Strassenschilder überklebt«Wir wollen mehr Anerkennung für Frauen»
Über ein Dutzend Aktivist*innen haben in St. Gallen mit Plakaten Strasse und Plätze umbenannt und ehren so Frauen. Das Ziel: Mehr Respekt und Aufmerksamkeit für Frauen. Die Polizei deklariert die Aktion als strafbar.
- von
- Michel Eggimann
Darum gehts
13 Aktivistinnen und ein Aktivist haben in St. Gallen Strassenschilder überklebt.
Sie brachten Plakate an, auf denen sie auf wichtige Frauen in der St. Galler Geschichte verwiesen.
Durch die Aktion sollen Frauen mehr Anerkennung in der Gesellschaft erhalten.
Laut der Polizei ist die Aktion strafbar.
In der Stadt St. Gallen waren am Donnerstagmorgen diverse Strassenschilder überklebt. Dafür verantwortlich sind 14 queer feministische Personen aus der Stadt. Sie tauften Plätze und Strassen um, um Frauen sichtbarer zu machen, berichtete das Portal Top Online. Eine der Frauen-Aktivist*innen ist Miriam Rizvi. Die 19-Jährige St. Gallerin führt gegenüber 20 Minuten aus: «Wir haben am Mittwochabend Plakate an Strassenschildern und bei Plätzen angebracht.» Auf den Plakaten stünden Namen von wichtigen Frauen der St. Galler Geschichte. Was diese jeweils vollbrachten, ist auf den angebrachten Plakaten kurz beschrieben.
Zum Ziel der Aktion sagt Rizvi: «Wir wollen mehr Anerkennung für Frauen in der Gesellschaft. Die Leute sollen merken, dass auch sie viel geleistet haben. Mit unserer Aktion wollen wir sie ehren.» Die umbenannten Strassen und Plätze seien symbolische Bilder, denn es gehe um die Allgemeinheit. Cis-Männer, also heterosexuelle Männer, würden grundsätzlich mehr Anerkennung bekommen und seien beispielsweise in Geschichten, Gedichten oder Schulbüchern noch immer präsenter. «Feminismus bleibt ein grosses Thema. Wir werden nicht aufhören, für Gendergerechtigkeit zu kämpfen», so Rizvi.
Lustige Situation erlebt
An der Aktion vom Mittwochabend waren 13 Aktivist*innen und ein Aktivist beteiligt. Sie seien unterwegs durchaus aufgefallen, meint die 19-Jährige. Angesprochen wurden sie beim Anbringen der Plakate nicht, doch komische Blicke habe es gegeben. Wie die Bilder zeigen, musste die Gruppe auch Objekte besteigen, um die Plakate anbringen zu können. Rizvi ist besonders ein Moment geblieben: «Bei einem Briefkasten begegneten wir einem Angestellten der Post. Zuerst hat er geduldig gewartet, als gerade jemand von uns auf dem Briefkasten stand.» Doch dann habe er offenbar die Geduld verloren und sich an seine Arbeit gemacht, um den Kasten zu leeren. Die queer feministischen Personen mussten kurz lachen und machten weiter.
Sorgen um Konsequenzen macht sich die St. Gallerin nicht: «Wir sind immer vorsichtig bei unseren Aktionen. Angst vor der Polizei haben wir nicht.» Sie sei sich aber bewusst, dass die Polizei in den meisten Fällen Möglichkeiten habe, etwas zu unternehmen. In diesem Fall rechnet sie aber nicht damit, da sich wohl kaum jemand gestört fühle.
Aktion ist strafbar
Die Polizei hatte bis am Donnerstagmittag keine Kenntnis von der Aktion. Dionys Widmer, Sprecher der Stadtpolizei St. Gallen, sagt: «Bei uns sind diesbezüglich bisher keine Meldungen eingegangen.» Für die Schilder verantwortlich sei das kantonale Tiefbauamt. Auch dort habe man nichts von der Aktion gewusst, so Widmer. «Lediglich beim Stadtmelder sind zwei Meldungen eingegangen, dass zwei Tafeln verklebt sind.»
Der Sprecher der Stadtpolizei St. Gallen erklärt weiter, die Aktion sei strafbar. Es gehe unter Sachbeschädigung, sei jedoch ein Antragsdelikt. Sprich, wenn keine Anzeige eingehe, untersuche die Polizei den Fall nicht. Wie er erfahren hat, kümmert sich das Tiefbauamt am Freitag um die verklebten Objekte.
20 Minuten setzt auf den Genderstern
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