Rekord! Fahrer legt mit E-LKW 3000 Kilometer zurück

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RekordfahrtWieso LKW-Fahrer Balint bei seiner Ankunft weinte

Schweiz-Spanien-Schweiz: Ein Schweizer Transportunternehmen hat 3000 Kilometer mit einem E-LKW zurückgelegt und gezeigt, dass auch Fernfahrten elektrisch möglich sind. Vorerst mit guter Planung.

von
Jan Graber
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Die erste Hälfte ist geschafft: Valentin «Balint» Schnell in Valencia.

Die erste Hälfte ist geschafft: Valentin «Balint» Schnell in Valencia.

Enrique Rodriguez

Darum gehts

  • Das Schweizer Transportunternehmen Krummen Kerzers hat einen internationalen Rekord aufgestellt.

  • Es ist den ersten kommerziellen Transport von rund 3000 Kilometern mit einem E-LKW gefahren.

  • Weil die Ladeinfrastruktur fehlt, musste der Laster an Ladestationen für E-Autos geladen werden.

  • Krummen Kerzers will nun spezielle LKW-Ladestationen in der Schweiz erstellen.

  • Der Fahrer des Lasters zeigte sich überglücklich, dass er es ohne nennenswerte Probleme zurück in die Schweiz geschafft und den Rekord aufgestellt hatte.

Die Erleichterung steht Valentin «Balint» Schnell ins Gesicht geschrieben. Breit grinsend klettert er aus dem Führerstand seines LKW und schaut in die Runde, während das kleine Empfangskomitee klatscht – so erleichtert wie er selbst.

Der Grund für die Freude: Soeben hat der LKW-Fernfahrer 3000 Kilometer zurückgelegt – nicht in einem Dieselfahrzeug, wie üblich, sondern in einem vollelektrisch betriebenen Lastwagen. Von der Schweiz nach Canals bei Valencia und von dort zurück nach Küsnacht am Zürichsee führte der Weg im Volvo FH Electric.

Ein Experiment als Beweis

Es war die bisher längste kommerziell gefahrene Distanz in einem E-LKW. Eine Woche war er unterwegs. Mit Dieselfahrzeug wäre die Reise in rund vier Tagen zu schaffen gewesen. Doch es handelte sich um die erste solche Fahrt und damit um ein Experiment.

Initiiert wurde es vom Transportunternehmen Krummen Kerzers zusammen mit dem Kunden Casa del Mas. Die Mission: für den Biofood-Händler 20 Tonnen Orangen in die Schweiz bringen. «Wir wollten zeigen, dass die Elektromobilität auch bei Lastwagenfernfahrten Sinn macht», sagt Peter Krummen, nachdem der Truck den Weg zurück in die Schweiz geschafft hat.

Als Balint am 16. Januar losfuhr, wusste er nicht, ob er auch ankommt. «Ein Teil der Herausforderung lag in der Planung», sagt er. Er musste Lenk- und Ruhezeiten einhalten und diese so abstimmen, dass die Batterien in den Pausen geladen werden konnten.

E-LKW als Teil der Zukunft

Einmal wurde es eng

Die Strecke ist zudem noch nicht fürs Laden von E-LKW ausgelegt. Balint musste die Batterien jeweils an PW-Stationen füllen. «Sobald eine Station zusätzlich von anderen PW genutzt wurde, sank die Ladegeschwindigkeit enorm», sagt er.

Auf die Ladeleistung der Stationen sei nicht immer Verlass gewesen. So habe er auf seinen rund 20 Stopps bisweilen Pausen von drei Stunden statt nur einer machen müssen. «Ich musste oft rechnen, wo ich die nächste Ruhepause einlege», sagt er.

Nur einmal sei er ins Schwitzen gekommen – kurz vor dem letzten Zwischenstopp in Kerzers, dem Hauptsitz des Transportunternehmens. «Der Laster hatte kaum mehr Energie, in der Kabine ging nichts mehr», sagt er. Mit fast leerer Batterie habe er es eben noch geschafft – auch dank Peter Krummen, der die Systeme während der gesamten Rekordfahrt aus der Ferne überwachte und Tipps gab. 

Positive Reaktionen und Tränen

Auch von Freunden und der Familie habe er während der gesamten Fahrt viel mentale Unterstützung erfahren. «Das war schön, denn der Druck war da», gibt er zu. Zudem habe es immer wieder positive Reaktionen der Leute gegeben, vor allem Chauffeure hätten Interesse gezeigt. Einmal sei beim Laden in Spanien von Neugierigen ein Stau verursacht worden.

Erst als er ins Ziel gelangte, wurde ihm indessen bewusst, dass er als erster LKW-Fahrer die Distanz elektrisch zurückgelegt und damit einen Rekord gefahren war. «Ich weinte fast vor Freude», sagt er. «Das war ein emotionaler Moment.»

Überglücklicher Rekordhalter: Balint hat die 3000 Kilometer ohne Probleme im E-LKW geschafft. 

Überglücklicher Rekordhalter: Balint hat die 3000 Kilometer ohne Probleme im E-LKW geschafft. 

Yasmine Pauchard

Ausbau der Ladeinfrastruktur

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