Neue E-Tickets: Zahle ich eine Busse, wenn mein Handy-Akku leer ist?

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Neue E-TicketsZahle ich eine Busse, wenn mein Handy-Akku leer ist?

Die ÖV-Branche treibt die Entwicklung von E-Tickets und Tablet-Automaten voran. Jeannine Pilloud betont, es sei weiterhin möglich, anonym zu reisen.

P. Michel
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P. Michel

Jeannine Pilloud, Präsidentin des Branchenverbands CH-Direct, hat keine Datenschutzbedenken bei den neuen E-Tickets.

Bis 2040 werden die Schweizer Pendler 51 Prozent mehr Personenkilometer im öffentlichen Verkehr zurücklegen als heute. Die Branche des öffentlichen Verkehrs will deshalb einheitliche Standards schaffen, um den Zugang zum ÖV weiterhin sicherzustellen.

Dazu gehört etwa die Lancierung von E-Tickets, mit denen Kunden den An- und Abgangspunkt ihrer Reise erfassen. Danach berechnet die App den günstigsten Fahrpreis. Auf nationaler Ebene gibt es mit Fairtiq und Lezzgo bereits solche Lösungen. Ab März will auch die SBB die Funktion in ihrer Preview-App testen. Laut dem Verband verrechnet die App immer den günstigsten Preis.

Was, wenn der Akku leer und das Ticket weg ist?

Christof Zogg, Leiter Digital Business bei der SBB, bezeichnet den Markttest der automatischen E-Tickets, der bis Mitte 2019 dauert, als «Weltneuheit». Auf Anfrage betont er, bei der SBB sei das E-Ticket nach der Reise auch per Rechnung oder Kreditkarte begleichbar. Doch was, wenn beim Reisenden der Akku leer ist und er das Billett nicht vorweisen kann? «Grundsätzlich ist der Kunde verantwortlich dafür, ein gültiges Ticket zu haben», sagt Zogg. Die Branche habe sich aber darauf geeinigt, dass der Kontrolleur in diesem Fall kulant sein dürfe.

Während die Branche ihr digitales Angebot als einzigartige Innovation anpreist, stellen sich beim digitalen Ticketing datenschutzrechtliche Fragen, da die Anbieter den gesamten Reiseweg nachverfolgen können. Mittelfristig sei es gar denkbar, dass beim Einstieg in der App keine Bestätigung mehr nötig sei, sondern alles automatisch erfolge, sagte Zogg an der Medienkonferenz.

Keine Datenschutzbedenken

Beim Swiss Pass sorgte nach der Lancierung die Sammlung der Kontrolldaten für Kritik. Die SBB hat diese Praxis im Herbst 2016 eingestellt. Beim E-Ticketing hat Jeannine Pilloud, Präsidentin von CH-Direct, keine Bedenken: «Die Branche bietet weiterhin die Möglichkeit, völlig anonym ein normales Ticket zu kaufen. Deshalb sieht das auch der Datenschützer nicht als problematisch an.»

Sehen Sie im Video, was Jeannine Pilloud zu den geplanten Tablet-Billettautomaten sagt und ob sie glaubt, dass es mit den E-Tickets keine klassischen Verkaufsschalter mehr braucht.

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