Apotheke im MigrosWerden Medikamente nun günstiger?
Der Internethändler Zur Rose bietet Medikamente 2017 in Shop-in-Shops bei Migros an. Krankenkassen hoffen auf günstigere Preise.
- von
- I. Strassheim
Medikamente gibt es bald beim Detailhändler: In rund 50 Migros-Filialen will der Online-Apotheker Zur Rose ein Vollsortiment an Medikamenten anbieten. Dies kündigte der Präsident des Migros-Genossenschaftsbundes, Andrea Broggini, in einem Interview der «SonntagsZeitung» an. Zur Rose ist bislang in der Schweiz fast nur als Internet-Apotheke präsent. Die bei dem Händler bezogenen Medikamente sind im Schnitt 12 Prozent günstiger. Anders als online werden bei Migros auch rezeptfreie Mittel angeboten.
«Wir begrüssen das», sagt Andreas Schiesser. Er ist beim Krankenkassenverband Santésuisse Medikamenten-Projektleiter.
Ein Apotheken-Shop in der Migros sei kundenfreundlicher, weil die Arzneimittel einfacher eingekauft werden könnten. Vor allem aber seien sie bei Zur Rose günstiger. «Von den niedrigeren Preisen profitieren alle: Der Patient durch weniger Selbstbehalt und die Krankenkassen durch niedrigere Medikamentenpreise.»
Hohe Apothekenmargen bei rezeptfreien Medikamenten
«Die Margen der herkömmlichen Schweizer Apotheken sind im internationalen Vergleich enorm hoch», sagt Schiesser. Sie dürften mit der Expansion von Zur Rose stark ins Sinken kommen. Vor allem auch rezeptfreie Medikamente wie zum Beispiel Kopfschmerzmittel oder Hustensaft könnten so allgemein günstiger werden: Bei ihnen ist der Vertriebsanteil für Apotheken in der Regel höher als bei rezeptpflichtigen Mitteln. Weil Zur Rose diese in ihren Shops nun auch anbieten wird, dürfte sich daran etwas ändern.
«Wir wollen mit unserem Geschäftsmodell einen Beitrag zur Senkung der Gesundheitskosten leisten», sagt Zur-Rose-Sprecherin Pascale Ineichen. Von einem Preiskampf will sie allerdings nichts wissen. Das Thurgauer Unternehmen Zur Rose ist durch Zukäufe zum grössten Internet-Medikamentenhändler Europas herangewachsen.
Neue gesetzliche Abgabemargen für Apotheken
Die Schweizer Apotheker-Branche steht generell unter Druck: Im kommenden Jahr steht die Revision der gesetzlich festgelegten Abgabemargen auf rezeptpflichtige Medikamente an. Den Apotheken wird vorgeworfen, dass diese im internationalen Vergleich zu hoch sind – selbst wenn die unterschiedliche Kaufkraft berücksichtigt wird.