Fleisch vom Mammut: Können wir es bald essen?

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Prähistorischer SnackWie schmecken Mammut-Köttbullar? Bald könnten wir es wissen

Das Mammut ist seit Jahrtausenden ausgestorben, doch nun ist es der australischen Firma Vow gelungen, aus Mammutproteinen Laborfleisch zu züchten.

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Das Mammut starb vor etwa 11’500 Jahren in Europa und Nordamerika aus. Auf der Insel Wrangel im Nordpolarmeer vor etwa 4000 Jahren.

Das Mammut starb vor etwa 11’500 Jahren in Europa und Nordamerika aus. Auf der Insel Wrangel im Nordpolarmeer vor etwa 4000 Jahren.

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Zum Verhängnis wurde dem Dickhäuter einerseits der Mensch, … 

Zum Verhängnis wurde dem Dickhäuter einerseits der Mensch, … 

imago images/imagebroker
… andererseits die Klimaerwärmung nach der letzten Eiszeit.

… andererseits die Klimaerwärmung nach der letzten Eiszeit.

imago images/FLPA/Mark Newman

Darum gehts

  • Die australische Firma Vow hat aus Mammutproteinen Laborfleisch gezüchtet.

  • Kulturfleisch gilt als Zukunftshoffnung, da es kein Tierleid verursacht.

  • Wird In-vitro-Fleisch mit Strom aus erneuerbarer Energie produziert, wird zudem weniger CO2 als bei herkömmlicher Viehzucht ausgestossen.

  • Dazu ist der Land- und Wasserverbrauch massiv geringer.

  • Das Fleischbällchen vom Mammut soll das Potenzial von Laborfleisch aufzeigen.

Im Labor gezüchtetes Fleisch gilt als Zukunftshoffnung im Kampf gegen Massentierhaltung und den Klimawandel. Sogenanntes Kulturfleisch verursacht kein Tierleid und keinen Methanausstoss. Zudem verbraucht es viel weniger Land und Wasser als herkömmliche Viehzucht. Auf der ganzen Welt sind Unternehmen daran, Wege zu finden, um Rind-, Schweine- oder Geflügelfleisch nachhaltig und bezahlbar zu produzieren.

Das australische Unternehmen Vow hat einen anderen Weg gewählt. Es will nicht einfach die üblichen Fleischsorten «nachbauen», sondern ungewöhnliche oder gar neuartige Sorten entwickeln. Nachdem sich Vow bereits an Alpaca, Büffel, Krokodil, Känguru, Pfau und diversen Fischen versucht hat, kommt nun Mammutfleisch.

Am Anfang stand die DNA eines Mammuts

Tim Noakesmith, Co-Gründer von Vow, sagte dazu dem «Guardian»: «Wir haben das Wollhaarmammut gewählt, weil es ein Symbol für den Verlust an Biodiversität und ein Symbol für den Klimawandel ist.» Die Forschung geht davon aus, dass das Mammut ausgestorben ist, weil es von Menschen übermässig gejagt wurde und die Welt sich nach der letzten Eiszeit stark erwärmte.

Vow arbeitete mit Ernst Wolvetang vom Australian Institute for Bioengineering der Universität Queensland zusammen, um das Muskelprotein zu züchten. Sein Team verwendete dafür Mammut- und Elefanten-DNA. Diese DNA-Sequenzen brachten sie in Muskelbildungszellen von Schafen ein, die sich vermehrten und 20 Milliarden Zellen bildeten, die von Vow anschliessend verwendet wurden, um Mammutfleisch zu züchten.

«Es ging super einfach und schnell», sagte Wolvetang dazu. «Wir schafften es innerhalb von zwei Wochen.» Zuerst habe man Dodo-Fleisch herstellen wollen, doch vom ausgestorbenen Vogel gab es keine verwertbare DNA.

Laborfleisch vom Mammut soll sensibilisieren

Ziel des Mammut-Projekts ist laut Vow, das Potenzial von Fleisch aus Zellkulturen aufzuzeigen und den Zusammenhang von Massentierhaltung und der Zerstörung der Tierwelt und der Klimakrise hervorzuheben. Das erste kommerzielle Produkt von Vow wird im Labor gezüchtetes Fleisch der Japanwachtel sein, das noch in diesem Jahr in Restaurants in Singapur, dem weltweiten Vorreiter beim Laborfleisch, angeboten werden soll.

Probiert hat das Mammutfleischbällchen noch niemand. «Wir haben dieses Protein seit Tausenden von Jahren nicht mehr gesehen», erklärte Wolvetang dem «Guardian». «Wir wissen nicht, wie unser Immunsystem reagiert, wenn wir es essen.» Er deutet aber an, dass in Zukunft eine Variante produziert wird, die von den Behörden für den Verzehr zugelassen werden könnte.

Der Wissenschaftler ist sich bewusst, dass viele Menschen Laborfleisch misstrauisch gegenüberstehen. «Aber persönlich denke ich, dass es in Bezug auf Ethik und Umwelt sehr viel Sinn macht», so Wolvetang.

Das Mammutfleischbällchen soll am Dienstagabend im Wissenschaftsmuseum Nemo in Amsterdam enthüllt werden. 

Würdest du Mammutfleisch aus dem Labor essen?

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