«Wir sind ohnmächtig»

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«Wir sind ohnmächtig»

Die Bestürzung über den Todesfall nach einer Schlägerei vor der Disco Kettenbrücke in Aarau ist gross. Die Klubbesitzer fordern eine harte Bestrafung gegen die Täter. Das Bezirksamt hat eine Obduktion der Leiche verlangt.

Der 22. Juli 2007 sollte der letzte Abend sein, den Nicky H. in vollem Bewusstsein erlebte. Nachdem er vor der Disco «Kettenbrücke» in Aarau von zwei Italienern (19 und 20 Jahre) und einem Schweizer (20) brutal verprügelt wurde, verlor er das Bewusstsein und fiel ins Koma. In der Nacht auf Dienstag, zwei Monate nach dem Vorfall, verstarb der 19-jährige Schweizer.

Das Opfer blieb regungslos liegen

«Wir sind zutiefst betroffen und ohnmächtig», sagt «Kettenbrücke»-Mitbesitzer Georgios Antoniadis gegenüber 20minuten.ch. Man habe bis zuletzt gehofft, dass der junge Mann wieder gesund werde. Nun bleibt nur noch Trauer.

Nach heutigen Erkenntnissen hatten sich die Täter und das Opfer in Begleitung anderer Personen an diesem Abend in der «Kettenbrücke» aufgehalten. Dort ist es laut Angaben der Kantonspolizei Aargau bereits zu gegenseitigen Provokationen gekommen. Zur folgenschweren Schlägerei kam es gegen 1.15 Uhr vor dem Klub. Die drei Täter versetzten ihrem Opfer Faustschläge und Fusstritte. Als er schliesslich zu Boden fiel, blieb er regungslos liegen.

«Wir hatten keine Chance, früher einzugreifen. Es ging alles extrem schnell», erinnert sich Antoniadis. Nachdem die Türsteher die Schlägerei gesehen haben, seien sie sofort eingeschritten. Die Täter waren da bereits verschwunden. Fabian Bürkli, Gründer der Disco und bekannt aus der ersten Schweizer «Big Brother»-Staffel im Jahr 2000, rief sofort die Ambulanz.

«Das Opfer konnte nie befragt werden»

Die Kantonspolizei Aargau konnte die Täter Ende August «nach intensiven Ermittlungen» verhaften. Sie befanden sich darauf mehrere Tage in Untersuchungshaft und gestanden die Tat. Die Hintergründe der Schlägerei dürften nie restlos geklärt werden. «Leider konnten wir das Opfer nie befragen», sagt Rudolf Woodtli, Sprecher der Kantonspolizei Aargau.

Medizinische Gründe als Todesursache?

Die Besitzer der Disco «Kettenbrücke» hoffen «auf eine möglichst harte Bestrafung der drei Täter». Das Bezirksamt Aarau will allerdings erst prüfen, ob das 19-Jährige Opfer allein auf die Wucht der Schläge ins Koma fiel oder ob noch andere medizinische Gründe eine Rolle spielten. Sie ordnete daher eine Obduktion an. Laut Bezirksamt gibt es Hinweise, wonach auch medizinische Gründe im Todesfall eine Rolle gespielt haben könnten. Das seien allerdings Vermutungen. Eine Obduktion werde in einem solchen Fall sowieso angeordnet. Das Verhalten der drei Täter, die Schlägerei, ist strafrechtlich relevant. Die Resultate der Obduktion würden die Tatbestände aber massiv beeinflussen.

Mit «schwarzen Listen» gegen aggressive Klubbesucher

Die Besitzer der «Kettenbrücke» haben sich zu ihrer Zukunft unlängst Gedanken gemacht. Vor zwei Wochen haben sie nach eigenen Angaben den Entschluss gefasst, eine Sektion «Safer Clubbing Mittelland» zu gründen. An dem Projekt sind in Aarau neben der «Kettenbrücke» auch das Jugendhaus Flösserplatz und das «Kiff» beteiligt. Insgesamt sind bereits 10 Clubs zwischen Baden und Olten interessiert an dem Projekt. Ziel: Mit «schwarzen Listen» sollen aggressive Gäste von den Klubs ferngehalten werden. Diese Angaben erhalten die «Kettenbrücke»-Betreiber aus Datenschutzgründen von der Polizei nicht. «Das ist sehr traurig», zeigt sich Antoniadis betrübt.

Marius Egger, 20minuten.ch

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