Alex Frei: «Wir haben keinen Schweizer Torjäger auf internationalem Top-Niveau»

Publiziert

Alex Frei«Wir haben keinen Schweizer Torjäger auf internationalem Top-Niveau»

In einem Interview spricht der Schweizer Nati-Rekordtorschütze Alex Frei darüber, warum die Schweiz keinen wie Erling Haaland hat und wo er am Ende der Saison den BVB sieht.

1 / 3
Trainiert seit September 2020 den FC Wil: Alex Frei.

Trainiert seit September 2020 den FC Wil: Alex Frei.

Marc Schumacher/freshfocus
Er stört sich daran, dass heute vielen Talenten alle Steine aus dem Weg geräumt werden.

Er stört sich daran, dass heute vielen Talenten alle Steine aus dem Weg geräumt werden.

Marc Schumacher/freshfocus
BVB-Stürmer Erling Haaland findet Frei eine «Ausnahmeerscheinung».

BVB-Stürmer Erling Haaland findet Frei eine «Ausnahmeerscheinung».

Getty Images

Darum gehts

  • Alex Frei (41) bestritt 84 Spiele für die Schweizer Nati und ist mit 42 Toren immer noch Rekordtorschütze.

  • In einem Interview spricht der aktuelle Trainer des FC Wil über BVB-Talent Erling Haaland und die Gründe, warum der Schweiz einer wie er fehlt.

  • Er sagt: «Wir machen Fehler in der Ausbildung.»

Er spielte für den FC Basel, Stades Rennes sowie Borussia Dortmund und ist immer noch der Rekordtorschütze der Schweizer Nationalmannschaft: Alex Frei. Heute trainiert der 41-Jährige den FC Wil, mit dem er auf Rang 7 der Challenge League steht. In einem Interview mit der «Sport Bild» erklärt der 84-fache Nati-Spieler, was ihn im Umgang mit Talenten stört und warum für ihn die «Ausnahmeerscheinung» des BVB – Erling Haaland ein absolutes Vorbild ist.

Das sagt Alex Frei …

… zu den Unterschieden zwischen heutigen Talenten und früheren Generationen

«Technisch sind die Jungs viel weiter als wir damals. Und sie sind wissbegieriger. Was mir heutzutage nicht gefällt: Sobald es Widerstände gibt, wird von A nach B, von B nach C und C nach D gewechselt. Heute werden vielen Talenten alle Steine aus dem Weg geräumt. Das ist ein grosses Problem für die persönliche Entwicklung.»

… was ihn als Trainer geprägt und inspiriert hat

«Ich hatte das unglaubliche Glück, mit zwei Welttrainern zusammenarbeiten zu dürfen: Ottmar Hitzfeld bei der Nationalmannschaft (2008 bis 2011, Red.) und Jürgen Klopp beim BVB (2008 bis 2009, Red.). Ich habe genau beobachtet: Wie ist Ottmar, wie ist Jürgen als Motivator in Krisenzeiten. Wie verhalten sie sich, wenn es super läuft? Wie sind die Ansprachen? Ich hätte mir von Hitzfeld manchmal gewünscht, dass er ein bisschen mehr aus der Haut fährt (lacht)

… zur schwierigen Situation beim BVB

«Am Ende landet der BVB auf Platz drei oder vier. Weil die Qualität des Kaders einfach zu gross ist, um es nicht in die Königsklasse zu schaffen. Das Problem beim BVB ist, dass alle Trainer an Jürgen Klopp gemessen werden. Und das ist nicht fair.»

… zu Erling Haaland

«Haaland ist eine Ausnahmeerscheinung. Er ist unglaublich gut und hat seine Karriere absolut vorbildlich geplant. Seine Wechsel von Molde nach Salzburg und dann zum BVB waren genau richtig. Haaland ist bisher Schritt für Schritt die Karriereleiter nach oben gegangen, ohne eine Sprosse zu überspringen und auszurutschen.»

… warum die Schweiz keinen wie Haaland hat

«Wir haben keinen Schweizer Torjäger auf internationalem Top-Niveau. Wir machen Fehler in der Ausbildung. Stürmer sind Spielertypen, die ein bisschen verrückt sind. Die Tendenz in den Nachwuchsleistungszentren ist leider, die egozentrischen, extrovertierten und egoistischen Züge zu unterbinden und zu viele Leitplanken zu setzen. Natürlich soll keiner durchdrehen und seiner Mannschaft schaden. Aber Stürmer sind, wie Torhüter, ein eigenwilliges Völkchen und die brauchen manchmal andere Freiheiten.»

Deine Meinung

19 Kommentare