Vierte Corona-Welle in Deutschland«Wir garantieren Ungeimpften nicht die Behandlung in einem örtlichen Spital»
Sachsen führt ab Montag landesweit die 2G-Regel ein. Noch dramatischer ist die Reaktion im Nachbarland Thüringen auf die drohende Überlastung der Spitäler in der vierten Welle der Pandemie in Deutschland.
Darum gehts
Die Corona-Lage hat sich in Deutschland verschärft.
Das Robert-Koch-Institut meldet den zweiten Tag in Folge einen Höchststand der Neuinfektionen seit Beginn der Pandemie.
Die Bundesländer Sachsen und Thüringen schlagen Alarm.
Die vierte Corona-Welle ist mit voller Wucht in Deutschland angekommen. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern schlagen Alarm und drängen Menschen auf, sich für eine Auffrischungsimpfung zu entscheiden. «Boostern nach sechs Monaten sollte die Regel werden, nicht die Ausnahme», sagte der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Freitag. In Alten- und Pflegeheimen sollen die verpflichtenden Tests ausgeweitet werden. Eine Impfpflicht für das Pflegepersonal soll es aber nicht geben.
Vor allem Ältere, Menschen mit Vorerkrankungen und medizinisches Personal sollten die Auffrischungsimpfungen erhalten, sagte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU). Grundsätzlich sollten aber sogenannte Booster-Impfungen nach sechs Monaten «für alle möglich sein». Es gehe darum, «diese Welle zu brechen».
Eine Pandemie der Ungeimpften
Noch deutlicher drückte sich Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linkspartei) aus. Er befürchtete eine baldige Überlastung der Intensivstationen in seinem Bundesland. «Das führt dazu, dass wir alsbald in andere Nachbarbundesländer auch Patienten abgeben werden müssen», sagte er im ARD-«Mittagsmagazin».
Es gäbe eine «Pandemie der Ungeimpften», bei der hauptsächlich solche Menschen auf den Intensivstationen landen, die auf den Corona-Impfstoff verzichtet hätten, sagte Ramelow. Dann: «Ich kann den Patienten nicht mehr garantieren, dass sie in ihrem Heimatbundesland gepflegt werden, das können wir nicht garantieren», so Ramelow.
Sachsen führt 2G-Regel ein
Auch Sachsen reagiert mit verschärften Massnahmen auf die kritische Corona-Lage und führt die 2G-Regel ein. Ab Montag haben zu Innenräumen von Gaststätten sowie zu anderen Veranstaltungen in Innenbereichen nur noch Geimpfte und Genesene Zugang, wie Landessozialministerin Petra Köpping (SPD) am Freitag in Dresden sagte. Das Landeskabinett beschloss dazu eine neuen Corona-Verordnung, die bis zum 25. November gilt. Das betrifft auch Grossveranstaltungen.
Bislang galt 2G – Einlass nur für Geimpfte und Genesene – in Sachsen als Optionsmodell. Kinder und Jugendliche sowie Menschen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können, sollen demnach von einer verschärften 2G-Regelung weiter ausgenommen sein.
Höchststand der Neuinfektion seit Beginn der Pandemie
In Sachsen liegt die Sieben-Tage-Inzidenz aktuell bei 385,7 und damit deutlich über dem Bundesschnitt von knapp 170. Nur Thüringen hat eine noch geringfügig höhere Inzidenz. Zudem ist Sachsen bei der Impfquote bundesweites Schlusslicht. Laut Robert-Koch-Institut sind aktuell 68,5 Prozent der Erwachsenen im Freistaat einmal und 66,3 Prozent vollständig geimpft. Bundesweit erhielten fast 78 Prozent der Erwachsenen zwei Impfdosen.
Gleichzeitig meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) am Freitagmorgen den zweiten Tag in Folge einen Höchststand der Neuinfektionen seit Beginn der Pandemie im gesamten Land. Demnach wurden binnen 24 Stunden 37’120 Neuinfektionen registriert. 154 Menschen starben.
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