Fluchterlebnisse in der Literatur Willkommensland Schweiz
Derzeit fliehen Millionen Menschen vor dem Krieg in der Ukraine. Die Literatur von Flüchtenden oder deren Kinder spricht aber auch von Mühen der Integration und Fremdheitserfahrungen.
- von
- Martin Ebel

Die ersten ungarischen Geflüchteten treffen am 8. November 1956 beim Grenzbahnhof Buchs SG ein.
Die Schweiz war schon im 19. Jahrhundert ein klassisches Asylland für politische Flüchtlinge: russische Sozialisten, polnische Aufständische, deutsche Demokraten. Im 20. Jahrhundert änderte sich das; gegenüber Schutzsuchenden aus dem Dritten Reich verhielt sich das Land restriktiv, verstand sich als Transitland und kultivierte die Angst vor Überfremdung.
Heute hat die Schweiz den höchsten Anteil von Ausländern und Eingebürgerten aller europäischen Länder. Das führt immer wieder zu Dichtestress-Wellen und -Kampagnen. Gerade gegenüber politischen Flüchtlingen hat sich die Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten aber stets grosszügig und aufnahmewillig erwiesen: 1956, als 14’000 Flüchtlinge aus Ungarn kamen, 1968, als 12’000 Tschechen kamen – jeweils nach sowjetischem Einmarsch; 1992–1994 und 1998/1999 bei den Jugoslawien- und Kosovokriegen.