Verunsicherte BörsenAnleger setzen mit Kurs-Feuerwerk auf Sieg von Trump
Donald Trump wirbelt mit seinen Drohgebärden die Aktienmärkte durcheinander. Dennoch hoffen viele Anleger insgeheim, dass der Republikaner das Rennen macht. In der Schweiz legt der Leitindex SMI klar zu.
Donald Trump nennt die Wahl einen «Betrug».
Darum gehts
Die Börsen sind wegen der US-Wahl verunsichert.
Grund ist der amtierende US-Präsident Donald Trump, der von Wahlbetrug und mit dem Gang vor die Richter droht.
Dennoch drehten die Börsen mehrheitlich ins Plus.
Weil die Anleger mit einem Sieg von Trump rechnen, greifen sie bei Pharmatiteln zu.
Die erhoffte «blaue Welle» bei den US-Präsidentschaftswahlen hat nicht stattgefunden. Stattdessen ist der Ausgang unklar und es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Biden und dem republikanischen Amtsinhaber Donald Trump. In diesem Umfeld sind sichere Werte gesucht.
Dass Trump angesichts der Verzögerung bei einem Wahlergebnis von «Betrug» spricht, verunsichert die Anleger rund um den Globus. Trump kündigte an, vor das Oberste US-Gericht zu ziehen, um eine weitere Auszählung der Stimmen zu stoppen. Anleger rechnen nun mit grösseren Schwankungen.
Roche und Novartis gesucht
Angesichts einer möglichen weiteren Amtszeit von US-Präsident Donald Trump greifen die Anleger nun aber bei Pharma- und Gesundheitswerten zu. Sie setzen darauf, dass unter dem Republikaner der weltweit grösste Gesundheitsmarkt weniger stark reguliert würde als unter Trumps Herausforderer Joe Biden.
Der Swiss Market Index (SMI) notiert am frühen Nachmittag um 1,6 Prozent höher bei 10'170 Punkten. Dies hat er insbesondere seinen Pharmaschwergewichten Roche (plus 3,2 Prozent) und Novartis (plus 3,5 Prozent) zu verdanken.
Weniger Regulierungen mit Trump
ZKB-Analyst Christian Brändli erklärt den Kursanstieg des SMI mit dem guten Abschneiden der Pharmakonzerne Novartis und Roche, deren Aktien jeweils um gut 2 Prozent zulegen. «Die Analysten waren im Vorfeld der US-Wahlen besorgt, dass die Demokraten bei einem Sieg von Biden verstärkt Druck auf die hohen Medikamentenpreise ausüben würden», sagt Brändli zu 20 Minuten.
«Nun rechnen sie mit einem Sieg von Trump und erwarten deshalb weniger Regulierungen im Pharmabereich.» Die beiden Konzerne seien stark in den USA verankert und könnten hohe Preise für ihre Medikamente etwa für Krebstherapien verlangen.
Offener Ausgang verunsichert
An der Börse Frankfurt waren die Pharma-Titel von Bayer und Merck gefragt: Die Aktien stiegen um 1,1 beziehungsweise 0,7 Prozent. Fresenius Medical Care verteuerten sich um fünf Prozent. Auch mit den Aktien von AstraZeneca aus Grossbritannien sowie Genmab und Novo Nordisk aus Dänemark deckten sich die Anleger im grossen Stil ein.
Angesichts des nach wie vor offenen Ausgangs der US-Präsidentenwahl könnten die Kurse aber rasch wieder abbröckeln, warnte der Experte. Gesundheitswerte waren im Vorfeld der US-Präsidentenwahl unter Druck geraten. Anleger befürchteten, dass ein Sieg von Trumps Herausforderer Biden und eine mögliche Mehrheit der Demokraten im Senat den Weg freimachen würden für Reformen bei den Medikamentenpreisen und der Krankenversicherung, mit möglicherweise nachteilhaften Folgen für Gesundheitsunternehmen.
«Albtraum-Situation wahr wird»
Die Drohung von Donald Trump verunsichert zusätzlich. «Wir erleben, wie eine Albtraum-Situation wahr wird, denn jetzt geht es um juristische Kämpfe», sagte Analyst Naeem Aslam vom Brokerhaus Avatrade. Diese Unsicherheit mache die Händler nervös, insbesondere nachdem Trump das Wort «Betrug» verwendet habe.
Im Gegensatz zu den Pharma-Werten sacken die am Vortag gesuchten Finanztitel deutlich ab. Auch bei zyklischen Werten, die am Dienstag noch haussiert hatten, wird nun Geld vom Tisch genommen. «Im Moment ist es vielen lieber, an der Seitenlinie auszuharren», erklärten Marktteilnehmer.
Mit Material von Reuters und der SDA