FC Wohlen: Lokalgrösse bleidigt Trainer seines Sohnes

Aktualisiert

Wohlen AGSein Sohn wird ins schlechte Team eingeteilt, dann flippt er völlig aus

Beim FC Wohlen ist ein Streit in der Juniorenabteilung eskaliert. Weil der Sohn einer Lokalgrösse ins «schlechtere» Team eingeteilt wurde, ist nun sogar die Polizei involviert. 

1 / 4
Beim FC Wohlen in der Juniorenabteilung ist es zu einem Knall gekommen. Im Bild: das Stadion des FC Wohlen. 

Beim FC Wohlen in der Juniorenabteilung ist es zu einem Knall gekommen. Im Bild: das Stadion des FC Wohlen. 

imago/Geisser
 Zwei Juniorentrainer wurden entlassen. (Symbolbild)

Zwei Juniorentrainer wurden entlassen. (Symbolbild)

imago/Geisser
Grund für die Eskalation: Weil 29 Teenager im Verein spielen, durften an den Wochenenden nur die «guten» Spieler mit an die Matches. 

Grund für die Eskalation: Weil 29 Teenager im Verein spielen, durften an den Wochenenden nur die «guten» Spieler mit an die Matches. 

IMAGO/Zink

Darum gehts

  • Bei den Junioren des FC Wohlen spielen in einer Mannschaft 29 Teenager.

  • Am Wochenende an den Matches dürfen nur die guten Spieler mitmachen.

  • Dies passt einem Vater nicht, da sein Sohn dort nicht dabei ist – es eskaliert.

Eskalation in der Juniorenabteilung des FC Wohlen: Weil der Sohn von D. M., dem Chefredaktor des «Wohler Anzeiger», der auch enge Beziehungen zum FC Wohlen pflegt, in die «schlechtere» Hälfte der Jugendmannschaft eingeteilt wurde, knallt es im Verein. Es kommt zu rassistischen Beleidigungen, zwei Trainer werden suspendiert und mittlerweile soll auch die Polizei involviert sein. Doch von Anfang an.  

29 Spieler in einer Mannschaft

Im Junioren-Team spielen mittlerweile 29 Teenager. Die beiden Trainer der Mannschaft teilen deshalb in zwei Kategorien ein. Alle trainieren gemeinsam, doch an den Spieltagen gibt es eine Auswahl der besseren Spieler der 29 Jungs im Kader. Zu dieser Auswahl gehört der Sohn von M. nicht.

Mit seiner Zeitung, dem «Wohler Anzeiger» erreicht M. in der Region, zusammen mit Partnerzeitungen, rund 60’000 Leserinnen und Leser. M. ist auch tief im FC Wohlen verankert, war sogar mal Sportchef der ersten Mannschaft und beteiligte sich am Buch zum 100-Jahr-Jubiläum des Clubs 2021. 

Drohungen am Telefon

Nachdem sein Sohn kein Platz in der «ersten Hälfte der Mannschaft» bekommt, greift M. zum Telefon und ruft die beiden Trainer an, wie der «Blick» schreibt. Der Chef-Trainer sagt gegenüber der Zeitung: «Ich habe vom Co-Trainer schon gehört, dass es eskaliert ist, und habe das Telefonat darum aufgezeichnet.» Die Aufzeichnung sei zuerst heimlich erfolgt, dann informierte der Co-Trainer M., dass das Gespräch aufgezeichnet werde. «Blick» zitiert folgendermassen aus dem Gespräch: «Was fällt dir überhaupt ein, du verdammter Ausländer-Sack», sagt er zum Trainer mit kosovarischen Wurzeln. Weiter droht er damit, dass er für die Entlassung der beiden Trainer sorgen werde. «Das ist dein Ende bei diesem Verein!» 

«Was fällt dir überhaupt ein, du verdammter Ausländer-Sack»

D. M., zum Co-Trainer seines Sohnes

Und prompt folgt drei Tage nach dem Telefonat der Rausschmiss der beiden Trainer. In einem Elternbrief informierte der FC Wohlen, dass die zwei Trainer «per sofort» suspendiert seien. Grund: Sie hätten die Philosophie des Clubs nicht umgesetzt. Für die beiden suspendierten Trainer ist klar, dass M. seine Beziehungen habe spielen lassen. «Wir haben uns ehrenamtlich für diesen Club eingesetzt. Jetzt wurden wir ungerecht behandelt, weil wir den Sohn der falschen Person nicht ins Kader nahmen», so einer der beiden Trainer gegenüber dem «Blick».

Auch Sforza unterzeichnet

Auf dem Brief, indem der Suspendierungsentscheid der beiden Trainer verkündet wurde, steht auch der Name des Ex-Nati-Stars Ciriaco Sforza. Dies, weil er im Namen des Wohlen-Verwaltungsrats unterzeichnet hat. Sforza sagt gegenüber dem «Blick», dass er nicht direkt in die Entscheidung involviert gewesen sei. Der ehemalige Star-Fussballer stellt jedoch bestimmt klar: «Bei uns hat Rassismus keinen Platz.» 

Wegen der Beschimpfungen am Telefon möchten die beiden Trainer nun Anzeige erstatten. Auch M. will zur Polizei gehen, gegenüber dem «Blick» schreibt er: «Mittlerweile wurde meine Familie zu Hause dreimal bedroht. Direkt vor unserer Haustür! «Ein Gespräch bei der Polizei wird zeigen, ob Anzeigen erfolgen werden.» Wer hinter den Drohungen steckt, ist aktuell unklar. Zu den Aufnahmen sagt M., dass seine Wortwahl nicht korrekt gewesen sei. «Dafür bitte ich um Entschuldigung.»

Mittlerweile werde bei den Junioren des FC Wohlen nicht mehr nach Leistung selektioniert. Die Jungs würden abwechslungsweise an die Matches dürfen. Der Sohn von M. habe den Club jedoch in der Zwischenzeit verlassen.

Bist du oder ist jemand, den du kennst, von Rassismus betroffen?

Hier findest du Hilfe:

Beratungsnetz für Rassismusopfer

GRA, Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Keine News mehr verpassen

Mit dem täglichen Update bleibst du über deine Lieblingsthemen informiert und verpasst keine News über das aktuelle Weltgeschehen mehr.
Erhalte das Wichtigste kurz und knapp täglich direkt in dein Postfach.

Deine Meinung