MobilitätWer im Job aufsteigt, der pendelt länger
Die neuste Mobilitätsstudie des Bundes zeigt: Männer, Gebildete und Schweizer nehmen längere Pendlerwege auf sich als Frauen, weniger Gebildete und Ausländer.
- von
- D. Pomper
Die Schweiz ist ein Land von Pendlern. Fast 3,7 Millionen Menschen pendelten im Jahr 2012 täglich mit dem Auto (53%), dem Zug (16%), zu Fuss (9%) oder dem Velo (6%). Das sind knapp 750'000 mehr als im Jahr 1990. Das zeigt die neuste Mobilitätsstudie des Bundes.
Darin zeigt sich auch: Nicht alle pendeln gleich. Männliche Pendler hatten 2012 einen um 21% längeren Arbeitsweg als die weiblichen (15,6 km gegenüber 12,8 km). Personen mit höherer Berufsbildung oder Hochschulabschluss pendelten mit 17,1 km gar 64 % weiter als Personen ohne nachobligatorischer Ausbildung. Ihr Arbeitweg mass im Schnitt 10,5 km.
Verkehrsexperte Thomas Sauter-Servaes von der Zürcher Fachhochschule ZHAW weiss warum: «Männer und Gutgebildete haben tendenziell höhere Positionen als Frauen und Ungebildete.» Als erfolgreicher Manager beispielsweise wechsle man häufig alle zwei, drei Jahre den Job, um auf der Karriereleiter nach oben zu kommen. Da ständiges Umziehen noch anstrengender sei, nehme man eher längere Pendelstrecken in Kauf.
Christian Laesser vom Institut für Systematisches Management und Public Governance an der Universität St. Gallen ergänzt: «Viele Frauen arbeiten der Kinder wegen Teilzeit.» Da lohne es sich nur schon finanziell nicht 100 Kilometer weit zu pendeln. Viele Frauen übten stattdessen klassische Frauenberufe in der Pflege oder im Verkauf in der Region aus.
Ein Pendelgraben zeigt sich auch zwischen Schweizern und Ausländern: Personen mit Schweizer Pass hatten 2012 im Mittel einen längeren Arbeitsweg (14,6 km) als Ausländer (13,2 km). Der Grund dafür ist laut dem BFS, dass die ausländische Wohnbevölkerung in städtischen Gebieten überproportional vertreten ist. In der Stadt lebende Menschen pendeln nämlich einen Drittel weniger weit als solche, die in ländlichen Gemeinden wohnen.
Die wichtigsten Pendlerfakten
30 Minuten , um zu ihrem Arbeitsplatz zu gelangen. Das sind 7 Minuten mehr als im Jahr 2000. Für 36 Prozent der Pendler dauerte 2012 ein Arbeitsweg maximal 15 Minuten. Ein Zehntel nahm einen Arbeitsweg von mehr als einer Stunde auf sich.
36,7 km täglich im Inland zurück. Ein Viertel davon werden für Arbeitswege aufgewendet.
Freizeit bildet den wichtigsten Verkehrszweck. Darauf folgt die Arbeit. Ihre Bedeutung hat seit Mitte der 1990er-Jahre deutlich zugenommen.
Männer viel lieber mit dem Auto pendeln als die Frauen (57% gegenüber 48 %). Motorisierte Zweiräder werden von den männlichen Pendlern gar dreimal so häufig als Hauptverkehrsmittel für den Arbeitsweg eingesetzt wie von den weiblichen.
Ausländer benutzen den öffentlichen Strassenverkehr als Hauptverkehrsmittel häufiger als Personen mit Schweizer Staatsbürgerschaft (19% gegenüber 12%)
Velo als in der Romandie und der italienischsprachigen Schweiz (7% zu 3%).
Nirgends pendeln so viele mit dem Auto wie im Tessin (67%). In der französischen und in der deutschsprachigen Schweiz betragen die Werte 57% und 51%. Die sprachregionalen Unterschiede in der Verkehrsmittelwahl sind laut dem BFS kulturell bedingt, seien aber auch das Resultat verschiedenartiger Siedlungsstrukturen und Verkehrsangebote.
Kantonsgrenzen überqueren ist von 1990 auf 2012 von 12 auf 19% gestiegen