Fifa-PräsidiumWer wird Blatters Nachfolger?
Fußballkönig Sepp Blatter steigt vom Thron. Damit dreht das Karussell der Kandidaten auf den Top-Posten auf Hochtouren.
- von
- fal
Der Abgang von Sepp Blatter löst in der Fifa neue Unruhe aus. Unabhängig von der Situation des Fußball-Weltverbandes hat das Tauziehen um die Nachfolge des 79-Jährigen bereits begonnen. Die Frage wird zum zentralen Thema: Wer wird Nachfolger des Schweizers?
Uefa-Präsident Michel Platini etwa, der sich in der vergangenen chaotischen Woche in Zürich nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat und dessen Nähe zum WM-Austragungsort Katar ein zu großes Handicap sein könnte? Der Franzose ist vielen anderen Kontinentalvertretern auch zu europäisch, zu launisch. Allerdings gilt Platini als ehrgeizig, völlig abschreiben darf man den ehemaligen Klasse-Fußballer nicht.
Die Stunde des Scheichs
Oder tritt Prinz Ali die Nachfolge an, dessen freudloser Auftritt am vergangenen Freitag vor dem Wahlduell gegen Blatter keine signifikanten Spuren im Hallenstadion hinterließ? Der Jordanier hält sich zumindest offen, ein weiteres Mal zu kandidieren. Jérôme Champagne, einst Blatters Begleiter, hat nicht jene Lobby, die es braucht, um gewählt zu werden. Das gleiche gilt für den Holländer Michael von Praag, der sich ein paar Tage vor der Wahl zurückzog.
Fifa-Insider glauben, dass Scheich Ahmad al-Fahad al-Sabah aus Kuwait in der Pole Position für die Nachfolge von Blatter sitzt. Der Mann aus Kuwait weiß, wie man Stimmen holt, als ehemaliger Fürsprecher des Wallisers weiß er auch, wie man sich auf dem großen Teppich des Fifa-Bodens bewegt. Er ist zudem Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees, sitzt auch im Fifa-Exekutivkomitee und gilt als einflussreicher Strippenzieher im asiatischen Sport.
Interimspräsident Scala
Wer auch immer die Nachfolge von Blatter antreten wird: Er gilt als Hoffnungsträger für eine neue, veränderte Fifa. In der Zwischenzeit könnte aber auch ein anderer Mann in den Mittelpunkt rücken: Domenico Scala. Nachdem Blatter gestern seinen Rücktritt angekündigt hatte, ergriff Scala das Wort. Der Italiener, 1965 in Basel geboren, soll interimistisch die Geschäfte des Verbandes führen. Gemäß dem abtretenden Präsidenten besitze Scala «das Vertrauen eines breiten Spektrums von Parteien in und außerhalb der Fifa». Er habe darüber hinaus das Wissen und die Erfahrung, «um zu helfen, die notwendigen Reformen anzupacken», erklärte Blatter in seiner Rede.
Scala ist seit 2012 Chef der Fifa-Compliance-Kommission und achtet auf das saubere Geschäftsgebaren des Verbandes. Er soll zudem die Wahl leiten, wenn der außerordentliche Fifa-Kongress den neuen Präsidenten bestimmen wird. «Spiegel Online» zitiert den Basler nach dessen Berufung mit den Worten: «Unter den gegenwärtigen Umständen ist das der verantwortlichste Weg, einen geordneten Übergang zu gewährleisten.» Scala kündigte schon am Dienstagabend Schritte an, «die weit über die Maßnahmen hinausgehen, die bisher umgesetzt wurden».
Die Worte klingen wunderbar. Nun müssen aber Taten folgen.