Massive Unterschiede: Wo am meisten Junge ohne Job sind

Aktualisiert

Massive UnterschiedeWo am meisten Junge ohne Job sind

Die Schweizer Arbeitslosenquote variiert je nach Region stark. Während in Obwalden Vollbeschäftigung herrscht, sind in Neuenburg über 6 Prozent der Jungen ohne Job.

von
S. Spaeth

Ob eine Region städtisch oder ländlich ist, an der Grenze oder in der Bergen liegt, hat grosse Auswirkungen auf die Arbeitslosenzahlen. Dies wird deutlich, wenn man die neusten Zahlen des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) genauer unter die Lupe nimmt. Schweizweit ist die Arbeitslosigkeit im August gegenüber dem Vormonat von 3,1 auf 3,2 Prozent gestiegen. Bei den 15- bis 24-Jährigen lag die Quote im August sogar bei 3,6 Prozent – nach 3,0 Prozent im Juli.

Die schweizweit höchste Quote bei der Jugendarbeitslosigkeit hat mit 6,5 Prozent der Kanton Neuenburg. Über dem Schnitt liegt mit 4,1 Prozent auch der Kanton Zürich. Zum Vergleich: In Obwalden sind lediglich 0,6 Prozent der Jungen ohne Job. Die allgemein höhere Arbeitslosigkeit im Juragürtel begründet Fabian Maienfisch vom Seco mit der Wirtschaftsstruktur der Region, die stark von der Uhren- und Metallindustrie geprägt ist. Diese exportorientierten Branchen litten besonders unter dem starken Franken. Das zeigen auch die nach Wirtschaftszweigen aufgeschlüsselten Zahlen. In der Uhrenbranche ist die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahresmonat um 38 Prozent gestiegen.

Hohe Sucharbeitslosigkeit in Städten

Überdurchschnittlich sind die Arbeitslosenzahlen auch im Kanton Tessin. Bei den Jungen liegt die Quote bei 5,4 Prozent, über alle Altersgruppen bei 3,4 Prozent. Laut dem Seco widerspiegeln diese Zahlen die hohe Bedeutung des Tourismus und des Gastgewerbes. Wegen der Frankenstärke bleiben laut Maienfisch aber viele Gäste dem Tessin fern. Zudem seien wegen des Einkaufstourismus Jobs im Detailhandel verloren gegangen.

Hohe Werte hat mit einer Arbeitslosenquote von 5,5 Prozent im Allgemeinen und 5,8 Prozent bei den Jungen auch der Kanton Genf. Als weitgehend von Frankreich umgebener Kanton kämpft auch Genf stark mit den Folgen des Einkaufstourismus. Zudem ist laut Maienfsich die sogenannte Sucharbeitslosigkeit in Städten viel grösser als in ländlichen Regionen. Will hiessen: Die Leute kündigen ihren Job und finden nicht sofort einen neuen. Dieses Phänomen fällt im Stadtkanton besonders ins Gewicht. Da die Sucharbeitslosigkeit in der Regel nur kurz andaure, ist sie laut den Seco-Experten aber arbeitsmarktpolitisch weniger problematisch.

Kleiner Kanton als Vorteil

Grundsätzlich steigt im August die Jugendarbeitslosenquote jeweils sprunghaft an, weil viele Jugendliche die Ausbildung abschliessen und nicht alle direkt eine Anschlusslösung haben. Das gilt auch für den Kanton Obwalden. Hier nahm die Jugendarbeitslosigkeit von 0,4 auf 0,6 Prozent zu. Die Allgemeine Arbeitslosigkeit reduzierte sich von 0,8 auf 0,7 Prozent. «Hier herrscht Vollbeschäftigung», so Maienfisch. Die Sockelarbeitslosigkeit – damit ist jene Arbeitslosigkeit gemeint, die unabhängig vom Konjunkturzyklus besteht – ist in den Zentralschweizer Kantonen traditionell tief.

Im Kanton Obwalden freut sich der Leiter des Amtes für Arbeit, Joe Amrhein, über den schweizweit tiefsten Wert bei der Jugendarbeitslosigkeit. Er Begründet die tiefe Quote mit der guten Arbeit der verschiedenen Beratungsstellen, den Anstrengungen des Arbeitsvermittlungszentrum RAV und der guten Vernetzung der Amtsstellen. «Durch die Kleinräumigkeit unseres Kantons kennen sich die entsprechenden Mitarbeitenden persönlich und können pragmatische Lösungen treffen», so Amrhein zu 20 Minuten. Zudem habe die tiefe Arbeitslosenquote auch mit der Wirtschaftsstruktur des Kantons zu tun: «Obwalden ist vorteilhaft diversifiziert.»

Unterschiedliches Berufsbildungssystem

Höher als in der Deutschschweiz mit 3,2 Prozent ist die Jugendarbeitslosigkeit mit 5,1 Prozent aktuell in der Romandie und dem Tessin. Grundsätzlich weist die Deutschschweiz gegenüber der lateinischen Schweiz eine geringere Jugendarbeitslosenquoten auf, weil die duale Berufslehre stärker in den Deutschschweizer Kantonen stärker verbreitet ist, begründet das Seco In diesem System verläuft der Übergang von der Ausbildung in das Erwerbsleben etwas reibungsloser als nach einem Studium. (sas)

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