Zu viele SchadstoffeWestafrika hat genug von Dreck-Diesel der Europäer
Erfolg für Public Eye: Aufgrund eines Berichts der Schweizer NGO reduzieren fünf westafrikanische Staaten den Schwefel-Höchstwert für Diesel.
- von
- kwo
An einem vom UNO-Umweltprogramm Unep einberufenen Treffen im nigerianischen Abjua haben die fünf westafrikanischen Staaten Nigeria, Benin, Togo, Elfenbeinküste und Ghana entschieden, die Einfuhr von «dreckigem Diesel» zu verbieten. Sie reduzieren den zulässigen Höchstwert von Schwefel in dieser Treibstoffart auf 50 ppm (Teile von einer Million). In Europa gilt seit 2009 ein maximal erlaubter Wert von 10 ppm.
Grundlage für die geplante Gesetzesänderung ist ein Bericht der Schweizer Nichtregierungsorganisation Public Eye (ehemals Erklärung von Bern). Sie hatte kritisiert, dass europäische Rohstoffhändler die afrikanischen Märkte mit besonders billigem, aber sehr dreckigem Treibstoff versorgen würden, da die dort erlaubten Grenzwerte viel zu hoch seien. In Nigeria beispielsweise liegt der Wert derzeit bei 3000 ppm, in Togo gar bei 10'000 ppm.
Bronchitis und Asthma als Folge
Für die Bewohner der betroffen Metropolen wie Lagos, Abidjan oder Accra habe der dreckige Treibstoff massive negative gesundheitliche Auswirkungen. Er sei verantwortlich für Atemerkrankungen wie Bronchitis oder Asthma.
Erik Solheim, Chef des Umweltprogramms der UNO, sagte der britischen Zeitung «Guardian»: «Westafrika sendet eine starke Nachricht, dass es nicht länger bereit ist, dreckige Treibstoffe aus Europa zu akzeptieren.» Der Entscheid könne ausserdem ein Vorbild für weitere afrikanische Staaten sein und somit dafür sorgen, den frühzeitigen Tod von Millionen von Menschen zu verhindern.
Druck auf Schweizer Politik
Wie Public Eye erklärt, hat das Amsterdamer Stadtparlament nun als Konsequenz ein Verbot der Produktion und des Exports von schadstoffreichen Treibstoffen gefordert. Es fordert die Regierung der Stadt dazu auf, ein Verbot der Produktion (Blending) und des Exports von Treibstoffen mit einem höheren Schadstoffgehalt als in der EU erlaubt auszuhandeln. Da die Stadt Amsterdam die einzige Aktionärin des Amsterdamer Hafens ist, über den ein Grossteil des Billig-Diesels nach Afrika gelangt, wäre ein solcher Entscheid von Bedeutung.
Public Eye fordert nun auch die Schweizer Politiker dazu auf, entsprechende Schritte gegen das Problem des «dreckigen Diesels» zu ergreifen, da viel grosse Rohstoffhändler ihren Sitz in der Schweiz haben. In einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage habe der Bundesrat geschrieben: «Unternehmen müssen Beeinträchtigungen der Gesundheit der Bevölkerung aufgrund ihrer wirtschaftlichen Tätigkeiten soweit irgend möglich reduzieren.» Doch dieser Forderung Nachdruck verschaffen wolle die Regierung bislang nicht.