Nummer 1 in schwierigen Zeiten – Werden nun Medwedew und Co. von der Tennis-Tour ausgeschlossen?

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Nummer 1 in schwierigen ZeitenWerden nun Medwedew und Co. von der Tennis-Tour ausgeschlossen?

In seiner ersten Woche als offizielle Weltnummer 1 droht dem russischen Tennis-Star Daniil Medwedew ein Tour-Ausschluss. So oder so gibt er seinen Titel bereits im März wieder ab.

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Zur Unzeit: Seit Montag ist Daniil Medwedew offiziell die Weltnummer eins.

Zur Unzeit: Seit Montag ist Daniil Medwedew offiziell die Weltnummer eins.

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Der Russe dürfte dennoch bald von der Tour ausgeschlossen werden.

Der Russe dürfte dennoch bald von der Tour ausgeschlossen werden.

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So oder so: Novak Djokovic wird im März die Nummer eins wieder beerben.

So oder so: Novak Djokovic wird im März die Nummer eins wieder beerben.

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Darum gehts

Der Druck auf die Tennis-Verbände ATP und WTA wächst. Wegen Wladimir Putins Krieg gegen die Ukraine fordern immer mehr Sportverbände den Ausschluss russischer Athletinnen und Athleten. Allen voran der Dachverband IOC, der seit Montag seinen Mitgliederverbänden offiziell den Boykott empfiehlt. Die Fifa, Uefa und der Eishockey-Verband IIHF haben dem globalen Aufruf bereits Folge geleistet und russische Teams aus ihren Wettbewerben suspendiert. Im Tennis dürfen die russischen Cracks Stand jetzt weiterhin mittun.

Allerdings werden immer mehr Stimmen laut, die auch im Tennis einen Boykott auf Kosten der einzelnen Sportlerinnen und Sportler fordern. Der Frauen-Verband WTA tagt nach Informationen von 20 Minuten am Dienstagmorgen zu diesem Thema, die Männer-Organisation ATP reagiert (noch) nicht. Es ist also zu erwarten, dass auch auf die russischen Tennnis-Stars um Daniil Medwedew (ATP 1) und Andrej Rublew (ATP 6) Ungemach zukommt. Und dies ausgerechnet in Medwedews erster Woche als offizielle Weltnummer eins.

Das technische Problem der Verbände: Die Verantwortung liegt letztendlich bei den Turnier-Veranstaltern bzw. den Regierungen der Gastgeber-Städte. Worauf die Verbände Einfluss nehmen können: auf die Austragung von Turnieren. So wurde diese Woche der ATP-Challenger-Event in Moskau gestrichen.

Friedensbotschaft

Medwedew begann seine Regentschaft mit einer Friedensbotschaft. Bevor der 26-Jährige am Montag auch ganz offiziell nachlesen konnte, dass er nun die Männer-Weltrangliste anführt, warb der Russe im Namen aller Kinder und ihrer Träume um Frieden in der Welt und zwischen Ländern. Die russische Invasion in die Ukraine erwähnte Medwedew in seiner Botschaft bei Instagram nicht.

Der gebürtige Moskauer hat in einer schwierigen Zeit den Thron erklommen, auf dem über mehr als anderthalb Jahrzehnte vor allem der von ihm abgelöste Serbe Novak Djokovic, der Spanier Rafael Nadal und der Schweizer Roger Federer sassen. «Wir spielen in so vielen verschiedenen Ländern, ich war als Junior und als Profi in so vielen verschiedenen Ländern. Es ist nicht leicht, all diese Neuigkeiten zu hören», sagte Medwedew vorige Woche beim Turnier in Acapulco. «Hier in Mexiko aufzuwachen und die Nachrichten aus der Heimat zu sehen, war nicht einfach.»

Nach den ebenfalls mit Grand-Slam-Titeln dekorierten Jewgeni Kafelnikow und Marat Safin ist Medwedew der dritte russische Profi an der Spitze der Weltrangliste und der 27. insgesamt. Zuletzt war es dem britischen Wimbledon- und Olympiasieger Andy Murray im November 2016 gelungen, sich vor Djokovic, Federer und Nadal zu schieben.

Aber nun droht Medwedew der Ausschluss von den grossen Turnieren – und der ATP-Tour im Allgemeinen. Allerdings, ob Suspendierung oder nicht, Medwedew wird die Weltnummer eins im März bereits wieder abgeben müssen. Weil Medwedew im Halbfinal des ATP-500-Turniers in Acapulco Rafael Nadal (ATP 4) unterlag, wird Djokovic im März ohne Spiel wieder an Medwedew vorbeiziehen. Dies, weil Medwedew die 250 Punkte vom letztjährigen Marseille-Sieg verlieren wird – und Djokovic momentan nur 150 Zähler hinter dem Russen liegt.

Boykott bei den Frauen

Im Frauen-Tennis ergriffen bereits vor einem allfälligen Russland-Boykott des Verbandes einzelne Athletinnen die Initiative. Allen voran Elina Switolina. Die ukrainische Weltnummer 15 verzichtet auf einen Start beim WTA-Turnier im mexikanischen Monterrey. Auf Social Media verkündete die Ehefrau des französischen Tennis-Stars Gaël Monfils (ATP 28): «Ich werde weder in Monterrey noch irgendein anderes Match gegen russische oder belarussische Tennisspieler spielen, bis unsere Organisationen notwendige Entscheidungen fällen.»

Am Dienstag hätte Switolina gegen die Russin Anastassija Potapowa (WTA 81) antreten müssen. Dies sei nicht gegen die Athleten persönlich gerichtet, so die 27-Jährige. Zudem kündigte Switolina an, künftiges Preisgeld – sollte sie dann wieder antreten – der ukrainischen Armee und humanitären Hilfsorganisationen zu spenden. Nach dem Verzicht auf Monterrey ist die nächste Chance auf Preisgeld kommende Woche in Indian Wells.

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(dpa/sih)

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