Bis November: WHO rechnet mit rund 21'000 Ebola-Infizierten

Aktualisiert

Bis NovemberWHO rechnet mit rund 21'000 Ebola-Infizierten

Die Krankheit breitet sich schneller aus, als angenommen: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) prognostiziert bis Anfang November über 10'000 Ebola-Tote in Westafrika.

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Ein halbes Jahr nach dem ersten Ebola-Fall ist kein Ende der Seuche in Westafrika in Sicht. Stattdessen breitet sich das Virus immer rasanter aus, wie es in einer neuen Studie heisst. Es wird befürchtet, dass sich das Fenster zur Kontrolle des Ausbruchs bald schliesse.

Ohne einen verstärkten Kampf gegen das tödliche Ebola-Virus wird es nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation in sechs Wochen möglicherweise rund 21'000 Infizierte geben. Die Zahl der Fälle werde sich exponentiell steigern, sagte der strategische Direktor der WHO, Christopher Dye, der Co-Autor einer neuen Ebola-Studie ist.

Die neue Analyse der Situation in Westafrika wurde am Dienstag von dem Fachmagazin «New England Journal of Medicine» im Internet veröffentlicht. Demnach könnten sich Menschen auch noch in Jahren mit Ebola anstecken, sollten sich die Kontrollmassnahmen nicht verbessern.

Bisher rund 2800 Todesopfer

Seit die ersten Fälle vor gut einem halben Jahr in Westafrika auftraten, sind nach WHO-Schätzungen bislang 5800 Menschen an dem Virus erkrankt. Ebola forderte demnach bislang rund 2800 Todesopfer.

Dye und seine Kollegen schrieben, dass die Zahl der Infizierten und Toten in den kommenden Monaten um Hunderte oder gar Tausende Fälle pro Woche ansteigen könne. Das Virus werde sich auch in Teilen Guineas ausbreiten, aus denen bislang noch keine Ebola-Ansteckungen bekannt sind.

Die Massnahmen gegen Ebola in den nächsten Monaten seien entscheidend, urteilten die Wissenschaftler. «Das Fenster, um den Ausbruch zu kontrollieren, schliesst sich», sagte ein Epidemiologe der Londoner Hochschule für Hygiene und Tropenmedizin, Adam Kucharski.

In den vergangenen Wochen hatten mehrere Staaten verstärkte Hilfe für die am stärksten betroffenen Länder Liberia, SierraLeone und Guinea zugesichert. Darunter waren auch die USA, die 3000 militärische Angestellte zum Aufbau von Behandlungszentren sowie die Ausbildung von Medizinern vor Ort bereitstellen.

Trotz der Bemühungen breitet sich das Virus immer rasanter aus. Es gebe viel zu wenige Krankenhausbetten, medizinische Hilfskräfte und nicht einmal ausreichend Wasser und Seife in manchen Regionen. Die Todesrate unter den Krankenhauspatienten werde in etwa bei 70 Prozent liegen, sagte Dye.

Prognosen für Liberia und Sierra Leone

Die Hilfsmassnahmen gäben Anlass zu leiser Hoffnung, dass eine weitere Ausbreitung der Epidemie verhindert werde, sagte Dye. Ob die Unterstützung für die betroffenen Länder jedoch ausreichend sei, bleibe abzuwarten. «Das ist ein bisschen wie eine Wettervorhersage. Wir können das ein paar Tage im Voraus tun, aber ein paar Wochen oder Monate vorherzuschauen ist sehr schwierig.»

Auch die US-Seuchenkontrollbehörde CDC wollte am Dienstag Prognosen herausgeben, die sich allerdings speziell auf Liberia und Sierra Leone fokussieren. In den beiden Ländern hatte sich das Virus zuletzt immer schneller ausgebreitet.

Laut CDC-Informationen wird die bisherige Zahl der offiziellen Ebola-Fälle deutlich zu gering geschätzt. Wissenschaftler der Behörde gehen ebenfalls von 21000 Ebola-Fällen aus - allerdings lediglich in Liberia und Sierra Leone und dies schon bis Ende September, wie aus einem Entwurf der Prognosen hervorgeht, der der Nachrichtenagentur AP vorliegt. Demnach rechnet CDC in den beiden Ländern mit bis zu 1,4 Millionen Infizierten bis Januar 2015. (num/sda)

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