SpezialbehandlungDiese Wirte sind dafür, nur Geimpfte in ihre Restaurants zu lassen
Bei einigen Schweizer Beizern kommt eine Impfpflicht für Gäste gut an. Sorgen bereiten ihnen der Aufwand für Kontrollen und eine drohende Zweiklassengesellschaft.
- von
- Bettina Zanni
Darum gehts
In Restaurants, die nur Geimpfte zulassen, sehen Wirte eine grosse Chance.
«Hauptsache, wir können wieder aufmachen», sagt ein Gastronom.
Kritische Stimmen befürchten verärgerte Gäste.
Laut dem Gastronomieverband haben sich die Schutzkonzepte bewährt.
Wer gegen Covid-19 geimpft ist, soll auch wieder in die Beiz können: Erleichterungen für Geimpfte, die in Israel bereits Realität sind, stossen in der Schweizer Gastroszene auf Anklang. Auch in der Politik scheint eine Spezialbehandlung nach Impfstatus nicht mehr ausgeschlossen.
«Wir wären bereit, nur geimpfte Gäste zu bewirten – Hauptsache, wir können wieder aufmachen», sagt Michel Péclard, Inhaber der Zürcher Pumpstation GmbH. Der Lockdown habe die Gastronomie Milliarden gekostet. Wenn die Impfung für alle zugänglich sei, gebe es keinen Grund, die Restaurants weiterhin geschlossen zu halten.
Sich gegen das Virus zu impfen, habe auch mit Solidarität zu tun, so Péclard. «Wer sich nicht impfen lassen will, bleibt halt zuhause.»
«Gäste würden sich besser fühlen»
Ähnlich sieht es Sivaranjan Sellathurai, Inhaber des Restaurants Marsöl in Chur GR. «Wir wären sehr erleichtert, wenn eine Öffnung ausschliesslich für Geimpfte möglich wäre.» So fühlten sich die Gäste besser vor dem Virus geschützt als mit den Schutzkonzepten, vermutet er. «Ich rechne damit, dass sich viele Leute impfen lassen werden und wir bald wieder so viele Gäste wie früher werden bewirten können.»
Auch Ruedi Stöckli, Präsident von Gastro Luzern und Wirt des Landgasthauses Strauss in Meierskappel LU, sagt: «Für Geimpfte öffnen zu können, wäre die sicherste Variante.» Er zweifle jedoch an der Umsetzbarkeit. «Jeden einzelnen Gast nach seinem Impfausweis zu fragen, würde uns viel Aufwand bereiten.»
«Zudem würden wir wohl viele Leute verärgern, wären nur noch geimpfte Gäste zugelassen», sagt Stöckli. Das Vorgehen käme einer Zweiklassengesellschaft gleich. Dies könne den Gastronomen zum Verhängnis werden, weil Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen, dem Restaurant fernbleiben würden. «Dabei sind wir nach dieser Krise auf jeden Gast angewiesen.»
Gastgebern würde unmögliche Rolle aufgedrängt
Beim Branchenverband hat die Spezialbehandlung hingegen keine Chance. «Keinesfalls darf ein Impfschutz Zugangskriterium für Veranstaltungen oder Lokale werden», sagt Casimir Platzer, Präsident von Gastro-Suisse. Dies würde den Gastgebern eine Rolle aufdrängen, die sie unmöglich erfüllen könnten. «So müssten wir für den Znüni im Café Eingangskontrollen einführen, was unverhältnismässig wäre.» Schliesslich seien Beizen keine Grossveranstalter.
Platzer: «Eine Impfpflicht macht auch wenig Sinn, denn die Schutzkonzepte im Gastgewerbe haben sich bewährt.» In den Restaurants gebe es kaum Ansteckungen, wie auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) bestätige.
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