Besetzter Wald-HügelWer sind die Öko-Feministinnen und -Feministen?
Ökofeministinnen und -feministen wohnen seit Monaten auf dem Mormont-Hügel bei Eclépens VD in der freien Natur. Heute wird die Zone von der Polizei geräumt. Doch wer sind die Besetzerinnen und Besetzer, die für ihre Ideale auf ihr Dach über dem Kopf verzichten?
- von
- Nicolas Brütsch
Darum gehts
Zum allerersten Mal gibt es in der Schweiz eine Waldbesetzung. Der Mormont-Hügel im Waadtland wird von Ökofeministinnen und -feministen besiedelt.
Die Aktivistinnen und Aktivisten wollen damit verhindern, dass die dortige Steingrube ausgebaut wird. Der Konzern Holcim baut da seine Rohstoffe ab.
Das Kollektiv lebt unter freiem Himmel. Jurten und Baumhäuser dienen als Übernachtungsmöglichkeiten.
Der Mormont-Hügel wurde heute von der Polizei gestürmt und geräumt. Die Aktivistinnen und Aktivisten hatten zuvor ein Ultimatum verstreichen lassen.
Seit bald einem halben Jahr leben sie mitten im Wald: Die Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten, welche in Eclépens VD den Mormont-Hügel besetzen. Jurten dienen als Unterkünfte, auch in Baumhäusern haben es sich die Besetzer bequem gemacht. Den ganzen Tag wird auf dem Areal gewerkelt, Holz gesammelt oder am offenen Feuer gekocht. Erst noch auf schneebedeckten Wiesen, mittlerweile bei frühlingshaften Temperaturen.
Zusammengekommen ist eine bunte Truppe junger Leute, die dem Waldleben frönt. Längst nicht mehr nur aus der Romandie, auch aus der Deutschschweiz, dem Tessin und gar aus Deutschland gesellten sich Unterstützer dazu.
Die Aktion läuft unter dem Namen «ZAD de la Colline», was so viel heisst wie “Verteidigungszone im Wald”. Das Kollektiv selbst nennt sich «Orchidee» - eine Referenz an die Blütenpracht auf dem Hügel. Man bezeichnet sie als «Ökofeministinnen und -feministen»: Denn man schreibt sich auf die Fahne, nicht nur die Hierarchien zwischen Mann und Frau, sondern auch zwischen Mensch und Umwelt aufzuheben.
«Der Hügel wird komplett von der Industrie verschlungen»
Mit der Besetzung des Mormont-Hügels wird der geplante Ausbau einer Steingrube angeprangert. Hier baut der Zement-Riese Holcim seine Rohstoffe ab. Das Areal soll nun deutlich vergrössert werden. Einsprachen von Umweltorganisationen haben ihre Wirkung verfehlt - ein Bundesgerichtsentscheid ist noch hängig.
«Kann der Konzern seine Pläne verwirklichen, wird der Hügel in den nächsten Jahren komplett verschlungen», sagt ein Aktivist zu einem Umwelt-Portal. Doch nicht nur das: Mit der Besetzung wolle man auch aufzeigen, welch schädliche Auswirkungen Industrie-Giganten wie Holcim auf den Klimawandel hätten.
Areal wird geräumt
Nun nimmt die Aktion aber ein jähes Ende. Die Polizei gab den Besetzenden heute Abend 30 Minuten Zeit, das Areal zu verlassen. Da dieser Aufforderung nicht nachgekommen wurde, hat die Polizei den Mormont-Hügel geräumt. Die Besetzerinnen und Besetzer kündigten an, mit wehenden Fahnen untergehen zu wollen - respektive mit farbigen Ballonen. Diese sollen rund um die Zone angebracht werden, «um einen Farbtupfer in der so grauen Welt zu schaffen, die man für uns vorgesehen hat», wie es auf der Homepage des «ZAD de la Colline» heisst. Auch wird dazu aufgerufen, sich zu verkleiden oder anderweitig auffällig anzuziehen.
Damit geht die erste Schweizer Waldbesetzung überhaupt zu Ende. Genauso wie die Energie der Beteiligten: «Bringt uns Wasserkanister und Esswaren, die wir zubereiten können. Uns gehen die Kräfte aus», hiess es im letzten Update des Kollektivs vor der angeordneten Räumung.