«Wir müssen die richtige Mutter finden»
Zwei in einer Klinik im Saarland geborene Mädchen sind kurz nach der Geburt vertauscht worden. Die Verwechslung kam bei einem Vaterschaftstest heraus. Ein Elternpaar weiss noch nichts von seinem Unglück.
Das teilte die Landrätin des Kreises Saarlouis, Monika Bachmann, am Freitag mit. Die Behörden und die St.-Elisabeth-Klinik bemühen sich nun mit Hochdruck darum, das andere betroffene Elternpaar ausfindig zu machen. Es kämen 14 Familien in Frage, sagte Klinikdirektor Franz-Josef Backes.
Die Mädchen wurden im Sommer geboren, nähere Angaben wollte die Klinik zunächst nicht machen. Es sei derzeit noch völlig unklar, wie es zu der Verwechslung habe kommen können, sagte Chefarzt Mathias Ulrich. Es sei auch möglich, dass die Kinder ausserhalb des Krankenhauses vertauscht worden seien. Backes erläuterte, die Klinik habe einen Grossteil der 14 Elternpaare bereits kontaktiert und ihnen einen DNA-Test angeboten.
Das würde es binnen acht bis 14 Tagen ermöglichen, die wahren Eltern des kleinen Mädchens festzustellen. «Es ist ja eine furchtbare Zeit für die Eltern, in der Ungewissheit zu schweben», sagte der Klinikchef. Den Neugeborenen seien im Zuge des sogenannten Screening-Verfahrens aber auch Blutproben entnommen worden. Nunmehr sei gerichtlich angeordnet worden, diese zu öffnen. Ein Abgleich werde allerdings einige Wochen dauern.
Die «Bild»-Zeitung berichtete, ein Ehemann habe seine Vaterschaft angezweifelt und die Tests angestrengt, bei denen dann auch die Mutterschaft überprüft wurde. Landrätin Bachmann wollte diese Darstellung nicht bestätigen. Sie habe bis zuletzt gehofft, dass es sich um einen Laborfehler gehandelt habe. Nach mehreren Gegenexpertisen bestehe aber seit Montag Gewissheit. Die Mutter und das kleine Kind würden vom Jugendamt nun rund um die Uhr betreut. «Das ist eine ganz schwierige Situation», sagte Bachmann.
Chefarzt Uhlig erklärte, an dem Tag habe es drei Entbindungen in dem Krankenhaus gegeben. Zum Zeitpunkt der Geburt des kleinen Mädchens sei keine andere werdende Mutter im Kreissaal gewesen, bei den anderen Babys habe es sich zudem um Jungen gehandelt. Es gebe auch das obligatorische Foto, dass die Mutter mit ihrer kleinen Tochter zeigt, die bereits ein Plastikarmband trage.
Backes erläuterte, die Klinik prüfe, ob es Schwachstellen in den Abläufen gebe. In seinem Krankenhaus erblickten jedes Jahr 900 Kinder das Licht der Welt. Zwar könne er nicht «zu 1000 Prozent» ausschliessen, dass es noch weitere Vertauschungsfälle gegeben habe. Nach menschlichem Ermessen sei das aber nicht passiert.
(dapd)