ImmobilienDarum finden Schweizer keine guten Wohnungen
Trotz hoher Nachfrage stehen Immobilien leer: Das Angebot bei Eigentumswohnungen wächst am falschen Ort – oder ist schlicht zu teuer.
- von
- Raphael Knecht
Die Kosten für Wohneigentum steigen – dafür dürften die Mieten bald sinken. (Video: RKN)
Die Zahl der Schweizer, die sich eine Eigentumswohnung wünschen, steigt stark: Im August dieses Jahres waren 7000 Suchabos für entsprechende Objekte mehr aktiviert als im Vorjahresmonat, wie es in der aktuellen Immo-Studie von Wüest Partner heisst. Insgesamt sind es 44'300 Suchabos.
Neben der steigenden Nachfrage nimmt auch das Angebot zu. Das hat nicht etwa damit zu tun, dass mehr Wohnungen gebaut werden – die Neubautätigkeit hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich abgenommen. Der Grund ist laut der Studie vielmehr, dass die Lage der zum Verkauf stehenden Objekte schlecht ist.
Zu lange Pendlerwege
So würden viele der ausgeschriebenen Wohnungen an zu abgelegenen Orten stehen. Interessenten müssten dann grosse Pendlerwege in Kauf nehmen, um attraktive oder infragekommende Arbeitsplätze erreichen zu können.
«Die an einer Eigentumswohnung interessierten Leute möchten nicht zu viel Zeit ihres Lebens im Zug oder Auto verbringen», sagt Robert Weinert, Leiter Immo-Monitoring bei Wüest Partner, zu 20 Minuten. Darum kämen oft nur Wohnungen in der Nähe von attraktiven Arbeitszentren in Frage.
Gute Lage ist zu teuer
Günstiger gelegene Wohnungen sind für den Grossteil der interessierten Schweizer allerdings zu teuer. «Zwar sind die Einkommen in der Schweiz in den vergangenen Jahren gestiegen, aber die Immobilienpreise verzeichneten ein noch grösseres Wachstum», sagt Weinert.

Seit 2009 sind die Preise von Eigentumswohnungen schweizweit mit 21,8 Prozent um mehr als ein Fünftel gestiegen. In attraktiver Lage ist das Wachstum noch extremer: Wohnungen in der Stadt Zürich kosten 41,7 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Im Gegensatz zu den steigenden Preisen bei Wohneigentum rechnet Wüest Partner für 2020 mit sinkenden Mieten (siehe Video oben).
Dazu kommt laut Weinert, dass die Tragbarkeitsregeln für Hypotheken nicht an die neue Zinssituation angepasst wurden. Das macht es für interessierte Käufer schwieriger, die nötige Finanzierung bei der Bank zu erhalten.
Eigene Wohnung bleibt ein Traum
Weil die Wohnungen zu teuer sind beziehungsweise die Lage nicht passt, ist im vergangenen Jahr das Transaktionsvolumen zurückgegangen: 2018 wurden 1,8 Prozent weniger Eigentumswohnungen gehandelt als 2017. Besonders in hochpreisigen Gegenden werden weniger Wohnungen verkauft: Im Kanton Zürich brach das Volumen bereits vor zwei Jahren mit einem Minus von 20,6 Prozent regelrecht ein.
Da das Finanzierungsumfeld weiterhin attraktiv ist, dürfte das Interesse an Eigentumswohnungen – wie auch die Enttäuschung – in Zukunft gross sein: «Da das Angebot in vielen Fällen nicht erschwinglich ist, werden die eigenen vier Wände für viele Haushalte ein Traum bleiben», heisst es in der Studie.
Mehr Kompromisse beim eigenen Haus
Bei Einfamilienhäusern ist die Kompromissbereitschaft laut Weinert hingegen etwas höher als bei Wohnungen. Weil für viele Schweizer – insbesondere Familien – der Traum vom eigenen Haus noch grösser ist, seien Interessenten teils eher bereit, ein etwas abgelegeneres Objekt zu kaufen. Dies auch, weil Häuser noch teurer als Wohnungen seien und viele Haushalte sich erst recht kein eigenes Haus in der Nähe von Arbeitszentren wie etwa Zürich leisten könnten.