Wicky vs. Beckham

Aktualisiert

Wicky vs. Beckham

Der HSV-Allrounder hat sich zu einer Schweizer Teamstütze entwickelt. In seinem 54. Länderspiel erwartet den Oberwalliser ein Höhepunkt: Wicky wird gegen England versuchen, David Beckhams Kreise einzuengen.


Raphael Wicky als Beckhams Schatten

von Peter Wyrsch, Obidos

Raphael Wicky hat sich vom Mitläufer zu einer verlässlichen Stütze in der Schweizer Nationalmannschaft entwickelt.

«Ich habe noch nie gegen England und Beckham gespielt und freue mich entsprechend darauf», verriet der linke Mittelfeldläufer und Kämpfer aus Steg. «Wahrscheinlich wird sich wohl mehr Christoph Spycher um Beckham kümmern, aber unsere Wege werden sich kreuzen. Und ich werde alles versuchen, ihn an seinem Können zu hindern.»

Wicky achtet Beckham als Spieler, bewundert ihn aber nicht. Wie beliebt die englische Fussball-Ikone aber ist, hat der HSV- Verteidiger längst erfahren. «Ich erhielt zahlreiche Anfragen von Kollegen, ob ich mit Beckham nicht das Trikot tauschen und es ihnen überlasse könne.»

Realist, nicht Schwärmer

Wicky ist dem Schwärmertum längst entwachsen. Der 27-jährige Internationale, der mit seinem neuen, frechen Haarschnitt sehr an Beckham vor wenigen Monaten erinnert, hat im Ausland längst seine Qualitäten als Profifussballer bewiesen. Auch im Nationalteam ist er als vorbildlicher, disziplinierter defensiver Rackerer anerkannt. «Ich bin kein spektakulärer, aber ein mannschaftsdienlicher Spieler», weiss Wicky selbst. «In jeder Mannschaft bin ich ein Teil des Team-Puzzles. Offensiv könnte ich noch etwas zulegen. Ich bin daran, entschlossener nach vorne zu preschen und etwas zu wagen. Erste Verbesserungen sind ersichtlich. Im Abschluss fehlt aber noch die letzte Konsequenz.»

In 53 Länderspielen traf Wicky für die Nationalmannschaft trotz einiger Chancen wie zuletzt in Griechenland (0:1) nie. «Ich bin in erster Linie da, um Tore zu verhindern», verteidigt sich der Walliser, der seit acht Jahren Nationalspieler ist. «Wenn mir aber einmal das Glück beisteht, treffe ich. Vielleicht schon gegen England ...».

Wicky debütierte in der Nationalmanschaft als 19-jähriger unter Artur Jorge beim 2:0 über Wales am 24. April 1996. Auch an der EM durfte der damalige Sittener ran. Im letzten Gruppenspiel gegen Schottland (0:1) ersetzte der damals jüngste EM-Akteur nach der Pause den damaligen GC-Routinier Marcel Koller. Seither wurde Wicky, auch im Nationalteam, auf verschiedenen Positionen eingesetzt. «Ich bin ein Allrounder. Die Polyvalenz ist meine Stärke, vielleicht aber auch eine kleine Schwäche. Obwohl ich in elf Profi-Jahren noch nie Schwierigkeiten hatte, wurde ich auf keiner Position sesshaft», meint Wicky selbst.

Beim HSV verteidigt er rechts und geniesst das Vertrauen von Trainer Klaus Toppmöller und den Hanseaten, die ihn längerfristig und über die Vertragslaufzeit bis Sommer 2005 hinaus binden möchten. Er war auch schon Innenverteidiger, defensiver Läufer auf beiden Flanken, im Mittelfeldzentrum ... «nur im Sturm und im Tor stand ich noch nie», fügt der Hobby-Jasser und Molotow-Spezialist lachend an.

Jede Position braucht eine intensive Vorbereitung. Wicky ist sich dessen bewusst. «Die Umstellung beginnt im Kopf. Andere Aufgaben verlangen andere Bewegungsabläufe.» Die richtigen will er gegen England, Beckham und Co. am Donnerstag finden.

(si)

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