Eis go zieh mit ... Sebastian Frehner«Wer mich kennt, weiss, dass ich nicht prüde bin»
Sebastian Frehner (SVP) ist für seinen Kampf gegen frühe Sexualkunde und für die Rechte geschiedener Väter bekannt. Bei einem Bier erzählt er, was ihn antreibt.
- von
- J. Büchi
Sebastian Frehners linke Hand steckt in einer blauen Schiene, als er zum Treffen mit 20 Minuten erscheint. Nein, er habe sich nicht geprügelt, stellt der SVP-Nationalrat klar. «Ich habe eine Sehnenscheiden-Entzündung, weil ich meine kleine Tochter falsch getragen habe.» Die Ergotherapeutin habe ihm gesagt, das sei eine typische Männerkrankheit. «Im Gegensatz zu den Frauen halten wir unsere Hände offenbar oft in einem unnatürlichen Winkel, wenn wir Babys auf dem Arm haben.»
Der kleine Unterschied zwischen Mann und Frau – er gibt an diesem Abend zu reden. Seit Frehner 2010 ins Parlament nachrückte, hat er sich in der Öffentlichkeit vor allem als Vorkämpfer für Männerrechte einen Namen gemacht. So verlangte er vergangenes Jahr in einem Postulat, dass geschiedene Väter ihren Ex-Frauen nur noch in Ausnahmefällen Unterhalt bezahlen müssen. Erst kürzlich machte er mit der Forderung Schlagzeilen, dass Männer auch ohne Einwilligung der Mutter einen Vaterschaftstest durchführen dürfen.
«Alles geht zulasten der Männer»
Eigentlich lägen seine politischen Schwerpunkte ja woanders, erzählt Frehner bei Pizza und Bier im Restaurant Da Vinci. Er versteht sich als Finanz- und Asylpolitiker. Auch das Gesundheitswesen, «das wir gerade an die Wand fahren», treibt ihn um. Und trotzdem landet er immer wieder bei diesen Gleichstellungsfragen. «Ich ärgere mich einfach, wenn im Zuge der Emanzipation alles zulasten der Männer geht.» Die Idee des Kindesunterhalts stamme aus einer Zeit, als die Frauen noch auf der Strasse standen, wenn der Mann davonlief. «Heute hingegen sind die meisten Frauen gut ausgebildet und können problemlos für sich selber sorgen. Trotzdem wird der Mann nach einer Trennung einfach grundsätzlich einmal jahrelang abgezockt!»
Frehner spricht nicht aus eigener Betroffenheit. Seit 2012 ist er glücklich mit der 13 Jahre jüngeren Ukrainerin Lina verheiratet. Im März kam die gemeinsame Tochter Emma zur Welt. «Die Kleine sieht mir so ähnlich, da ist jeder DNA-Test überflüssig», erzählt der 41-Jährige strahlend. Irgendwann werde seine Frau, die in ihrer Heimat Ökonomin, Model und Moderatorin einer Modesendung war, wohl auch wieder arbeiten gehen. «Im Moment ist sie aber noch voll für unsere Tochter da. Wir leben momentan das traditionelle Familienmodell.»
Für ihn sei es eine grosse Umstellung gewesen, plötzlich Vater zu sein. «Am Anfang machte ich ständig Sachen für mich und meine Frau ab, ohne einen Babysitter zu organisieren.» Inzwischen habe er sich daran gewöhnt, sich abzusprechen und auch einmal einen Termin sausen zu lassen. Im Vergleich zur alten Garde in seiner Partei helfe er zuhause viel mit, betont er. Trotzdem: «In Sachen Babybetreuung nütze ich schon nicht immer so viel. Ich muss meine Frau immer wieder um Hilfe fragen. Sie hat das einfach besser im Griff.»
Kein «Fundi»
Von den Sorgen geschiedener Väter hat der selbständige Unternehmer eher zufällig erfahren – aus den Medien und von Betroffenen, die sich bei ihm gemeldet haben. Genauso kam er zu seiner Funktion im Initiativkomitee «Schutz vor Sexualisierung in Kindergarten und Primarschule». In diesem Fall gab der berüchtigte Basler Sexkoffer den Ausschlag. «Ich dachte: Spinnen sie jetzt, kleine Kinder zu irgendwelchen Tööpel-Spielen zu ermuntern?» Deshalb vertrete er das Anliegen jetzt, auch wenn er bestimmt kein «Fundi» sei.
Auch den Vorwurf der Prüderie, mit dem er wegen des Engagements schon konfrontiert war, weist er zurück: «Wer mich kennt, weiss, dass ich bestimmt nicht prüde bin», lacht er. Konservativ sei er dagegen schon immer gewesen – auch wenn er in einem Mitte-Links-Elternhaus aufgewachsen sei. Als Jugendlicher habe er sich immer gefragt, warum es in Basel niemanden gebe, der seine Positionen vertrete. «Wir hatten in der Stadt Probleme mit ausländischen Jugendgangs, die Schulden des Kantons wurden immer höher – und keine Partei unternahm etwas.»
Briefe an Blocher
Als er schliesslich einen Mann namens Christoph Blocher im Fernsehen sah, wusste Frehner: Das ist es. Er schrieb dem SVP-Übervater einen Brief und fragte, warum die SVP in Basel kaum existent war. «Blocher antwortete mir sinngemäss: Dann musst du sie halt aus ihren Dornröschenschlaf wachküssen.» Das tat Frehner. Im Sommer 1996 trat er in die lokale SVP ein, nach einer Karriere in der Lokalpolitik wurde er 2009 zu deren Präsident. Er möge Macht, gibt er unumwunden zu. «Man braucht sie, um die eigenen Ideen durchzusetzen.» Das sei wohl auch eine typisch männliche Eigenschaft: «Wir sind machthungriger, berechnender und weniger harmoniebedürftig als Frauen.»
«Eis go zieh mit...»
Während den Parlamentssessionen trifft sich 20 Minuten jeweils mit bekannten und weniger bekannten Politikern verschiedener Parteien auf ein Bier. Oder auch auf ein Glas Wein, einen Kaffee oder einen Himbeersirup. Hauptsache, es entstehen spannende Gespräche, die auch einen Einblick in die Persönlichkeiten hinter der politischen Arbeit erlauben.
Fünf Fragen an Sebastian Frehner
Welche Schlagzeile würden Sie gerne über sich lesen?
Wegen Vorschlag Frehner: Schweiz ist schuldenfrei und alle Sozialwerke sind nachhaltig saniert
Wie glücklich sind Sie von eins bis zehn?
Sieben
Das letzte Mal geweint?
Als meine Tochter zum ersten Mal sass
Das letzte Mal gebetet?
Vor einer Woche
Ihr erster Kuss
Mit 13
(jbu)