FC Weinfelden-Bürglen «Wir wollen niemanden aus der Familie verlieren»
Yaya Baldeh müsste am 20. März die Schweiz verlassen. Dagegen kämpfen seine FC-Kollegen. Sie haben 200 Unterschriften gesammelt. Doch es sollen noch viel mehr werden.
- von
- jeb
«Yaya hat in seinen jungen Jahren sein Leben riskiert, um es zu retten», steht zum Beginn des Unterschriftenbogens des FC Weinfelden-Bürglen. Er habe Gambia verlassen und sei über Libyen und Italien in die Schweiz gelangt. In seiner Heimat sei er von regierungstreuen Personen verfolgt worden.
In der Schweiz hat Yaya um Asyl ersucht. Vergeblich. Nach eigenen Angaben wurde sein Gesuch im November 2017 abgelehnt. Kein Wunder, denn laut Staatssekretariat für Migration (SEM) erhalten nur 2,3 Prozent der Gesuchsteller aus Gambia einen positiven Entscheid. Doch Yaya setzte nicht nur auf die Karte Asyl. «Mein Vater lebt seit 19 oder 20 Jahren in der Schweiz. Er hat sogar den Schweizer Pass», sagt Yaya am Montag zu 20 Minuten. Sein Vater versuchte es mit einem Antrag auf Familiennachzug. Doch ohne Erfolg, denn für einen Familiennachzug ist der 18-Jährige zu alt. Ende Februar wurde Yaya informiert, dass das Gesuch abgewiesen wurde und er die Schweiz bis zum 20. März 2018 verlassen müsse.
200 Unterschriften in kurzer Zeit
Das wollen seine Fussballerkollegen verhindern und sammeln deswegen Unterschriften. «Am Sonntag hatten wir ein Testspiel. Da haben wir innert kurzer Zeit 200 Unterschriften gesammelt», sagt Teamkollege Rinor Hiseni. Am Montagabend werden er und weitere Fussballer und Trainer Unterschriften an diversen Bahnhöfen, etwa in Amriswil, Frauenfeld und Weinfelden sammeln. «Er ist ein guter Mensch und ein talentierter Fussballer. Wir möchten, dass er bei uns bleibt.» Die Mannschaft spielt in der Coca-Cola-League. Yaya sei für die A-Junioren wie ein weiteres Familienmitglied und sie würden für ihn einstehen. «Wir wollen kein Familienmitglied verlieren.»
Yaya hofft, dass er in der Schweiz bleiben kann. «Ich möchte eine Lehre als Elektroinstallateur absolvieren.» Er habe bereits zwei Mal in diesem Beruf geschnuppert, und es habe ihm gefallen. «Ich habe mich bei mehr als 20 Arbeitgebern für eine Lehrstelle beworben, aber ohne Aufenthaltsbewilligung ist es praktisch unmöglich, eine Stelle zu bekommen.»
Mutter gestorben
In der Zwischenzeit werde er weiterhin Deutsch lernen. Yaya wohnt im Durchgangsheim Weinfelden. Bei seinem Vater dürfe er nicht wohnen. Müsste er nach Gambia zurück, wüsste er nicht wohin. «Meine Mutter ist 2010 gestorben.» Er habe noch eine Schwester. Diese wohne bei Bekannten der verstorbenen Mutter. Vor der Flucht habe er drei Jahre alleine in der gambischen Hauptstadt Banjul gewohnt.
Dass Yaya am 20. März die Schweiz bereits verlässt, ist eher unwahrscheinlich. Denn er hat keine Papiere. Diese in so kurzer Zeit zu beschaffen, dürfte schwierig sein.