«Allianz Nein zu neuen AKW»Wenn plötzlich alle wie tot umfallen
Alles andere als spassig: Mit einer Flash-Mob-Aktion sorgte Greenpeace am Dienstag für Wirbel und schockierte Passanten. Den Film zur Kampagne sehen Sie hier.
- von
- amc
(«Der Zonenplan»: Film von Alain Gsponer über Atom-Flash-Mob)
Wie vom Blitz getroffen sind Punkt 12.15 Uhr beim Bellevue in Zürich 120 Aktivisten «tot» umgefallen: Nach rund drei Minuten war der Spuk vorbei und die Flash-Mob-Aktion von Greenpeace beendet. Die Umweltschutzorganisation und weitere Organisationen der «Allianz Nein zu neuen AKW» wollten mit der Aktion die Bevölkerung auf die Nachteile der Kernenergie aufmerksam machen. Es solle verhindert werden, dass Energiekonzerne die Kernenergie «diskussionslos als saubere und sichere Möglichkeit der künftigen Stromversorgung» darstellen können, heisst es in einem Communiqué.
Der Flash-Mob verlief friedlich und ohne Zwischenfälle, wie das folgende Video von 20 Minuten Online zeigt.
(Video: Debby Galka und Marion Bangerter)
Nicht bei allen Passanten sorgte die Aktion aber für den gewünschten Effekt: Während einige «erschreckt» reagierten, ärgerten sich vor allem die Trambenützer darüber, dass sie sich ihren Weg zwischen Menschenleibern bahnen oder darüber hinwegsteigen mussten. Unter den «toten» Aktivisten war auch der grüne Aargauer Nationalrat Geri Müller.
Die Auflösung der ungewöhnlichen Aktion erfolgte im Anschluss. Mit einem «Zonenpass» wiesen Greenpeace-Aktivisten Passanten darauf hin, dass sich die Bevölkerung der Stadt Zürich bei einem AKW-Unfall in der Gefahrenzone 3 befindet. Rund 140 000 dieser «Zonenpässe» werden in den nächsten Monaten auf den jeweiligen Wohnort abgestimmt an die Bevölkerung verteilt.
«Atomenergie ist ein unkalkulierbares Risiko»
Die Bevölkerung müsse umfassend über die möglichen Stromszenarien und deren Vor- und Nachteile informiert sein, wenn in drei Jahren über den Bau von neuen Kernkraftwerken entschieden werde, sagte Greenpeace-Sprecher Urs Wittwer. Es gehe schliesslich um den Grundsatzentscheid «Energiezukunft auf der Grundlage von erneuerbaren Energien und effizientem Umgang mit Strom oder mit Atomstrom». Greenpeace bezeichnet die Kernenergie als «unkalkulierbares Risiko, das wir heute nicht mehr tragen müssen», so Wittwer. Die Gefahr eines sehr schweren AKW-Unfalls lasse sich auch mit noch so intelligenter Technik nicht ausschliessen.
Greenpeace kritisiert, dass der behördliche Schutzplan nur in den sehr kleinen Zonen von bis zu 20 Kilometer um ein Atomkraftwerk konkrete Massnahmen vorsieht. Ein sehr schwerer Unfall betreffe aber weite Teile der Schweiz, für die keinerlei Schutzmassnahmen geplant seien. «Je nach Wetter- und Windlage müssten auch Städte wie Zürich, Bern und Genf evakuiert werden», heisst es im Communiqué weiter. Die Gefahr eines GAU besteht für Greenpeace jederzeit: Im Schnitt ereigne sich jeden Monat in einem Schweizer AKW ein meldepflichtiger Störfall. «Bei einer unglücklichen Verkettung von Ereignissen könnte sich ein solcher zur Katastrophe ausweiten.» (amc/sda)