Actiongeladene DuelleWie schwierig ist eigentlich Four Cross?
Skicross kennt seit dem Olympiasieg von Mike Schmid 2010 jeder. Wie sich das Ganze auf Mountainbikes anfühlt, testeten wir aus – was nicht ohne schmerzhafte Folgen blieb.
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- fbu/amc/fox
(Video: Debby Galka/Mathieu Gilliand)
In Champery findet dieser Tage die Mountainbike-WM 2011 statt. Diese besteht aus mehr als «nur» Cross Country und Downhill. Neben den zwei bekannten Disziplinen werden auch Medaillensätze in den Trials (Geschicklichkeitsparcours) und Four Cross vergeben. Four Cross? Noch nie gehört. Die Beschreibung ist jedoch salopp ausgedrückt simpel: wie Skicross, nur mit Mountainbike. Mit anderen Worten bedeutet dies Zweikämpfe, Adrenalinschübe, spektakuläre Sprünge, dramatische Stürze. Das wollten wir ausprobieren.
Amir, Franziska und Reto von der 20-Minuten-Online-Redaktion erhielten vom U17-Schweizer-Meister Noel Niederberger eine Schnellbleiche und traten gegen den Profi an. Die 360 Meter lange Strecke forderte uns alles ab. Fast logischerweise gehörte auch ein Sturz dazu. Während wir beim normalen Rennen gegen Noel ohnehin keinen Stich hatten, liess uns der Teenager selbst dann keine Chance, als er ohne in die Pedalen zu steigen beim zweiten Durchgang sein Können demonstrierte. Die richtige Technik machts halt auch hier aus.
Franziska Burkhard: Sprünge unmöglich
Der Respekt im Vorfeld des Four-Cross-Experiments war gross. Meine grösste Angst war, dass ich mit dem Mountainbike durch die Luft fliegen würde und schreckliche Stürze die Folge wären – wie sich herausgestellt hat, habe ich meine Fähigkeiten mächtig überschätzt. Sprünge gibt's im Four Cross – oder zumindest auf der einfacheren Strecke in Leibstadt – nur, wenn man die richtige Technik beherrscht.
Weite Sprünge waren also nicht die grösste Herausforderung für mich. Es waren einfachere Dinge, wie den richtigen Rhythmus zu finden, die Balance beim Start zu halten oder in scharfen Kurven nicht von der Fahrbahn zu fliegen. Auf meine Konkurrenten zu achten, lag für mich erst recht nicht drin – der Profi war aber sowieso schnell ausser Sichtweite.
Reto Fehr: Wie macht er das bloss?
Ich bin kein Velo-Fan. Meist brauche ich meinen alten «Göppel» nur, um das kurze gerade Stück an den See zu fahren. Four Cross hat trotzdem meine Begeisterung entfacht. Der Haken: Ich glaube, ich bin mittlerweile zu ängstlich, um den Sport richtig auszuführen.
Denn es braucht vor allem Mut. Kurz nach dem Start auf die enge Kurve losfahren, die Bodenwellen bändigen und die Gegner im Blick haben – eigentlich eine totale Überforderung für mich als Anfänger. Ein bisschen über die Hindernisse hopseln und in der Steilwandkurve Gas geben, dass geht. Der Spassfaktor ist so schon hoch. Nur eine Frage habe ich noch: Wie kann Noel seine Geschwindigkeit über die Hindernisse derart steigern? Ich bin jetzt noch sprachlos.
Amir Mustedanagic: Wie auf einem wilden Pferd
Den Arzttermin hätte ich auch vor dem Four-Cross-Einsatz vereinbaren können. Noel hat uns gewarnt: Kein Rennen ohne Verletzte. Dass es ausgerechnet mich erwischt, zeichnete sich ab. Gleichgewicht? Nicht meine Stärke. Rhythmus über die Drops? Fehlanzeige. Mut? War vorhanden bis zum ersten Ausflug neben die Piste. Im Four Cross ist aber gerade Courage gefragt. Wer Angst hat, verkrampft, ist unkonzentriert und wird zum Bremsen verleitet. Was dabei passieren kann, zeigt mein Sturz – auch wenn es weniger eindrücklich aussieht, als es sich nun anfühlt.
Und trotzdem: Ich würde jederzeit wieder aufs Bike steigen und mich vom Velo wie von einem wild gewordenen Pferd über die Bodenwellen tragen lassen. Four Cross macht so viel Spass, dass es sogar mich Velo-Muffel begeistert hat. Ausserdem: Der Schutzpanzer sieht nicht nur cool aus, er schützt tatsächlich auch noch - versprochen.