Ottmar Hitzfeld«Wenn die Schweiz mich noch will...»
Nach dem Scheitern in der Vorrunde trat Ottmar Hitzfeld zum letzten Mal in Südafrika vor die Medien. Der Nati-Trainer sprach über seine Enttäuschung, erklärte, was falsch gelaufen ist und bekannte sich zur Schweiz.
- von
- Philipp Reich
Hitzfelds WM-Fazit. (Quelle: SF)
Nicht einmal 24 Stunden hatte Ottmar Hitzfeld Zeit, den Frust über das verfrühte WM-Aus zu verdauen, als er am Samstagnachmittag zur letzten Pressekonferenz in Südafrika erschien. «Die Enttäuschung ist natürlich immer noch da», erklärte der Nationaltrainer gewohnt besonnen. «Ich darf aber gar nicht daran denken, dass wir am Montag hätten gegen Brasilien spielen können. Nun fliegen wir hingegen nach Hause. Das ist auch für mich persönlich eine Niederlage.»
Die fehlende Kaltschnäuzigkeit
Das Wort «Versagen» mochte Hitzfeld jedoch nicht in den Mund nehmen. «Es war eine schwere Hypothek, gegen Honduras unbedingt mit zwei Toren Unterschied gewinnen zu müssen», sagte der Lörracher. «Die Mannschaft hat sich von der Nervosität nicht befreien können. Ein frühes Tor hätte den Knoten wohl zum Platzen gebracht und jeder hätte über sich hinaus wachsen können.»
Hitzfeld bemängelte in Bezug auf das Honduras-Spiel vor allem die mangelnde Chancenauswertung und die Präzision bei den Pässen. «Wir wollten nach vorne spielen. Die Frage ist, wie man das umsetzen kann. Wir hatten viel zu viele Fehlzuspiele und es fehlte die Kaltschnäuzigkeit», so Hitzfeld und verwies sogleich darauf, dass Honduras ebenfalls eine starke Mannschaft hat. «Die waren auch nicht so schlecht, wie sie in der Presse dargestellt worden sind. Diese Mannschaft muss man auch erst mal schlagen.» Als Ausrede wollte Hitzfeld seine Aussagen aber nicht verstanden wissen.
«Leider ist der Traum viel zu schnell zerplatzt»
«Wir haben einfach nicht gut genug gespielt, wir hatten Probleme in der Spielgestaltung», räumte der «General» ein. «Im spielerischen Bereich haben wir sicher zu wenig gezeigt. Nicht alle Spieler waren in Topform. Wie wir das ändern, darüber muss ich mir auch noch Gedanken machen.» All zu weit in die Zukunft wollte der Nati-Trainer aber nicht schauen. «Es ist zu früh, darüber zu sprechen, was sich ändern wird. Ein Neuaufbau in wenigen Wochen geht nicht. Es wird sich also nicht so viel ändern.» Was Rücktritte betrifft, habe er aus der Mannschaft noch nichts gehört.
Immerhin klärte Hitzfeld noch seine eigene Zukunft. Nachdem Gerüchte über ein mögliches Engagement als deutscher Bundestrainer aufgetaucht sind, beantwortete Hitzfeld die Frage, ob er auch in Zukunft noch Nati-Trainer sein werde: «Ja. Wenn die Schweiz mich noch will...» Zum Schluss zog Hitzfeld dann noch sein persönliches WM-Fazit: «Ich bin sehr froh, dass ich hier sein durfte. Damit ging für mich ein grosser Traum in Erfüllung. Die Arbeit hat mir Spass gemacht. Mehr Spass als Stress. Und gleich noch Spanien zu schlagen, das war natürlich ein Traum. Leider ist der Traum viel zu schnell zerplatzt.»