NamensforschungWo die vermeintlichen Blaublüter wohnen
35'000 vermeintliche Blaublüter leben in der Schweiz. Doch nicht alle, die einen Nachnamen mit dem Zusatz «von» oder «zu» haben, sind auch adliger Abstammung.
- von
- Th. Bigliel
Von Arx, von Tobel, de Roche – wer einen solchen wohlklingenden Nachnamen hat, wird oft als Nachfahre eines edlen Geschlechts gehalten. Insgesamt 34'909 Personen leben in der Schweiz, deren Nachname mit «von», «de» oder «zu» beginnen. So kommt die Familie von Arx auf 1479 Telefonbucheinträge. Die von Allmens auf 1333 Einträge. Und die von Guntens findet man 941-mal im Telefonbuch.
Laut Telefonbuch gibt es 3851 Berner, die ein «von» im Namen haben. In Zürich sind es 2211 Personen. Am höchsten ist die Dichte dieser Namen aber in der Zentralschweiz. In Obwalden kommen auf 40 Einwohner ein von Ah, von Wyl oder von Rotz. Gemessen an der Gesamtbevölkerung sind das 2,5 Prozent. Zum Vergleich: Im Kanton Appenzell Innerrhoden gibt es gerade einmal 7 Personen, die sich mit einem «Von» anreden lassen können.
Viele «Vons», aber kaum blaues Blut
Allerdings trügt der noble Schein. «Es gibt viele ‹Vons›, deren Vorfahren nie adlig waren», sagt der Sprachforscher Andreas Burri, der sich lange mit der Geschichte der Schweizer Familiennamen auseinandergesetzt hat. «Das ‹Von› ist in der Schweiz meist keine Adelsbezeichnung, sondern bezieht sich auf einen Ort.» Auch in den Adern der Familien Graf, Herzog oder König fliesst kein blaues Blut. Aber: «Wer einen solchen Namen hat, hatte wahrscheinlich einen besonders vornehmen oder reichen Vorfahren», sagt Burri.
Wie heissen sie denn also, die echten Blaublüter, die in der Schweiz leben? Eine der wenigen noch existierenden Adelsfamilien ist die Familie von Salis. Wer im Telefonbuch nachschlägt, findet die Freiherren von Salis-Soglio noch 62-mal. Heute ist das Bündner Adelsgeschlecht über die ganze Schweiz verteilt. Viele wohnen jedoch in Zürich, wo mittlerweile die meisten Adelsvertreter ihren Wohnsitz haben. Neben den Blaublütern leben hier auch viele Mitglieder des Geld- und Bürgeradels.
Nobler Roman Kilchsperger
Dazu gehören beispielsweise die Familien Escher, Orelli, Ringier, Pestalozzi , Sarasin und Kilchsperger. Dazu sagt der bekannte SRF-Moderator Roman Kilchsperger – Nachkomme einer alteingesessenen Zürcher Patrizierfamilie: «Für mich ist das Ganze nicht so wichtig.»
Auch in der Politik mischen die Nobelfamilien mit. So etwa Alec von Graffenried. Der Berner sitzt seit 2007 für die Grünen im Nationalrat. Neben Graffenried sind mit Dominique de Buman (CVP, FR), Thomas de Courten (SVP, BL) und Daniel Vischer (Grüne, ZH) drei weitere Nachfahren von Aristokraten im Parlament vertreten.
Viele Adlige wurden vertrieben
Warum gibt es in der Schweiz nur wenige echte Adlige? In Zürich vertrieben die Zünfte die regierenden Adligen bereits im Jahr 1336. In Basel, St. Gallen und Graubünden konnten sich die Edelmänner bis zum Einmarsch von Napoleon halten. Spätestens dann war die alte Ordnung jedoch am Ende (siehe Box). In der Folge wanderten die meisten Adligen ins Ausland aus. So zum Beispiel die Familien von Hallwyl, von Roll und von Wessenberg.

Wer ist adelig?
In einigen Kantonen behielten die alten Familien auch nach dem Ende der Adelsherrschaft 1848 den Zusatz «von». Es ist deshalb nicht einfach, alten Adel (Grafen von Erlach, Grafen von Hallwyl, Freiherren von Bonstetten), neuzeitliches, briefadeliges Patriziat (von Graffenried, von Wattenwyl) und nicht-adelige Herkunftsnamen (von Gunten, von Siebenthal) zu unterscheiden. Als Synonym zu «von» wird in der Westschweiz «de» verwendet, wie de Reyff, de Buman oder de Watteville. (Quelle: Wikipedia/tbi)
Von-Namen – Top 10
Anzahl Nennungen im Telefonbuch:
1. Von Arx, (1479x)
2. Von Allmen, (1333x)
3. Von Gunten, (941x)
4. Von Känel, (834x)
5. Von Rotz, (642x)
6. Von Moos, (473x)
7. Von Büren, (429x)
8. Von Burg, (424x)
9. Von Rohr, (397x)
10. Von Niederhäusern, (384x)