«We Love Techno» eingestellt«Wir sind das neuzeitliche Bauernopfer»
Die Besetzung hat Folgen: Der Trägerverein der Grossen Halle hat entschieden, das kommerzielle Festival «We Love Techno» aus dem Programm zu streichen. Die Veranstalter sind enttäuscht.
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Am Montag haben die Event-Veranstalter Sack-Stark Entertainment GmbH dicke Post erhalten. Per Brief teilte ihnen die Grosse Halle der Reitschule mit: «Die Trägerschaft der Grossen Halle hat im Zusammenhang mit der Besetzung eine neue Lagebeurteilung vorgenommen und kommt zum Schluss, dass sie die Durchführung des We Love Techno Festivals kommenden November nicht garantieren kann.» Die Absage des Anlasses stehe in keinem Zusammenhang mit der bisherigen Zusammenarbeit.
Das Technofestival hat seit 2015 insgesamt siebenmal in der Grossen Halle stattgefunden. Laut Sack-Stark Entertainement hätten die Verantalter pro Ausgabe 2300 Besucher verzeichnet.
Besetzer kritisierten Techno-Event scharf
Der Abbruch der Eventserie ist eine direkte Folge der Besetzung der Grossen Halle. Denn das Besetzerkollektiv «Die Wohlstandsverwahrlosten» forderte, dass weniger kommerzielle Anlässe in der grossen Halle stattfinden sollen und die Halle im Gegenzug viel öfter für die Allgemeinheit geöffnet haben soll. Insbesondere das Technofestival mit seinen hohen Eintrittspreisen wurde namentlich kritisiert.
Der Trägerverein der Grossen Halle teilte am Dienstag mit, dass die Besetzer fest in die Organisation integriert werden, sie also ihre Ideen nicht nur einbringen können, sondern das Programm aktiv mitgestalten dürfen.
«Wir sind das Bauernopfer»
Die Veranstalter des We Love Techno-Festivals zeigen sich in einem Mail, das auch an die Berner Redaktion von 20 Minuten gesendet wurde, sehr enttäuscht. «Leider hat uns gestern die Trägerschaft Grosse Halle die sofortige Kündigung der Zusammenarbeit mitgeteilt.» Die bereits geplante Ausgabe am 2. November 2018 kann damit nicht stattfinden.
«Wir bedauern den Ausgang der Besetzung in der Grossen Halle sehr», schreibt Marco Rosser, Geschäftsleiter der Sack-Stark Entertainement, im Mail. «Wir verstehen uns als neuzeitliches Bauernopfer.» Letzte Woche sei ihm noch ein Dialog mit den Besetzern der Halle in Aussicht gestellt worden, doch «dieser wurde gestern mit dem erhaltenen Brief wieder verwehrt».
Strenge Auflagen
Rosser schreibt weiter, dass sie sich immer als kulturellen Teil der Grossen Halle verstanden hätten und als «Mitträger des Leistungsvertrages mit der Stadt Bern». «Dank unserer Umsetzung durften andere Projekt in der Grossen Halle wie Ausstellungen oder Flüchtlingsprojekte ohne grosses Budget getragen und gefördert werden.»
Auch seien die Veranstalter «immer auf die exzentrischen und teilweise übertriebenen Forderungen, welche uns durch den Raum Reitschule gestellt wurden», eingegangen. «Wir hatten keine Sponsoren und mussten den Event mit einem tiefen, nicht marktüblichen Ticketpreis veranstalten.» Die Tickets seien für 29, 39 und 45 Franken verkauft worden. «Eine Veranstaltung in dieser Grösse und Qualität würde in der Schweiz mit einem Eintrittspreis von mindestens 50 Franken durchgeführt», so Rosser. «Dieser Event konnte mit den bestehenden Auflagen kaum kommerziell und gewinnbringend umgesetzt werden.» Trotzdem hätten alle Mitarbeitende den Event gerne durchgeführt, weil die Rückmeldungen der Partygäste jeweils stimmten und alle sieben Durchführungen ausverkauft waren.
Überfall auf Party
Die «We love Techno»-Party in der Grossen Halle der Reitschule wurde wegen ihrem Eintrittspreis um die 50 Franken bereits in der Vergangenheit zum Zankapfel unter Reitschulgängern. So wurde die Premiere im Herbst 2014 von 50 Vermummten gestürmt. Die Krawallmacher plünderten 13'500 Franken aus dortigen Kassen und leerten sämtlich Kühlschränke. Schliesslich öffneten die Eindringlinge alle Türen der Grossen Halle, um anderen Nachtschwärmern kostenlosen Zutritt zum Fest zu verschaffen.
Der gewaltsame Überfall hatte ein Nachspiel: Einer der Vermummten konnte identifiziert werden und wurde von der Berner Justiz verurteilt. Für den Veranstalter entstand ein fünfstelliger Sachschaden.