Thema unter ImpfskeptikernWurmkur für Pferde soll gegen Corona helfen – Zoll fängt Schmuggelimporte ab
Ein Entwurmungsmittel soll bei der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Covid-19 helfen, behaupten impfskeptische Kreise. Die Weltgesundheitsorganisation winkt ab.

- von
- Marcel Urech
Darum gehts
Der Bankenprofessor Martin C. Janssen wirbt auf Twitter für ein angebliches Corona-Wundermittel.
Das Entwurmungsmittel kommt eigentlich in der Human- und Tiermedizin zum Einsatz.
Die Schweizer Zollverwaltung vermeldet bereits illegale Arzneimittelimporte mit dem Wirkstoff.
Die Eidgenössische Zollverwaltung hat laut der Heilmittelbehörde Swissmedic diverse illegale Arzneimittelsendungen in die Schweiz abgefangen, in denen ein angeblicher Wunderwirkstoff gegen das Coronavirus enthalten war. Es handelt sich um «illegale Arzneimittelimporte mit Medikamenten gegen Würmer und andere Parasiten mit dem Wirkstoff Ivermectin», wie die Zeitungen der «CH Media» berichten.
Unter Impfskeptikern und Impfskeptikerinnen ist Ivermectin seit Wochen ein Thema. Das Entwurmungspräparat ist in der Schweiz für die Behandlung von Covid-19-Patienten und -Patientinnen allerdings nicht zugelassen. In der Human- und der Tiermedizin kommt es hingegen schon seit über 30 Jahren zum Einsatz. Nun ist der Ivermectin-Hype aus den USA auch in der Schweiz angekommen.
«Ihr seid keine Pferde, hört damit auf»
In den USA versuchen Menschen unter Vorspiegelung falscher Tatsachen, das Medikament in Tierarztpraxen zu beziehen. Das habe diese dazu bewogen, von ihren Kundinnen und Kunden einen Nachweis zu verlangen, dass sie tatsächlich ein Pferd besitzen. Die US-Arzneimittelbehörde FDA reagierte am 21. August mit folgendem Tweet: «Ihr seid keine Pferde. Ihr seid keine Kühe. Ernsthaft, Leute. Hört damit auf.»
Mittlerweile ist der Hype auch nach Europa übergeschwappt, wo vor allem Impfskeptiker und Impfskeptikerinnen das Entwurmungspräparat anpreisen. In Österreich machte sich zum Beispiel Herbert Kickl, der Parteichef der rechtspopulistischen Oppositionspartei FPÖ, für den Einsatz von Ivermectin bei der Behandlung von Covid-19 stark. In der Schweiz lese man in den Kommunikationskanälen der Gegnerinnen und Gegner des Covid-19-Gesetzes oft die These, dass die Behörden eine Zulassung von Ivermectin verhindern wollten, um die Impfkampagne nicht zu torpedieren, berichten Zeitungen von «CH Media».
Der emeritierte Bankenprofessor Martin C. Janssen wirbt ebenfalls für das Medikament. Er verlinkte auf Twitter eine Medienkonferenz von Haruo Ozaki. Der Chairman der «Tokyo Medical Association» sagte, dass der Einsatz von Ivermectin bei Covid-Patienten und -Patientinnen sinnvoll sein könne. Er sagte aber auch, dass es dazu noch nicht genug Daten gebe. Janssen kommentierte das wie folgt: «Ich vermisse solche Ärzte in der Schweiz, die sich getrauen, hinzustehen und eine Meinung zu haben.» Laut der Weltgesundheitsorganisation gibt es allerdings keine fundierten Beweise dafür, dass das Medikament gegen Covid-19 hilft.
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