Fabian Molina wird Nationalrat: «Werde mein Studium auf jeden Fall abschliessen»

Aktualisiert

Fabian Molina wird Nationalrat«Werde mein Studium auf jeden Fall abschliessen»

Der ehemalige Juso-Chef Fabian Molina rückt für Tim Guldimann in den Nationalrat nach. Dies bringe sein Leben durcheinander, sagt Molina im Interview.

von
Nikolai Thelitz
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Der ehemalige Juso-Präsident Fabian Molina wird Nationalrat.

Der ehemalige Juso-Präsident Fabian Molina wird Nationalrat.

Keystone/Walter Bieri
Er ersetzt Tim Guldimann, der auf Ende der Frühlingssession zurücktritt.

Er ersetzt Tim Guldimann, der auf Ende der Frühlingssession zurücktritt.

Keystone/Alessandro Della Valle
Molina arbeitet beim Hilfswerk Swissaid und studiert Geschichte und Philosophie.

Molina arbeitet beim Hilfswerk Swissaid und studiert Geschichte und Philosophie.

ZVG

Herr Molina, Sie wollten als Juso-Präsident der «Stachel im Rücken der SP» sein. Wie werden Sie die SP-Fraktion aufmischen?

Ich glaube nicht, dass ich die Fraktion aufmische. Ich will eine Säule der Fraktion sein, zumindest eine kleine.

Aber Sie müssen nun mit Pascale Bruderer zusammenarbeiten, die die Juso aus der SP-Leitung schmeissen wollte. Oder Daniel Jositsch, der Sie beim NDG bekämpfte.

Mit dem einen oder anderen werde ich mich sicher in die Haare kriegen. Aber mit Pascale Bruderer habe ich in der Vergangenheit sehr gut zusammengearbeitet, etwa bei der Kampagne Spekulationsstopp-Initiative. Mit Daniel Jositsch habe ich in Zürich gemeinsam Wahlkampf gemacht. In der SP haben wir alle dieselben Ziele. Es wird im Bundeshaus andere Leute geben, mit denen ich grössere Differenzen und Probleme haben werde.

Das tönt alles sehr gemässigt und kompromissbereit. Sind Sie der anständige Juso?

Als ich noch Juso-Chef war, hat es anders getönt, da hätten mich einige Leute gern auf den Mond geschossen. Es ist aber auch klar, dass man in der Politik verschiedene Rollen hat, je nachdem, welches Amt man ausübt. Als Juso-Präsident muss man provozieren, um Themen aufs politische Parkett zu bringen. Als Nationalrat muss man auch Kompromisse eingehen und Allianzen schmieden.

Cedric Wermuth wurde Nationalrat, nun Sie. Ist das Juso-Präsidium ein Karrieresprungbrett?

Wer Juso-Chef ist, hat starke Überzeugungen. Man will sich engagieren und Verantwortung übernehmen. Klar, macht einen das Amt bekannt. Aber man muss sich auch bei Volkswahlen beweisen. Ein Karrierepfad ist das also nicht, denn bei einer Wahl ist auch immer sehr viel Gück dabei.

Welches heisse Eisen packen Sie in Bundesbern als Erstes an?

Ich habe schon mehrere Ideen, aber keine davon ist spruchreif. Es kommt auch darauf an, in welcher Kommission ich sitzen werde.

Sie werden mit 27 Jahren der jüngste Nationalrat sein. Welche konkreten jungen Anliegen wollen Sie politisch angehen?

Mir ist es wichtig, dass auch die junge Generation mit ihren Problemen und Hoffnungen vertreten ist. Meine Generation blickt leider nicht mehr so zuversichtlich in die Zukunft. Das Leben hat sich ganz konkret verändert. Wenn ich an die zunehmende Tendenz zu Praktika oder schlechtere Job-Chancen insgesamt denke. Oder an die explodierenden Krankenkassenprämien. Da bleibt viel zu tun.

In welche Kommission wollen Sie am liebsten?

Tim Guldimann war in der aussenpolitischen Kommission, das würde mich auch sehr interessieren. Aber das entscheidet am Ende die Fraktion. Ich bin mit allen Kommissionen zufrieden, in denen mir ein Sitz angeboten wird.

Sie traten 2016 als Juso-Präsident zurück, um sich aufs Studium zu konzentrieren. Haben Sie nun einen Abschluss?

Nein. Ich habe immer berufsbegleitend studiert und mein Studium auch mal unterbrochen. Im Moment arbeite ich bei Swissaid, und dieses Semester wurden meine Pläne gerade ziemlich über den Haufen geworfen. Ich will aber trotz meinem Mandat weiter studieren und hoffentlich bald abschliessen.

Wie viele Credits brauchen Sie denn noch?

Es ist nicht mal mehr ein Semester, also weniger als 30 Punkte. Aber das Nachrücken in den Nationalrat stellt meine Pläne ziemlich auf den Kopf. Ich arbeite ja nebenbei auch noch und bin Kantonsrat. Irgendwo werde ich kürzer treten müssen. Ich muss jetzt schauen, wie ich mein Leben neu organisiere.

Seit wie vielen Jahren studieren Sie eigentlich schon?

Ich habe 2011 begonnen und dann je nach Arbeitslast studiert oder auch wieder unterbrochen.

Glauben Sie, dass Sie das Studium noch beenden werden oder spielen Sie mit dem Gedanken, es hinzuschmeissen?

Ich werde auf jeden Fall abschliessen. Politik ist von so vielen Zufällen geprägt. Da kann man nicht auf eine Karte setzen, sondern man muss einen Plan B haben.

Sie studieren schon lange, haben ein wenig bei einer NGO gearbeitet und erhalten nun als Nationalrat einen Lohn vom Steuerzahler. Sind Sie nicht das Klischee vom Juso, der nie richtig gearbeitet hat?

Ich habe, seit ich 16 Jahre alt bin, immer gearbeitet. Etwa im Call-Center, drei Jahre lang bei der Gewerkschaft Unia oder nun bei Swissaid. Da waren kaum öffentlichen Gelder im Spiel, sondern eher Spenden und Mitgliederbeiträge. Der Vorwurf, Jusos würden nicht arbeiten, ist aus der Luft gegriffen. Auch ein Juso muss am Ende des Monats seine Rechnungen bezahlen. Im Gegensatz zu den oberen Zehntausend können wir nicht von Kapitalerträgen leben.

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