Hausbesetzer«Wir werden das Haus nicht freiwillig verlassen»
Die Gruppe Gundula hat sich nach ihrem Auszug aus der Villa an der Obergrundstrasse unter dem Namen Stella Matta erneut in einem Haus eingerichtet.
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- emi/sda
Die Gundula-Aktivisten haben wieder zugeschlagen: In der Nacht auf Sonntag haben sie sich in einem Haus an der Sternmattstrasse 68 eingerichtet. Sechs Wochen ist es her, seit die Hausbesetzergruppe die Villa an der Luzerner Obergrundstrasse friedlich verlassen hat. Diesmal kommunizieren sie auf Facebook unter dem Namen Stella Matta – der Account der Gruppe Gundula wurde umgetauft.
«Es ist wieder etwas los in Luzern», postete die Gruppe Stella Matta am Sonntagmorgen früh auf ihrem Facebook-Profil. Das Haus an der Sternmattstrasse 68 sei wieder belebt worden. Es stehe seit mehreren Jahren leer. «Wir wollen eine Stadt, in der Freiraum nicht nur eine Floskel im Wahlkampf ist», schreiben die Hausbesetzer weiter.
Über die Besetzung hatte die «Neue Luzerner Zeitung» berichtet. Wer sich hinter Stella Matta verbirgt, ist unklar. Es wird vermutet, dass es sich bei den «neuen» Hausbesetzern um die gleiche Gruppe handelt wie bei der Besetzung an der Obergrundstrasse. «Gundula hat Menschen inspiriert. Stella Matta sind alle Menschen, die dieses Haus wiederbeleben und welche die momentanen Besitzverhältnisse nicht länger hinnehmen möchten», schreibt die Gruppe.
«Wir verstehen dieses Haus als Einladung»
Das Sternmattquartier liegt an der Grenze zu Horw. «Die Sternmattstrasse 68 ist ein Ort, der uns befreit von der Idee von Konsum und Wertung», schreibt Stella Matta. «Wir verstehen dieses Haus als Einladung, es zu gestalten und laden alle ein, an der Belebung dieses Ortes teilzunehmen.» Damit möchten sie Widerstand gegen die Stadtentwicklung leisten, die abhängig von Kapital ist: «Wer Geld hat, hat den Raum, wer den Raum hat, hat die Macht.»
Die Eigentümer des Hauses sind verstorben. Nun steht es im Besitz der Margot und Jost Limmacher-Leo Stiftung. «In der Nacht auf Sonntag haben wir die Vertreter der verstorbenen Besitzer informiert», schreibt Stella Matta. Diese Stiftung verfolge lediglich den Zweck, dass das Haus als Andenken an die Familie leer stehe. «Wir werden das Haus nicht freiwillig verlassen», schreibt Stella Matta in der Mitteilung weiter.
Bereits im April hatte eine Gruppe unter dem Namen Gundula 19 Tage lang eine Villa an der Obergrundstrasse 99 in Luzern besetzt. Die Gruppe wollte einen Beitrag für eine lebendige Stadt leisten und forderte mehr Freiräume für Begegnungen, Diskussionen und Kultur.
Die sanierungsbedürftige Stadtvilla stand seit gut zwei Jahren leer. Der Eigentümer wollte das Gebäude abreissen und ein neues Projekt realisieren. Doch die Stadt wehrte sich dagegen. Nach Bekanntwerden der Hausbesetzung kündigte der Besitzer an, er werde früher als geplant mit den Sanierungsarbeiten beginnen.
Villa Gundula wurde friedlich verlassen
Die Gundulas verliessen die Villa daraufhin friedlich, wie 20 Minuten berichtete. Sie konnten die vom Besitzer gesetzte Frist sogar noch drei Tage hinauszögern. Eine polizeiliche Räumung war nicht nötig.
Die Behörde führt gegen die Hausbesetzer eine Strafuntersuchung wegen Hausfriedensbruchs. Die Besitzerin der Villa – die Bodum Invest AG – hatte Anzeige erstattet. «Zurzeit laufen diesbezüglich noch immer Abklärungen», sagte Simon Kopp, Sprecher der Staatsanwaltschaft, auf Anfrage.