Debatte um Twitter-Post«Wenn Sie bald 65 werden, warten Sie noch mit der Impfregistrierung»
Macht es Sinn, sich als 64-jährige Person erst nach dem 65. Geburtstag für eine Corona-Impfung zu registrieren, um schneller an der Reihe zu sein? Ja, findet Thomas Schneider. Nein, findet Gundekar Giebel, Leiter Kommunikation der Gesundheitsdirektion Bern.
- von
- Lara Hofer
Darum gehts
Der 43-jährige Jurist Thomas Schneider postete am Mittwoch einen Tweet, in dem er impfwilligen 64-Jährigen empfiehlt, mit einer Registrierung zu warten.
Wer 65 Jahre alt ist, werde nämlich in die Impfgruppe C eingeteilt, und sei somit schneller an der Reihe, schrieb Schneider.
Gundekar Giebel, Leiter Kommunikation der Gesundheitsdirektion Bern, kritisiert diese Strategie.
«Wer im Kanton Bern in den nächsten Monaten seinen 65. Geburtstag feiert, soll mit der Impf-Registrierung bis dahin warten. So erfolgt die Einteilung dann in die Berner Impfgruppe C (statt M)», schrieb Thomas Schneider am Mittwoch auf Twitter. Er ist ein Berner Jurist und hat die Webseite impfgruppen.be gegründet, die mehr Klarheit über die Impfgruppen im Kanton Bern bringen soll.
Den Post hat er verfasst, nachdem er von einem älteren Mann gefragt worden sei, wann er sich denn nun am besten für eine Impfung registrieren sollte. «Um administrativen Aufwand und Zeit zu sparen, habe ich ihm geraten, mit einer Registrierung zu warten, bis er 65 Jahre alt ist», so Schneider.
Unfair finde er diese Strategie nicht: «Es betrifft ja nur einen Bruchteil aller Männer und Frauen im Kanton Bern. Ich denke nicht, dass es einen grossen Unterschied machen würde», so Schneider. Es gehe lediglich darum, dass der 65. Geburtstag eine zentrale Auswirkung habe auf die Einteilung in die entsprechende Impfgruppe.
«Impfgruppen C, D und E eröffnen vermutlich gleichzeitig»
Die Strategie findet jedoch nicht überall Anklang: «Sie würde zwar funktionieren, doch sie lohnt sich nicht», erwidert etwa Gundekar Giebel, Leiter Kommunikation der Berner Gesundheitsdirektion. «Wenn eine gesunde Person den Impfplatz einer gefährdeten Person belegt, ist das doch sehr bedenklich», führt Giebel aus. Aufgrund der Knappheit des Impfstoffs wurde die erste Impfgruppe unterteilt, so wie es das BAG empfohlen hat.
Der Vorschlag, den Thomas Schneider auf Twitter postete, sei auch aus einem anderen Grund wenig sinnvoll: «Wir werden die Impfgruppen C, D und E vermutlich alle gleichzeitig öffnen, oder zumindest mit so wenig Abstand wie möglich», so Giebel. Wer also als besonders gefährdet eingestuft wird, werde sich bei dieser Öffnung altersunabhängig impfen lassen können. Wer hingegen gesund ist, muss abwarten.
Wann die gesunde, breite Bevölkerung geimpft werden kann, hänge von der Anzahl gelieferter Impfdosen ab, sagt Giebel: «Bis jetzt sind wir noch auf Kurs. Ein weiterer Lieferengpass könnte aber zu Verzögerungen führen. Falls Ende März die angekündigten, grossen Lieferungen eintreffen, hoffen wir jedoch, dass im April alle Impfwilligen zur Impfung zugelassen werden können.»
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