30 Tote in Sinaloa«Wie eine Geisterstadt» – so erlebt ein Schweizer (41) die Drogengewalt
Seit der Festnahme des «Chapo»-Sohns Ovidio Guzmán in Culiacán liefern sich das Kartell und die Armee Schlachten auf den Strassen. Auch Schweizer sind von der Gewalt betroffen.
Nach der Festnahme von Ovidio Guzmán ist es in Mexiko zu Strassenschlachten zwischen Gangmitgliedern und Angehörigen der Polizei und des Militärs gekommen.
Darum gehts
Seit der Verhaftung von Ovidio Guzmán, dem Sohn von Joaquín «El Chapo» Guzmán, eskaliert im mexikanischen Bundesstaat Sinaloa die Gewalt.
Ein Schweizer berichtet, wie er die Gewalt in der Bundeshauptstadt Culiacán erlebt.
Wegen der Strassenschlachten ist aktuell auch der Flugverkehr ausgesetzt, eine Ausreise ist nicht möglich.
Seit der Sohn des Drogenbosses Joaquín «El Chapo» Guzmán am Donnerstag festgenommen wurde, eskalieren in Culiacán im Bundesstaat Sinaloa die Strassenschlachten. Bereits 30 Menschen sind dabei ums Leben gekommen, darunter Armeeangehörige und Kartellmitglieder gleichermassen.
Wie das Eidgenössische Departement (EDA) für auswärtige Angelegenheiten auf Anfrage von 20 Minuten schreibt, war auch ein Schweizer, der sich aktuell in Mexiko aufhält, von den Ausschreitungen betroffen. Er habe das EDA kontaktiert, sei jedoch nicht verletzt worden. Das EDA mahnt bei Reisen nach Mexiko zur Vorsicht: «Bei Reisen nach Mexiko ist es wichtig zu beachten, dass Schiessereien zwischen Sicherheitskräften und Drogenbanden je nach Region häufig vorkommen können.»
«Die Behörden kommunizieren nicht»
Gegenüber «Blick» berichtete ebenfalls ein Schweizer über die Lage vor Ort. Der 41-jährige Stefan Brägger hält sich derzeit in Culiacán auf, wo er die Familie seiner Frau besucht. «Als es losgegangen ist, habe ich schon kurz Angst bekommen», so Brägger. Für die Bevölkerung vor Ort ist das stetige Aufflammen der Auseinandersetzungen zwischen den Kartellen und dem Staat nichts Neues: «Solange man sich ruhig verhält, geschieht einem in der Regel nichts», versuchen sie Brägger zu beruhigen.
Ein weiterer Faktor, der zur Unsicherheit beiträgt: «Die Behörden kommunizieren nicht», so Brägger. Er fügt an: «Man weiss nicht, was los ist. Alles ist sehr unübersichtlich.» Am Freitagmorgen (Ortszeit) seien die Strassen wie ausgestorben gewesen, «wie eine Geisterstadt». Auch wenn die Kämpfe nachgelassen haben, bleibt die Bevölkerung zur Sicherheit in den Häusern, nur wenige trauen sich in den Autos zur Arbeit, berichtet der Schweizer. Während der Kämpfe wurde gar der Flugverkehr eingestellt, sodass eine Ausreise für Brägger und seine Frau aktuell unmöglich ist – dabei wollten sie eigentlich bereits am Donnerstag zurückfliegen.
Tatsächlich erstreckten sich die Schusswechsel bis zum Flughafen. Eine Passagiermaschine und ein Militärflugzeug wurden von Kugeln getroffen, wie die Fluggesellschaft Aeromexico und die Regierung mitteilten. In der Stadt wurden der Schulunterricht eingestellt und Sportveranstaltungen abgesagt.
Guzmán wird vorerst nicht an die USA ausgeliefert
Bundesrichter in Mexiko haben derweil am Freitag auf Antrag der Anwälte von Ovidio Guzmán geurteilt, dass der 32-Jährige vorerst nicht an die USA ausgeliefert wird. Zuvor hatte bereits Aussenminister Marcelo Ebrard mitgeteilt, Guzmán werde zumindest nicht sofort an die Vereinigten Staaten überstellt. Sein Vater war einer der mächtigsten Drogenhändler der Welt und verbüsst in den USA eine lebenslange Haftstrafe.
Nach der Festnahme seines Vaters hatte Ovidio Guzmán einen Teil des Sinaloa-Kartells übernommen und galt als einer der wichtigsten Händler der Droge Fentanyl in dem lateinamerikanischen Land. Das US-Aussenministerium hatte ein Kopfgeld von fünf Millionen Dollar auf ihn ausgesetzt. Ein Gericht in Washington erhob bereits 2018 Anklage wegen Drogenschmuggels gegen Guzmán.
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