U-Bahn-Unfall in Madrid: Wer trägt die Schuld am Tod des Au-pair?

Aktualisiert

U-Bahn-Unfall in MadridWer trägt die Schuld am Tod des Au-pair?

Am Tag nach dem tödlichen Unfall in der Madrider Metro, bei dem eine 17-jährige Schweizerin starb, steht der Unfallverursacher im Fokus. Woher hatte er den Schlüssel, um den blockierten Zug zu lösen?

kle
von
kle

Der Madrider U-Bahn-Unfall, bei dem am Dienstagabend ein Schweizer Au-pair-Mädchen starb, gibt grosse Rätsel auf. Der spanische Metro-Angestellte José Manuel P. G.*, der mit drei Waggons einer Zugkombination auf Probeschienen fuhr, war an der Endstation Fuenlabrada in Madrid gegen einen Hügel gerast. Im ersten Wagen sassen seine 37-jährige Frau, sein vier Jahre alter Sohn und eine junge Schweizerin, die für den Sommer nach Spanien gereist war. Die 17-Jährige war von der Familie angestellt und für die Aufsicht des kleinen Jungen zuständig.

Beim Unfall kamen der 35-jährige P. G. und die Schweizerin ums Leben. Seine Frau und sein Sohn wurden mit leichten Verletzungen ins Spital gebracht. Bei Metro Madrid rätseln nun alle, wie es zu einem solchen Unfall kommen konnte. Denn zwei Dinge sind klar: In Probetunnels ist Unbefugten der Zugang nicht erlaubt. Zudem müsse ein Chauffeur über einen speziellen Schlüssel verfügen, um die Bremsen der blockierten Züge zu lösen. Dieser Schlüssel werde nur autorisiertem Personal gegeben.

Alle warten auf die Zeugenaussage

P.G. war bei Metro Madrid Mitglied des Kaders. Also muss er gewusst haben, dass seine Familie in diesem Tunnelbereich nichts zu suchen hatte. «Hätte er die Regeln befolgt, wäre dieser Unfall nicht passiert», gibt Teodoro Piñuelas, Sprecher von Metro Madrid, zu. Piñuelas vermutet gegenüber der Tageszeitung «El Mundo», dass sogar weitere Personen involviert seien. Jemand habe die Angehörigen bis zu einem Bereich durchgehen lassen, zu dem nur Angestellte Zugang haben.

Die Züge hätten «leider keine Black-Box wie die Flugzeuge», meinte Piñuelas weiter. Doch aufgrund der Schäden könnten Bahnexperten den Unfallhergang rekonstruieren. Ausserdem gebe es eine Augenzeugin – die Ehefrau des Kondukteurs. «Die Frau wurde bereits aus dem Spital entlassen. Sie wird uns womöglich hilfreiche Information geben, wie und warum es zu diesem Unglück kam.»

Gewerkschaft distanziert sich

Ana María Rodríguez, Sekretärin der Gewerkschaft der Metro-Kondukteure, kann auch nicht verstehen, warum sich Privatpersonen im Tunnel befanden. «Dafür braucht es eine spezielle Genehmigung», behauptet sie. Ob P. G. als Kaderangestellter die Bewilligung ausstellen durfte, konnte sie jedoch nicht sagen. Eines sei aber klar: «Der Probetunnel ist nur zum Probefahren gedacht.» Das habe P. G. mit Sicherheit gewusst. «Dem Personal wird dies während der Ausbildung sehr deutlich mitgeteilt.»

*Name der Redaktion bekannt

Deine Meinung