Wohnungsmangel: Drei Grafiken zeigen, wo es am schlimmsten ist

Aktualisiert

WohnmangellageHier fehlen in der Schweiz die meisten Wohnungen

Diese drei Grafiken zeigen, wie es um den Schweizer Wohnungsmarkt wirklich steht.

von
Marcel Urech
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Der Wohnungsmangel in der Schweiz nimmt zu.

Der Wohnungsmangel in der Schweiz nimmt zu.

20min/Marco Zangger
Gleichzeitig sinken die Baubewilligungen und -gesuche seit 2018 deutlich.

Gleichzeitig sinken die Baubewilligungen und -gesuche seit 2018 deutlich.

20min/Marco Zangger
Die Schweiz sei auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen, und diese bräuchten einen Ort zum Wohnen, heisst es beim Mieterinnen- und Mieterverband.

Die Schweiz sei auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen, und diese bräuchten einen Ort zum Wohnen, heisst es beim Mieterinnen- und Mieterverband.

20min/Marco Zangger

Darum gehts

  • Die Anzahl der leer stehenden Wohnungen ist in der Schweiz seit 2020 im Sinkflug.

  • Auch die Zahl der im Internet ausgeschriebenen Wohnungen nimmt ab.

  • Der Wohnungsmangel war aber auch schon schlimmer, etwa im Jahr 2010.

Eine Wohnmangellage sei in der Schweiz kaum zu vermeiden, prognostiziert die Credit Suisse. In Zürich und Genf ist der Wohnraum laut UBS bereits jetzt knapp. Das führt zu sozialen Spannungen, Hausbesetzungen und Demonstrationen. Und auch bei den Firmen tobt ein Kampf um Immobilien.

Wie es um die Wohnungslage in der Schweiz steht, zeigt die Entwicklung der Leerwohnungsziffer. Das Bundesamt für Statistik veröffentlicht diese Kennzahl einmal pro Jahr. Das Amt zählt Wohnungen dann als Leerstände, wenn sie dauerhaft zur Vermietung ausgeschrieben sind und am Stichtag leer stehen.

Leerwohnungsziffer sinkt

Die neuesten Daten sind vom 1. Juni 2022. Damals gab es in der Schweiz 61’496 Leerwohnungen, wobei die Leerwohnungsziffer bei 1,31 Prozent des Gesamtwohnungsbestands lag, Einfamilienhäuser mitgezählt. Am 1. Juni 2021 waren noch 71'365 Wohnungen leer. Das entsprach etwa dem Wohnungsbestand der Stadt Bern und war ein Rückgang von knapp zehn Prozent gegenüber 2020.

Somit ist die Leerwohnungsziffer zwischen 2021 und 2022 um 0,23 Prozentpunkte gesunken. «Ein solch deutlicher Rückgang innert Jahresfrist war letztmalig vor 20 Jahren zu beobachten», schrieb das Bundesamt für Statistik im September. Der Hauseigentümerverband weist allerdings darauf hin, dass die Kennzahl mit Vorsicht zu geniessen sei – die Gemeinden erfassten die Zahl unterschiedlich.

Hier ist der Wohnungsmangel am grössten

Je tiefer die Leerwohnungsziffer, desto grösser der Mangel an Wohnungen. Laut Bund ist er zum Beispiel in den Kantonen Zug, Obwalden und im Graubünden hoch. Auch am Genfersee und in der Region Zürich ist die Leerwohnungsziffer im Vergleich zum Rest der Schweiz tief.

Im Kanton Zug lag die Kennzahl bei 0,33 Prozent, in Obwalden bei 0,48 Prozent und im Graubünden bei 0,61 Prozent. Im Kanton Genf waren es 0,38 Prozent, im Kanton Zürich 0,6 Prozent. Am höchsten war die Leerwohnungsziffer im Tessin (2,49 Prozent), im Kanton Solothurn (2,66 Prozent) und im Jura (2,96 Prozent).

Bist du mit deiner Wohnsituation zufrieden?

Die Situation war aber auch schon schlimmer: Der Immobilienberater IAZI berechnete 2010 für die Stadt Zürich eine Leerstandsquote von weniger als einem halben Prozent. In Genf, Winterthur und Vevey bewegte sie sich um die 0,25-Prozent-Marke. Als Leerstand galten für IAZI die nicht realisierten Mieteinnahmen der Wohnungsvermieter. Die Leerwohnungsziffer des Bundes lag 2010 bei 0,92 Prozent. 

Immer weniger ausgeschriebene Wohnungen

Eine Schweiz-Karte von Raiffeisen Economic Research zeigt, wie sich die im Internet ausgeschriebenen Wohnungen zwischen dem 31.12.2021 und dem 31.12.2022 verändert haben. Die Zahl war in allen Kantonen rückläufig.

Die Zahl der ausgeschriebenen Wohnungen im Internet hat im Jahr 2022 abgenommen.

Die Zahl der ausgeschriebenen Wohnungen im Internet hat im Jahr 2022 abgenommen.

Raiffeisen Economic Research

Am stärksten war der Rückgang in der Ostschweiz, wo er in vielen Kantonen über 35 Prozent lag. In der Genferseeregion, im Kanton Wallis und im Kanton Tessin war das Minus hingegen weniger stark. 

Gegen Wohnungsnot haben die Parteien unterschiedliche Lösungsvorschläge:

SP setzt auf Genossenschaftswohnungen: Jacqueline Badran sieht das Problem vor allem in den zu hohen Mieten.  Sie fordert eine «krasse Expansion» des gemeinnützigen Wohnungsbaus. Als kurzfristige Massnahmen will de SP-Nationalrätin Airbnb verbieten, sowie Business-Apartments aus den Wohnzonen verbannen.

Grüne wollen weniger Firmen und Expats ansiedeln: Nationalrat Bastien Girod setzt ebenfalls auf den gemeinnützigen Wohnungsbau. Ein Problem sei die Standortförderung, meint Girod.

Mitte gegen Vorschriften-Wildwuchs beim Bauen: Der St. Galler Mitte-Nationalrat Nicolò Paganini ist der Meinung, dass die Bewilligungsprozesse viel zu lange dauern. Zudem müsse man auch eine Ausweitung der Bauzonen in Betracht ziehen.

Grünliberale: «Ein altes Haus auch mal abreissen»: Auch für GLP-Präsident Jürg Grossen ist ein Mittel gegen die Wohnungsnot eine Vereinfachung der Bewilligungsverfahren.

SVP fokussiert auf Zuwanderung: Parteipräsident Marco Chiesa fordert Justizministerin Elisabeth Baume-Schneider auf, die Asylverfahren in ein Drittland oder in Transitzonen an der Grenze zu verlegen. Die Schweiz müsse den Verfassungsauftrag umsetzen und die Zuwanderung eigenständig steuern. 

FDP: «Lage analysieren»: Ständerat Damian Müller verlangt vom Bundesrat, dass er die Problemlage im Wohnungswesen analysiert und einen Massnahmenplan vorlegt.

Den kompletten Artikel zu den Rezepte der Parteien gegen die Wohnungsknappheit kannst du hier lesen.

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