Ex-Novartis-Chef«Wer ins Steuerparadies Monaco zieht, zeigt seine Geldgier»
Er war für viele das Gesicht in der Abzockerdebatte: Nun droht Daniel Vasella wegen Steuer-Tricks eine Millionenstrafe. Die Empörung über den schwerreichen Manager ist gross.
- von
- Fabian Pöschl
Darum gehts
Daniel Vasella hat rund 400 Millionen Franken bei Novartis verdient.
Jetzt flogen Steuer-Tricks von ihm auf.
SP-Politikerin Samira Marti will nun einen Vorstoss einreichen.
Ex-Novartis-Chef Daniel Vasella wollte mit einem Fake-Umzug nach Monaco Steuern in der Schweiz umgehen. Doch die Zuger Steuerbehörde deckte den Schwindel trotz seiner Tricks auf. Eine Einsprache beim zuständigen Verwaltungsgericht verlor der Manager.
Vasella gilt für viele als grösster Abzocker der Schweiz. In seinen Novartis-Jahren soll er als Angestellter rund 400 Millionen Franken bekommen haben. Als Abfindung wären 72 Millionen Franken dazugekommen, nach einem Proteststurm rund um die Abstimmung der Abzockerinitiative soll er aber darauf verzichtet haben.
Acht Millionen Franken soll Vasella dann noch zum Abgang bekommen haben. Ob er diese hinterzogen hat – oder gar noch mehr –, ist unklar. Laut Zuger Verwaltungsgericht ist der Betrag, den er nicht bezahlen wollte, «äusserst hoch». Die Empörung über das Verhalten des schwerreichen Managers ist nun riesig.
Lob fürs Steueramt
«Bei Vasella überrascht mich gar nichts mehr», sagt der parteilose Schaffhauser Ständerat Thomas Minder zu 20 Minuten, der zur SVP-Fraktion gehört und die Abzockerinitiative lancierte. Wer ins Steuerparadies Monaco ziehe, zeige seine Geldgier.
Minder hoffe, dass es nun einen Straftatbestand gegen Vasella gebe, bei der es nicht nur zur bedingten Strafe komme, die ganz oder zum Teil aufgehoben werden könnte. Wie hoch Vasellas Strafe ausfallen könnte, ist unklar, die Zuger Steuerverwaltung gibt auf Anfrage keine Auskunft und verweist aufs Steuergeheimnis.
Beim Bund der Steuerzahler Schweiz geht man davon aus, dass die Busse inklusive Zinsen mehrere Millionen Franken betragen könnte, wie Geschäftsführer Thomas Fuchs zu 20 Minuten sagt. Der Fall zeige, dass die Steuerbehörden ihre Arbeit sorgfältig erledigen und das Augenmerk auf grosse Transaktionen werfen würden.
Hast du deine Steuererklärung schon ausgefüllt?
Oliver Classen von der Menschenrechtsorganisation Public Eye wünscht sich allerdings, dass die Steuerbehörden gerade in Zug oder in Zürich auch bei anderen Rechtsbrechern wie etwa Oligarchen so sorgfältig wären wie diesmal. Es sei aber wichtig, dass die Behörden Vasella erwischt hätten, der sich immer durch eine unfassbare Dreistigkeit ausgezeichnet habe, zuerst als Abzocker und nun als Steuertrickser.
«Es wäre gut, wenn man Vasella strafrechtlich zur Rechenschaft ziehen würde. Der deutsche Steuerhinterzieher Uli Hoeness musste schliesslich auch ins Gefängnis. Wir müssen ihm aber auch dankbar sein, dass er mit seinem Verhalten die Ungleichheitsdebatte in der Schweiz neu befeuert», so Classen.
«Einer von vielen rechtsbrechenden Multimillionären»
Auch SP-Nationalrätin Samira Marti zeigt sich gegenüber 20 Minuten empört: «Vasella ist einer von vielen rechtsbrechenden Multimillionären, die unseren Staat hintergehen, während die ehrlichen Steuerzahler in die Bresche springen müssen.»
Dem Staat gehe durch Steuerhinterziehung jedes Jahr viel Geld verloren. «Es ist abscheulich: Armutsbetroffene werden mit Sozialdetektiven ausspioniert, aber bei Superreichen verschliesst man beide Augen.»
Sie werde im März einen Vorstoss einreichen, damit sich Steuerhinterziehung nicht mehr unbegrenzt lange selbst anzeigen lasse, ohne dass man dafür strafrechtlich verfolgt werde (siehe Box).
Frist zur straflosen Selbstanzeige beschränken
SP-Nationalrätin Samira Marti will die Frist zur straflosen Selbstanzeige, die seit 2010 möglich ist, zeitlich beschränken. In dieser Zeit seien Vermögen von Dutzenden Milliarden Franken aufgedeckt worden. «Steuerbetrüger werden damit regelrecht aufgefordert, auf viele weitere Jahre hinaus Steuern zu hinterziehen. Damit muss nun endgültig Schluss sein.» Die straflose Selbstanzeige ist aber nur möglich, solange keine Steuerbehörde Kenntnis von der Hinterziehung hat, Vasella könnte davon also nicht mehr profitieren.
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