Wirbel um «Da Vinci Code» erreicht vor Premiere neuen Höhepunkt
Wenige Stunden vor der Uraufführung hat der weltweite Wirbel um den Film «The Da Vinci Code» am Mittwoch einen neuen Höhepunkt erreicht.
Neu stimmt auch eine Albinismus-Organisationen in den Protestchor der Kirchen ein.
In Rom startete Opus Dei eine eintägige Kampagne gegen die Verfilmung von Dan Browns Bestseller, während in Cannes eine britische Nonne ein Dauergebet vor dem roten Teppich abhielt. In China wurde das Debüt mit Spannung erwartet, das um 15 Uhr MESZ bereits eine Stunde vor der offiziellen Premiere auf dem 59. Filmfestival geplant war.
Opus Dei will keinen Boykott
Opus Dei kritisierte bei der Aktion in Rom Filmverleiher Sony für dessen Weigerung, «Sakrileg» explizit als Fiktion auszuweisen. Von Boykott-Aufrufen sah der konservative katholische Laienorden ab, nachdem solche gegen Mel Gibsons «The Passion of the Christ» vor zwei Jahren zum Erfolg des Films beigetragen hatten. Von Peru bis zu den Philippinen verurteilten zahlreiche Kirchenvertreter den Streifen, meist jedoch ohne zum Boykott aufzurufen.
Dies tat hingegen eine katholischen Zeitung in der nordchinesischen Stadt Shijiazhuang. Die katholische Minderheit in China reagierte mit Empörung auf die bevorstehende Galapremiere. Die chinesischen Behörden hatten im März beschlossen, den Film unzensiert zu zeigen.
Vom Buch wurden in China 1,2 Millionen offizielle Exemplare und mehrere Millionen Raubkopien verkauft. In Thailand wies die Zensurbehörde eine Forderung christlicher Gruppen zurück, in den Kinos nur eine gekürzte Version des Films zu zeigen. Stattdessen soll nun am Anfang und Ende ein Hinweis eingeblendet werden, dass es sich um Fiktion handele.
Gut zur Respiritualisierung
Für den Generalsekretär der katholischen Medienorganisation «Signis», Marc Aellen, macht der Film, der nach der Voraufführung ziemlich negative Kritiken geerntet hatte, durch sein schwülstiges Pathos die kirchenkritischen Thesen des Romans unglaubwürdig.
Auch der Wiener Pastoratheologe Paul Zulehner sieht laut «Kathpress» nach der Pressevorführung keine Beleidigung des Christentums. Der «harmlose» Streifen sei Science Fiction mit vielen religiösen Versatzstücken und biete durchaus ansprechende Unterhaltung für eine respiritualisierte Gesellschaft. «Der Film löste eine Welle aus, auf der die Kirche surfen sollte», meinte Zulehner.
Albinos fühlen sich verunglimpft
In den USA beklagte indes die Nationale Organisation für Albinismus und Hypopigmentierung, dass der Mörder Silas in dem Film als Albino darstellt werde. Damit würden erneut Vorurteile gegen Menschen mit unpigmentierter Haut geschürt, was bereits Tradition in Hollywood habe: Auch in Filmen wie «Matrix Reloaded» und «Unterwegs nach Cold Mountain» hätten Albinos die Bösewichter gespielt.
Der britische Silas-Darsteller Paul Bettany, der für die Rolle blass geschminkt wurde, verteidigte die Darstellung hingegen. «Dieser Mann ist ein Psychopath, aber nicht weil er ein Albino ist. Der Film trifft genauso wenig eine Aussage über Albinos, wie er eine über Mönche oder über Menschen in Sandalen trifft.»
Hanks: «Kein Dokumentarfilm»
Tom Hanks und Regisseur Ron Howard verteidigten indes in Cannes auf einer Pressekonferenz wenige Stunden vor der Premiere den Streifen gegen kirchliche Proteste. «Das ist kein Dokumentarfilm», betonte Hanks.
Schwester Mary Michael wollte dennoch bis Mitternacht kniend vor dem Festival-Palais verharren, um gegen die «gotteslästerliche» These zu demonstrieren, dass Jesus und Maria Magdalena Nachkommen gezeugt hätten. Nur zum Auftakt des Festivals am Abend, wenn die Stars über den roten Teppich schreiten, wollte die Karmeliterin ihren Protest unterbrechen und kurzzeitig in einer Kirche beten.
Die Nonne hatte bereits in ihrer englischen Heimatstadt Lincoln demonstriert, nachdem die örtliche Kathedrale für die Filmarbeiten zur Verfügung gestellt wurde.
(sda)