Wie Chinas Inflation die Weltwirtschaft gefährdet

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Wie Chinas Inflation die Weltwirtschaft gefährdet

Die Inflation in China hat den höchsten Stand seit elf Jahren erreicht. Besonders die Lebensmittelpreise sind stark gestiegen. Um die Teuerung zu bekämpfen, könnte die Zentralregierung den Yuan aufwerten. Dies hätte jedoch schwerwiegende Konsequenzen.

von
Alexander Hämmerli

Verglichen mit dem Vorjahresmonat erreichte der Zuwachs der Konsumentenpreise im April 8,5 Prozent. Insbesondere die Lebensmittel sind von massiven Preissteigerungen betroffen. So kostet zum Beispiel Fleisch 47,5 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor. Das beliebte Schweinefleisch ist sogar 63,3 Prozent teurer. Fleisch ist im Land der Mitte in den letzten Jahren zum Statussymbol geworden. Insgesamt zahlt der durchschnittliche Chinese heute satte 22,1 Prozent mehr für Lebensmittel als noch vor einem Jahr. Dies könnte im Vorfeld der Olympischen Spiele unliebsame Unruhen auslösen, denn kaum jemand glaubt noch an das im März verkündete Jahres-Inflations-Ziel von lediglich 4,8 Prozent.

Druck auf Behörden steigt

Der neuerliche Preisanstieg dürfte deshalb den Druck auf die Behörden erhöhen, eine schnellere Preisanpassung des Yuan gegenüber dem US-Dollar vorzunehmen. Gemäss Währungs-Experten ist die chinesische Landeswährung stark unterbewertet. Durch einen stärkeren Yuan würden dann zwar die Preise im Inland gesenkt, die Exporte würden aber im gleichen Zug verteuert. Dadurch würde die globale Nachfrage nach chinesischen Produkten sinken. Dies könnte gemäss Lan Xinzhen, China-Experten bei EMFIS, das chinesische Wachstumswunder ins Schwanken bringen. Das wiederum würde die Weltkonjunktur deutlich bremsen.

Konkurrenzfähigkeit könnte leiden

Chinesische Export-Unternehmen müssten im Fall einer Werterhöhung von sieben Prozent gegenüber dem Dollar mit Gewinneinbussen von zirka zehn Prozent rechnen. Dies ergeben Untersuchungen des deutschen Forschungsinstituts für wirtschaftliche Kooperation und internationalen Handel. Die amerikanische Bank JPMorgan Chase rechnet in ihrer neusten Schätzung mittelfristig mit einer Aufwertung des Yuan um zehn Prozent. Das würde laut Lan Xinzhen für viele Unternehmen das Aus bedeuten, da sie international nicht mehr konkurrenzfähig wären. Schlussendlich wäre ein langwieriger Strukturwandel nötig, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen.

Produktion hat sich verteuert

Verstärkend für die sinkende Konkurrenzfähigkeit der Chinesen wirkt, dass der Preisindex für Produzenten im April überraschend deutlich um 8,1 Prozent angestiegen ist. Verantwortlich dafür sind unter anderem die hohen Energie- und Rohstoffkosten sowie die leicht gestiegenen Arbeitskosten. Nach Schätzungen von Experten dürften sich die Kostensteigerungen in etwa einem halben Jahr in den fertigen Produkten am Markt bemerkbar machen. (scc/ahi)

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