
Die Rettungsgasse muss gebildet werden, wenn es stockt – nicht erst, wenn Blaulicht kommt.
Platz schaffenWieso wird die Rettungsgasse so oft vergessen?
Seit 2021 gilt die Pflicht, eine Rettungsgasse bereits vorsorglich zu bilden, wenn der Verkehr stockt. Tut nur fast niemand. Schaut man mal ins Ausland, könnte das leider auch an der Bussenhöhe liegen.
- von
- Viva-Mobilitätsexperten
Frage von Francine ans Viva-Expertenteam:
Es gibt immer mehr Staus oder starke Stockungen auf den Autobahnen. Trotzdem wird praktisch nie eine Rettungsgasse gebildet. Einige tun es, aber es ist nicht die Regel. Warum nur, ist das nicht vorgeschrieben?
Antwort :
Liebe Francine
Vorgeschrieben ist es, aber leider funktioniert die Rettungsgasse oft nur mässig. Dies, obwohl es seit 2021 Pflicht ist, sie vorsorglich zu bilden, sobald es auf Autobahnen und mehrspurigen Autostrassen stockt (statt wie früher erst, wenn Blaulichtfahrzeuge kommen). Leider scheint dies auch mit der Bussenhöhe zu tun zu haben: Tut man es bei uns nicht, kostet es 100 Franken. In Deutschland oder Österreich zum Beispiel klappt es besser, seit dort die Bussen drastisch erhöht wurden. Deutschland berechnet 200 und bei Behinderung oder Gefährdung bis zu 320 Euro (plus Fahrausweisverlust), in Österreich sind es gar über 700 bis fast 2200 Euro.
Unnötige Spurwechsel im Stau sind echte Rettungsgassenkiller.
Die häufigsten Fehler: Die Gasse zwischen der äussersten linken Spur und der rechts davon wird nicht schon bei Schritttempo gebildet, sondern erst im Stau, wenn Blaulicht naht. Aber steht man mit zu wenig Abstand, kann man kaum manövrieren. Oft wird nach Durchfahrt eines Fahrzeugs die Gasse wieder dichtgemacht – obwohl meist weitere folgen. Unnötige Spurwechsel im Stau sind Rettungsgassenkiller und das Einhalten der Sicherheitslinien ebenso: Zur Gassenbildung darf man zum Beispiel die linke Linie nutzen. Der Pannenstreifen sollte idealerweise als Reserve freibleiben, aber wenn nötig, darf man auch ihn zur Gassenbildung nutzen.
Je mehr Autofahrende die Gasse bilden, desto eher tun es alle.
Wichtig für die Rettungsgasse: Nicht «wenn andere keine bilden, bilde ich halt auch keine» denken, sondern genau andersherum – Vorbild sein. Je mehr Autofahrende die Gasse bilden, desto eher folgen andere. Das lässt sich übrigens erstaunlich oft auf Transitstrecken wie der Gotthardroute beobachten: Gerade deutsche oder österreichische Autos bilden die Gasse eher als das Gros der Schweizer, was teils Nachahmeffekte ergibt.
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