Petersilie ist Giftpflanze des Jahres 2023

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Timing wichtigWetten, du hattest die Giftpflanze des Jahres auch schon auf dem Teller?

Lecker, gesund und dekorativ: Die Petersilie gilt in der Küche als Gewürz mit viel Potenzial. Doch ausgerechnet sie wurde nun zur Giftpflanze des Jahres gekürt. Ganz offiziell. Das steckt dahinter.

von
Fee Anabelle Riebeling
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Petersilie sollte nach der Blüte nicht mehr gegessen werden. Denn dann bildet sie den giftigen Stoff Apiol.

Petersilie sollte nach der Blüte nicht mehr gegessen werden. Denn dann bildet sie den giftigen Stoff Apiol.

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Darauf macht der Botanische Sondergarten Wandsbek in Hamburg mit seiner diesjährigen Wahl zur Giftpflanze des Jahres aufmerksam. 

Darauf macht der Botanische Sondergarten Wandsbek in Hamburg mit seiner diesjährigen Wahl zur Giftpflanze des Jahres aufmerksam. 

Hamburg.de
Apiol kann allergische Reaktionen auslösen, eine sehr hohe Dosis akute Nieren- und Leberschäden verursachen.

Apiol kann allergische Reaktionen auslösen, eine sehr hohe Dosis akute Nieren- und Leberschäden verursachen.

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Darum gehts

  • Petersilie wurde zur Giftpflanze des Jahres 2023 ernannt. 

  • Die Wahl überrascht, wenn man die Hintergründe nicht kennt. 

  • So ist zum falschen Zeitpunkt geerntete Petersilie giftig. 

  • Verantwortlich ist der Stoff Apiol, der sich nach der Blüte bildet.

  • Vor allem für Schwangere stellt dieser eine Gefahr dar – aber nicht nur.

«Grünzeug» zu essen gilt als gesund – für den Menschen, aber auch für den Planeten. Doch ganz so pauschal lässt sich das nicht sagen, wie das Beispiel der Giftpflanze des Jahres 2023 zeigt: Die Petersilie gilt nämlich prinzipiell durchaus als gesund. Zumindest bis sie zu blühen beginnt. Dann wird sie problematisch. 

Richtiges Timing ist entscheidend

Tatsächlich macht sich Peterli nicht nur schön auf dem Teller, sondern enthält auch jede Menge wichtige Nährstoffe: In ihm stecken sowohl Vitamine der B-Gruppe, Vitamin C, Vitamin E, Folsäure und Carotinoide. Zudem enthält sie Mineralstoffe wie Kalzium, Magnesium und Eisen. Ein wirklich guter Mix. «Die dunkle Seite der Petersilie zeigt sich erst im zweiten Jahr nach der Blüte», erklärt der Botanische Sondergarten Wandsbek in Hamburg, der die Petersilie zur Giftpflanze des Jahres gekürt hat. Denn fängt die Petersilie an zu blühen, kommt ein weiterer Stoff hinzu: das Apiol, das besonders hoch konzentriert in den Saatkörnern, aber auch in den Blättern und Stängeln, zu finden ist.

Dieses kann allergische Reaktionen auslösen und bei hohen Dosen zu Nieren- und Leberschäden führen. «Apiol wirkt auf die glatten Muskelfasern der Blase, des Darms und besonders des Uterus», schreibt der Botanische Sondergarten Wandsbek in Hamburg in seiner Begründung zur Wahl der diesjährigen Giftpflanze des Jahres. «Im Mittelalter wurden deshalb ‹Arzneien› aus Petersiliensamen oder Petersilienwurzeln für Abtreibungen genutzt», so Carsten Schleh, Biologe und Autor des Buches «Vorsicht, da steckt Gift drin», auf Twitter (siehe Box). Um nichts zu riskieren, rät Schleh, Petersilie frühzeitig zu ernten und sie wegzuwerfen, wenn sie blüht.

Giftwirkung beeinflusste Strassennamen

Dass Petersilie nicht bloss schmeckt und sich gut auf dem Teller macht, sondern auch Auswirkungen hat, ist schon lange bekannt: So galt sie für Männer lange als Potenzmittel. Bis ins 18. Jahrhundert hinein wurde Petersilie als Aphrodisiakum in Liebestränke gemischt. Die Athener etwa nahmen an, dass sie die sexuelle Energie ihrer Krieger steigere, und verboten den Soldaten in Kampfzeiten den Genuss von Petersilie. Dass sie bei Frauen anders wirkt, ist ebenfalls sogenanntes «altes Wissen»: Gebiete, die wir heute als Rotlichtviertel kennen, wurden in alter Zeit Petersiliengasse genannt, weil dort Frauen arbeiteten, die sich Kinder nicht leisten konnten und angeblich zur Petersilie griffen, um sich der ungewollten Leibesfrüchte zu entledigen. Die unterschiedlichen Auswirkungen auf die Geschlechter werden unter anderen in der alten  Redewendung «Petersilie hilft dem Mann aufs Pferd, der Frau aber unter die Erd» thematisiert.

Doch auch in jüngerer Zeit war Petersilie in der Frauengesundheit ein Thema. So empfahl eine britische Frauenzeitschrift ihren Leserinnen, Petersilie in die Vagina einzuführen, um die Periode schneller einsetzen zu lassen. Der Rat sorgte bei Gynäkologinnen für Entsetzen: Die beschriebene Methode könne zu schweren Schädigungen und sogar zum Tod führen.

2022 waren Kartoffeln Giftpflanze des Jahres

Es ist bereits das zweite Jahr in Folge, dass eine beliebte und häufig zum Einsatz kommende Nahrungspflanze zur Giftpflanze des Jahres gekürt wurde: 2022 traf es die Kartoffel. Damals argumentierten die Verantwortlichen vom Botanischen Sondergarten Wandsbek, man wolle mit der Wahl auf die Giftwirkung in den grünen Pflanzenteilen und Früchten aufmerksam machen. Genauso wie die von stark keimenden Kartoffeln. «Keinesfalls soll dieser Titel den Verzehr der leckeren stärkehaltigen Knollen beschränken.»

Hast du gewusst, dass Peterli nach der Blüte giftig wird?

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