Sean Simpson«Wir spielen mit Sulander»
Mit oder ohne Ari Sulander? ZSC-Lions-Trainer Sean Simpson im Gespräch mit 20 Minuten Online über den heikelsten Entscheid seiner Karriere und die Playoff-Serie gegen Fribourg-Gottéron.
- von
- Klaus Zaugg
Stecken Sie in der schwierigsten Situation ihrer Karriere?
Sean Simpson: Nein. Aber die verrückteste, emotional aufwühlendste ist es schon. So viel habe ich noch nie in so kurzer Zeit erlebt wie in dieser Saison.
Die entscheidende Frage ist: In Fribourg mit oder ohne Sulander? Der heikelste Entscheid aller Zeiten?
Sagen wir es so: Wahrscheinlich hat noch kein Entscheid die Medien so beschäftigt. Ich kriege noch und noch Anrufe deswegen.
Und, haben Sie entschieden?
Ja. Wir spielen mit Sulander, Suchy, Trudel und Pittis. Aber nicht mit Sejna.
War es Ihr einsamer Entscheid?
Nein. Ich habe zusammen mit meinem Assistenten Colin Muller entschieden. Aber wir haben aber auch Edgar Salis (den Sportchef, die Red.) und Peter Zahner (den Manager, die Red.) gefragt.
Aha, Sie wollten sich absichern.
Nein, überhaupt nicht. Ich übernehme die Verantwortung für den Entscheid. Aber wenn wir schon die Chance haben, so erfahrene Leute innerhalb unserer Organisation um Rat zu fragen, so wäre es unklug, das nicht zu tun. Wer weiss, vielleicht hätten sie ja Argumente vorgebracht, die wir nicht bedacht hatten.
Waren beide mit Ihrem Entscheid einverstanden?
Ja, zu hundert Prozent.
Warum also Sulander? Warum nicht mit drei oder gar vier ausländischen Stürmern? So verlieren Sie nach dem Ausfall von Adi Wichser nun auch noch Sejna und damit zwei Drittel ihrer ersten Linie, die in der Champions Hockey League eine der besten in Europa war.
Fribourg wird zu Hause, angetrieben von diesen temperamentvollen Fans, offensiver spielen und es kommt darauf an, dass wir nicht gleich ein Tor kassieren. So gut Lukas Flüeler auch ist - in dieser so heissen Situation ziehe ich Sulander vor. Suchy ist in unserer Abwehr so wichtig, seine Position steht gar nicht zur Diskussion. Und auf einen so starken Center wie Pittis können wir nicht verzichten. Und es ist ja nicht so, dass wir im ersten Spiel total Schiffbruch erlitten hatten. Unser System funktionierte, wir dominierten Fribourg.
Aber die ZSC Lions verloren...
Ja, das will ich nicht schön reden. Und Fribourg hat den Sieg durch ein sehr, sehr solides, einfaches, gutes Hockey verdient. Ich will damit nur sagen, dass wir nicht so schlecht spielten, dass es jetzt notwendig wäre, komplett alles umzukrempeln und mit vier ausländischen Feldspielern zu spielen.
Eigentlich spielte Fribourg so wie die ZSC Lions in der Champions Hockey League.
Ja, in gewisser Weise schon, vielleicht waren wir etwas offensiver.
Und nun müssen auch die ZSC Lions wieder so spielen wie in der Champions Hockey League.
Das ist der Punkt. Wir müssen nicht unser System umstellen. Wir müssen nur zur Basis des Spiels zurückkehren und die einfachen Dinge richtig machen.
Was nicht so einfach ist. Sie bringen wahrscheinlich eher einen Elefanten in ihr Büro als die Helden der Champions Hockey League zurück zur Bescheidenheit.
Ich denke, dass wir alle wissen, worum es geht und wir hatten eine sehr gute Teamsitzung. Aber es ist nicht einfach, nach dem Erlebnis der Champions Hockey League zum Alltag zurückzukehren. Es ist nach diesem unglaublichen Erlebnis eine harte Landung im Alltag.
Haben Sie besondere Motivationstricks?
Nein, ganz im Gegenteil. Jetzt brauchen wir alles andere als einen Fondue-Abend. Wir hatten in den letzten Wochen durch die Champions Hockey League genug Abwechslung. Jetzt geht es darum, zur Basis des Spiels zurückzufinden. Und dafür braucht es keine Sonderaktionen.
Sie stecken ja in einer beneidenswerten Situation.
So? Wie denn das?
Sie sind wohl der erste Coach eines Titelverteidigers seit Erfindung des Eishockeys, der nach einem Ausscheiden in der ersten Playoffrunde ungeschoren davonkommen wird. Nach dem Sieg in der Champions Hockey League wird es niemand wagen, Ihre Entlassung zu fordern.
Ausgerechnet Sie sagen das. Nun, so habe ich das noch gar nie betrachtet und ob es so ist oder nicht, spielt eigentlich keine Rolle. Zu meinem Beruf gehört der Erfolgsdruck. Das macht ja meinen Job so aufregend und darum bin ich gerne ein Coach.