Vize-Ammann von Boswil: «Wir haben hier kein Rassismusproblem»

Aktualisiert

Vize-Ammann von Boswil«Wir haben hier kein Rassismusproblem»

Der Gemeindeschreiber von Boswil AG hat im Netz gegen Asylsuchende gehetzt. Vom Gemeinderat wurde er beurlaubt. Dieser informierte am Dienstag über den Fall.

von
som

Interview mit Liliane Kappeler (Video: 20 Minuten)

Etwas nervös stand Vizeammann Liliane Kappeler (CVP) am Dienstag im Boswiler Lokal «Chillout». Sie informierte die Medien über ihren Gemeindeschreiber Daniel Wicki. Dieser geriet in die Schlagzeilen, nachdem er auf Facebook gegen Ausländer hetzte. In den Posts rief etwa er nach einem Vergewaltigungsfall zur Erschiessung der mutmasslichen Täter auf.

Frau Kappeler, Daniel Wicki ist auf unbestimmte Zeit beurlaubt. Wie geht es weiter?

Noch ist ein Strafantrag hängig. Wird Wicki verurteilt, kündigen wir ihm sofort.

Und wenn nicht?

Das kann ich noch nicht sagen. Wir beurteilen die Situation wöchentlich.

Am Anfang hat der Gemeindeammann Wicki geschützt.

Dazu sage ich nichts. Der Ammann ist mein Kollege. Wir sind aber an der Gemeinderatssitzung am Montag gemeinsam zu diesem Entschluss gekommen.

Dort kam auch Wicki zu Wort. Was sagte er?

Er bedauert es sehr und sagt, dass er einen Riesenmist gemacht habe. Er sei aber nicht so, wie er jetzt in den Medien wahrgenommen werde. Wicki war im Dorf beliebt. Er hat nie rassistische Äusserungen in der Öffentlichkeit gemacht.

Wie ist die Stimmung im Dorf?

Sehr bedrückt. Das ist ein grosser Reputationsschaden für uns. Wir halten aber zusammen.

Gibt es keine Rassismus-Probleme im Dorf?

Sicher nicht. Wir sind eher ein konservatives Dorf, das Traditionen pflegt und ein aktives Vereinsleben hat. Die Gemeinschaft funktioniert sehr gut.

Die hetzerischen Posts von Wicki wurden aber erst thematisiert, nachdem die Medien darüber berichteten.

Der Gemeinderat hatte keine Kenntnis davon. Wir hätten aber sofort gehandelt. Wir sind nicht so aktiv auf Facebook.

Nun mussten Sie am Montag die Kanzlei schliessen. Warum?

Jemand drohte, dass dann im Gemeindehaus etwas Schlimmes passieren werde. Nun arbeiten wir wieder. Externe Berater unterstützen die Mitarbeiter und wir haben eine verstärkte Polizeipräsenz im Dorf.

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