Sommerserie: Borkum (4)Wo sich Menschen und Robben gute Nacht sagen
Auf Borkum ist der Festlandstress bald vergessen. Hochseeklima, Robbenbabys, Velotouren und ein Wattführer sorgen dafür.
- von
- Fee Riebeling
Bis man endlich auf Borkum ist, dauert es. Denn zunächst müssen rund 30 Kilometer Wattenmeer überwunden werden. Das dauert seine Zeit (siehe Box). Doch die Geduld wird belohnt.
Die verhältnismässig grosse Entfernung vom Festland sorgt nämlich dafür, dass auf der grössten Ostfriesischen Insel dauerhaft Hochseeklima herrscht. Das Wetter mit hoher Luftfeuchtigkeit ist vom Golfstrom und der Westwindzone beeinflusst. Die Luft ist hier besonders pollenarm, dafür reich an Jod. Damit ist sie für Allergiker gut geeignet. Nicht umsonst gibt es hier zahlreiche Kliniken. Aber auch Nichtallergiker profitieren: Der Golfstrom beschert allen milde Temperaturen – im Sommer wie im Winter.
Kurze Strecken, grosse Abenteuer
Anders als auf vielen anderen Nordseeinseln darf das Auto mit nach Borkum reisen. Nur fahren darf man es nicht überall. Und man braucht es eigentlich gar nicht. Denn die Distanzen sind kurz und innerorts alle zu Fuss machbar. Selbst der Strand befindet sich nur wenige Gehminuten vom Zentrum entfernt.
Für weitere Strecken bietet sich das Velo an, das hier nahezu an jeder Ecke gemietet werden kann. Entsprechende Wege gibt es überall auf der Insel – am Strand entlang, in den Dünen und auch im Greune Stee, dem Inselwald im Süden Borkums. Sogar bis zum Flugplatz oder zur Startpunkt der Wattwanderungen (Bushaltestelle Wattenmeer!) kann man mit Hollandrad oder E-Bike fahren.
Eine geführte Wattwanderung sollte auf der grössten Ostfriesischen Insel sowieso fest eingeplant werden. Sie sind erlebens- und im Fall der Watt'n'Konzert-Tour mit Wattführer Albertus Akkermann auch hörenswert. Allein sollte man dagegen nie ins Watt. Das ist lebensgefährlich, warnt nicht nur Akkermann.
Wer Meer und Watt liebt, dürften bei Albertus Ackermanns Watt'n'Konzert-Version von Rio Reisers «Übers Meer» direkt Fernweh bekommen. (Video: Fee Riebeling)
Eine Wattwanderung mit Akkordeon-Begleitung: Was absurd tönt, kommt richtig gut. (Video: Fee Riebeling)
Abendspaziergang zur Kegelrobben-Kinderstube
Um ein ganz besonderes Highlight der Insel zu erleben, muss man nicht weit weg. Denn genau gegenüber des Hauptstrandes befindet sich die Borkumer Seehundsbank, auf der sich im Spätsommer und Herbst ausgewachsene Kegelrobben mit ihrem Nachwuchs tummeln.
Ganz dicht kommt man zwar nicht an die tierische Kinderstube heran (siehe Bildstrecke) – dem grössten in Deutschland vorkommenden Raubtier sei ein wenig Ruhe gegönnt – doch mit ein wenig Glück ziehen sie bei ihrem Schwimmtraining mit den Jungen ganz nah an einem vorbei; die Köpfe an der Luft, die Körper unter Wasser und genauso schnell verschwunden, wie sie aufgetaucht sind. Ganz so, als wollten sie nur rasch Guten Tag sagen.
Nach so einer Begegnung kann der Abschied vom belebten Strandwall durchaus schwerfallen. Erträglicher macht ihn der Gedanke daran, dass man sie auch aus der Ferne beobachten kann: beim Essen von einem der Restaurants an der Strandpromenade oder einer der Milchbuden am Strand aus oder je nach Unterkunft sogar vom Hotelfenster aus.
Sommerserie «Ab auf die Insel»
Nordseeinsel ist nicht gleich Nordseeinsel. Wangerooge, Spiekeroog, Langeoog, Baltrum, Norderney, Juist und Borkum haben zwar die grossen Sandstrände miteinander gemein, doch in Grösse, Lage und Einwohnerzahl sind sie doch recht unterschiedlich. Aber das ist noch nicht alles, wie die Sommerserie «Ab auf die Insel» zeigt.
Fun-Fact: Die Reihenfolge der Inseln lässt sich am besten mithilfe des Merksatzes «Welcher Seemann liegt bei Nacht im Bett?» merken.
So kommen Sie hin
So kommen Sie hin
Borkum ist die westlichste und mit knapp 31 Quadratkilometern grösste der sieben bewohnten Ostfriesischen Inseln. Sie ist die einzige der Inseln, die aus Deutschland und den Niederlanden angefahren wird. Am besten gelangen Sie von Emden (D) aus dorthin. Die Fähre braucht 2 Stunden und 15 Minuten. Mit dem Katamarn geht es schneller: nur rund eine Stunde.
Die Reise fand auf Einladung von Die Nordsee statt.