Stephan Lichtsteiner: «Wir haben nicht mit Geschenken gerechnet»

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Stephan Lichtsteiner«Wir haben nicht mit Geschenken gerechnet»

Die Leistung der Schweizer im Wembley war ordentlich. Ordentlich reicht aber gegen einen Gegner wie England bei weitem nicht.

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E. Tedesco/A. Stäuble
London

Die Schweiz verliert das EM-Qualispiel in England 0:2. Stephan Lichtsteiner zur Niederlage im Wembley und zur Ausgangslage. (Video: 20 Minuten)

Das 0:2 gegen England ist kein Beinbruch. Der Leader der Gruppe E hat in der aktuellen Qualifikation noch keinen Punkt abgegeben und ist seit Samstag für die EM-Endrunde qualifiziert. Die Ausgangslage hat sich – auch durch den 1:0-Sieg der Slowenen gegen Estland – nicht verändert: Die Schweiz braucht aus den letzten beiden Partien zuhause gegen San Marino (9. Oktober) und Estland (12. Oktober) vier Punkte.

«Wir haben nicht mit Geschenken gerechnet», sagt Stephan Lichtsteiner nach dem 0:2. «Wir spielen gegen zwei Gegner, die klar unterlegen sind, aber wir müssen aufpassen. Vor allem in Estland.» Ähnlich sieht es Timm Klose. «Drei gegen San Marino sind Pflicht», sagt der Innenverteidiger. «Und wenn wir dann den nötigen Punkt in Estland nicht holen, haben wir auch nichts an der EM zu suchen.» Wie wahr. Aber die Nati hat schon vieles angekündigt – nicht immer war die Realität im Einklang mit den vollmundigen Ankündigungen.

Nicht schlecht, aber auch nicht gut

Es war kein schlechtes Spiel der Schweizer im Wembley. Die Mannschaft von Vladimir Petkovic konnte über eine Stunde gut dagegenhalten. Mehr aber auch nicht. Unter dem Strich muss man sagen: Es war nicht schlecht, aber auch nicht gut. Und auf jeden Fall nicht gut genug, um gegen England einen Punkt zu holen oder gar zu gewinnen.

«Man hat keine schlechte Schweiz gesehen, aber uns hat es an Durchschlagskraft oder allgemein an Kraft gefehlt», sagt Yann Sommer, der mit einigen Paraden, zum Beispiel gegen Wayne Rooney und James Milner, einen früheren Rückstand verhindert hatte. Man habe auch sehr einfache Tore kassiert, Flanken von aussen, die so nicht passieren dürften, und eben einen Penalty. Vor allem im Angriff war auf den letzten Metern bemerkbar, dass die Kraft fehlte.

Die Kraft fehlte

An der Defensivleistung der Schweizer gab es wenig auszusetzen, das Mittelfeld war im Vergleich zum Slowenien-Spiel (3:2) deutlich verbessert. Auch dank Gökhan Inler. Er fiel letzten Samstag taktischen Massnahmen von Petkovic zum Opfer und musste auf die Ersatzbank. Granit Xhaka rückte im Wembley von der zentralen Position im Mittelfeld ab und spielte im 4-3-3-System wieder zwei Meter links neben dem Nati-Captain. Es kann festgehalten werden, dass Xhaka auf halblinks eine bessere Leistung ablieferte als in Basel. Inler spielte eine gute Partie. Unaufgeregt wie immer brachte er Ordnung ins Spiel der Schweizer. Ordnung, die gegen Slowenien über lange Strecken gefehlt hatte.

«Wir sind zwar am Mann gestanden, aber trotzdem sind wir in der Bewegung immer hinterhergelaufen», sagt Lichtsteiner. «Auf den letzten 20 bis 30 Metern hat uns die Power gefehlt, um ein wenig Unterschied auszumachen, was uns eigentlich stark macht. Wir hatten zu viel Respekt, um von hinten etwas herauszurücken. Grosse Mannschaften haben das breitere Kader, können wie England gegen San Marino mit der B-Elf spielen, was bei uns ganz anders war, weil wir gegen Slowenien voll gehen mussten.»

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