Tor-Impotenz: «Wir schiessen nicht extra daneben»

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Tor-Impotenz«Wir schiessen nicht extra daneben»

Die Chancen waren da, aber ein Treffer wollte nicht gelingen. Wieder nicht. Die Schweiz versagt erneut bei der Kaltblütigkeit. Ein altes Leid.

Reto Fehr
Podgorica
von
Reto Fehr
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Alex Frei nach dem Spiel gegen Montenegro.

Fünf Tore in zwölf Spielen. Das ist die katastrophale Torausbeute der Schweizer Nati seit fast auf den Tag genau einem Jahr. Keine Frage: So gewinnt man keinen Blumentopf. Schon an der WM-Endrunde vergab die Nati die Achtelfinalqualifikation wegen der mangelnden Torausbeute.

Auch gegen Montenegro mangelte es nicht an Chancen. Frei, Inler und Streller hatten die Führung in der ersten Halbzeit auf dem Fuss, Schwegler und wieder Inler im zweiten Abschnitt. Es wollte nicht. Warum? «Es ist wie ein Fluch. Seit einem Jahr habe ich in der Nati nicht mehr getroffen. Manchmal hat man halt das Abschlussglück nicht auf seiner Seite. Wenns läuft, mache ich hier zwei Tore, dann gewinnen wir», versuchte Alex Frei nach dem Schlusspfiff zu erklären. Er ist einer der Schweizer Stürmer, welche gar seit 14 Spielen nicht mehr getroffen haben. «Wir schiessen nicht extra daneben», sagt der Basler. Er weiss aber auch: «Für Tore ist immer die ganze Mannschaft verantwortlich. Klar sind die Stürmer da mehr gefragt als die Innenverteidiger.»

«Die wären schon zu packen gewesen»

Wegen der Torimpotenz steht die Schweiz neun Punkte hinter Montenegro in der Tabelle. Dies in sechs Spielen noch aufzuholen, grenzt an ein Wunder. Die Joker sind verbraucht: «Jetzt müssen wir alle Matches gewinnen», erkennt Xherdan Shaqiri. Auch er weiss: «Die wären schon zu packen gewesen. Wir waren nicht unterlegen. Leider wollte der Ball nicht ins Tor.» Das Runde wollte leider nicht nur gegen Montenegro nicht ins Eckige, sondern wie erwähnt allgemein viel zu selten. Das fängt schon im Training an. Tore fallen auch dort nicht wie die Blätter im Herbst.

Ein Knipser wie Vucinic fehlt

Gökhan Inler fand schon ziemlich deutliche Worte: «Wenn man so ein gutes Spiel macht, muss man auch die Tore schiessen.» Jeder kennt die wichtigste Regel im Fussball: Man muss ein Tor mehr schiessen als der Gegner. Was da hilft, ist ein Ausnahmestürmer. Einer wie Mirko Vucinic halt. Der Roma-Spieler war alleine gefährlicher als alle Schweizer Stürmer zusammen. «Er kann ein Spiel entscheiden», jubelte Elsad Zverotic nach der Partie (Video unten). So einer fehlt der Schweiz. Alex Frei könnte diesen Part übernehmen, bleibt aber den Beweis seit einem Jahr schuldig. Eren Derdiyok konnte die Klubform einmal mehr nicht in die Nati mitnehmen. Marco Streller trat fast nur bei seiner Auswechslung in Erscheinung.

Ob die Schweiz mit Vucinic gewonnen hätte? Eine hypothetische Frage, klar. Scott Sutter sagt: «Ich will Stürmer, welche laufen und arbeiten. So einer scheint Vucinic nicht zu sein.» Damit hat er Recht. Aber: Vucinic trifft, wenns drauf an kommt. Oder wie Xherdan Shaqiri, der mit noch nicht 19 Jahren jüngste Schweizer, eine alte Weisheit bemüht: «Wenn du sie vorne nicht machst, kriegst du sie hinten.»

Elsad Zverotic nach dem Spiel Montenegro - Schweiz

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