unterbricht», rät die Fachfrau. «Wichtig ist, dass man seine eigenen Ansprüche für die Zeit der EM dem Partner bekannt gibt, dass man aushandelt, wie man sich in den vier Wochen organisieren will, wenn das Interesse an den Fussballspielen nicht gleich gelagert ist.»

Frühzeitige Planung und das Bekanntgeben der eigenen Bedürfnisse helfen, das Konfliktpotential zu mindern – nicht nur während der EM. «Ich sehe eigentlich keine Probleme auf die Paare zukommen», meint Hintermann, «die Fussballeuropameisterschaft dauert ja nur einen Monat. Da kann man sich gut organisieren. Wer allerdings schon vor der EM Mühe damit hatte, die eigenen Ansprüche in einer Beziehung durchzusetzen, der wird es während dieser Zeit sicherlich noch schwerer haben.»

Toleranz mit Gegenleistung belohnen

Ähnlich pragmatisch sieht es der Paar- und Familientherapeut Hannes Spillmann: «Die Fussball-EM dauert einen Monat, ein Spiel ist nach rund zwei Stunden zu Ende. Das ist eine absehbare Zeitspanne, ein Ausnahmezustand, der nicht anhält. Da ist Toleranz und Flexibilität von der Person gefragt, die nicht so sehr an Fussball interessiert ist.»

Das man dem Partner die Zeit zum Fussballschauen einräumt, sollte gemäss Spillmann als Geschenk verstanden werden. «Manchmal muss man in einer Partnerschaft eine Verzichtleistung erbringen - wenn man dafür auch eine vergleichbare Gegenleistung bekommt. Dass man beispielsweise nach dem Fussballspiel gemeinsam einen romantischen Film schaut. Das wäre dann ein schöner Umgang mit der Situation.»

Streit um die Fernbedienung ist «eine Kalberei»

Sich darüber zu streiten, wer wann die Fernbedienung bekommt, wäre laut Spillmann «eine Kalberei und nicht schlau». Und sollte sich während der Fussballeuropameisterschaft tatsächlich etwas ereignen, das absolute Priorität hätte, dann könne man das Spiel jederzeit aufnehmen, «aber das wäre dann wirklich der allerletzte Ausweg.»

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