Demo in Rapperswil SG«Wir sind weder Rechtsradikale, noch Corona-Leugner»
Am Samstag demonstrierten Tausende Corona-Massnahmen-Gegner in Rapperswil. Demonstranten erzählen, weshalb sie sich an solchen Kundgebungen beteiligen.
- von
- Dafina Eshrefi
Am 24. April 2021 hat der Verein «Stiller Protest» zu einer Kundgebung in Rapperswil aufgerufen. Tausende versammelten sich vor Ort, obwohl die Polizei die Demonstration nicht bewilligte.
Darum gehts
Am Samstag gab es in Rapperswil St. Gallen eine unbewilligte Demonstration gegen die Coronamassnahmen des Bundes.
Über 4000 Menschen beteiligten sich an der Kundgebung.
Teilnehmende erzählen über ihre Beweggründe an solchen Demonstrationen teilzunehmen.
Es herrschte Volksfeststimmung am Samstagnachmittag in Rapperswil SG: Tausende Menschen demonstrierten gegen die Corona-Massnahmen des Bundes. Über 4000 sollen sich an der unbewilligten Demo beteiligt haben.
«Man sieht es doch, wir sind alle friedlich», erklärte eine Demonstrantin. «Wenn die Polizei nicht mit Tränengas auf uns losgeht, dann bleibt es auch so», sagte die Corona-Massnahmengegnerin, die nicht mit Namen genannt werden möchte.
«Ich bin nicht rechtsradikal, sondern grün-links!»
«Am meisten stört mich an der Berichterstattung, dass wir Demonstrierenden als Rechtsradikale abgestempelt werden», erklärte eine weitere Demonstrantin. B. B. (41) sei alles andere als rechts: «Ich bin hier, weil ich mit dieser Panikmache und mit der Bevormundung durch die Regierung nicht einverstanden bin.» Politisch würde sie sich als grün-links bezeichnen.
«Aber hier geht es nicht um politische Einstellungen. Die Menschen, die sich hier versammeln, stehen für Meinungsfreiheit und Demokratie.» Sie fände es tragisch, dass Kinder in einer Zeit aufwachsen müssten mit all den Corona-Massnahmen: «Diese Situation wird doch nicht spurlos an unseren Kindern vorbeigehen.»
«Eine andere Meinung zu vertreten ist heutzutage ein No-Go»
An jeder Eingangstüre wären Plakate mit den Corona-Massnahmen angebracht, erklärte die Mutter weiter: «Wir sind doch nicht dumm! Warum muss man uns diese Massnahmen ständig vor die Nase hinhalten? Man kann es uns einmal erklären und gut ist.» Eine andere Meinung im Bezug auf die Corona-Situation zu vertreten, sei heutzutage ein No-Go: «Das ist tragisch!»
«Mein Chef würde mir kündigen, wenn er wüsste, dass ich hier bin»
Ein anderer Demonstrant, der ebenfalls nicht mit Namen genannt werden möchte, sagte: «Finden Sie es in Ordnung, dass ich mit Ihnen anonym darüber sprechen muss, dass ich die Corona-Massnahmen übertrieben finde?» Sein Chef würde ihm sofort kündigen, sollte er herausfinden, dass er sich an diesen Demos beteiligt: «Das hat er uns klipp und klar gesagt.»
Der Systemtechniker erklärte weiter, dass er kein Corona-Leugner sei. «Ich bin auch kein Impfgegner. Ich bin selber gegen etliche Krankheiten geimpft.» Trotzdem wolle er sich gegen das Corona-Virus nicht impfen lassen: «Ich will nicht als Versuchskaninchen dienen.» Er könne seine im Ausland lebende Freundin seit über einem Jahr nicht besuchen: «Wahrscheinlich werde ich sie ohne Impfung überhaupt nicht mehr besuchen können.»
«Warum kommt die Regierung nicht auf bessere Ideen als Lockdown?»
«Wir sind weder Rechtsradikale, noch Coronaleugner!», fügte ein älterer Demonstrant hinzu. Er sei sich dessen bewusst, dass die Corona-Erkrankung auch sehr schwere Verläufe haben könne, aber dafür die ganze Wirtschaft an die Wand zu fahren, sei fahrlässig, erklärte er weiter. «Die Regierung hatte jetzt über ein Jahr lang Zeit, um sich Gedanken zu machen, wie wir diese Situation in den Griff bekommen. Warum kommt sie nicht auf bessere Ideen, als einfach das Land und dessen Bevölkerung in den Ruin zu treiben?»
«Das ist eine Freiheitsbewegung»
Ein anderer Demonstrant, der anonym bleiben möchte und bereits an den Demos in Altdorf und Schaffhausen teilgenommen habe, erklärt, dass an den Demonstrationen nicht «Rechte» teilnehmen würden: «Das ist eine Freiheitsbewegung. Es spielt überhaupt keine Rolle, woher man kommt oder wo man politisch steht.»
Anwohnerin über Demonstration
«Genau diese Leute landen dann bei uns im Spital»
M.L. erlebte die Demo von Rapperswil als Anwohnerin aus der Nähe. Die Fachfrau Gesundheit stört, dass die Massnahmen-Gegner Ansteckungen riskieren. «Ich habe in einem Heim gearbeitet, wo fast die Hälfte der Bewohner an Corona starb», sagt sie. «Ich habe mich auf ein ruhiges Wochenende gefreut. Als Fachfrau Gesundheit habe ich fast nie am Wochenende frei. Wenn ich Nachtdienst gehabt hätte, wäre das ein Problem gewesen, denn ich hätte wohl kein Auge zugetan», sagt sie. Dass die Polizei die Demonstrantinnen und Demonstranten gewähren liess, obwohl es für die Aktion keine Bewilligung gab, ist für M.L. unverständlich: «Ich frage mich, wie man bei Frauendemonstrationen für Gleichberechtigung die Demonstrierenden zusammenschlagen kann, aber Corona-Demonstrationen einfach toleriert werden», sagt sie.
«Genau solche Personen erkranken dann an Corona und binden unsere Kräfte. Und währenddessen gibt es Personen, die sich an die Regeln gehalten haben, sich trotzdem infizieren und auch auf unsere Pflege angewiesen sind. Wir haben bei uns immer wieder Leute, die an Massnahmen-Demonstrationen waren und das Virus nicht ernstgenommen haben.» Die Pflegefachfrau erklärt weiter: «Wenn sie dann selber betroffen sind, nehmen sie es dann aber meistens plötzlich ernst.»
Hast du oder hat jemand, den du kennst, Mühe mit der Coronazeit?
Hier findest du Hilfe:
BAG-Infoline Coronavirus, Tel. 058 463 00 00
BAG-Infoline Covid-19-Impfung, Tel. 058 377 88 92
Dureschnufe.ch, Plattform für psychische Gesundheit rund um Corona
Safezone.ch, anonyme Onlineberatung bei Suchtfragen
Branchenhilfe.ch, Ratgeber für betroffene Wirtschaftszweige
Hotline bei Angststörungen und Panik, Tel. 0848 801 109
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
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