Schiffsunglück in Südkorea : Zehn weitere Leichen aus Fähre geborgen

Aktualisiert

Schiffsunglück in Südkorea Zehn weitere Leichen aus Fähre geborgen

Tauchern in Südkorea ist es erstmals gelungen, an die Opfer der gesunkenen Fähre Sewol heranzukommen. Doch die Chancen, Überlebende zu finden, sind gering.

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Durch ein zerschlagenes Fenster der havarierten Fähre, konnten erste Leichen geborgen werden.

Durch ein zerschlagenes Fenster der havarierten Fähre, konnten erste Leichen geborgen werden.

Vier Tage nach dem Untergang der südkoreanischen Fähre Sewol haben Taucher zehn weitere Leichen aus dem Wrack geborgen. Damit liege die Zahl geborgener Opfer bei 46, sagte ein Sprecher der südkoreanischen Küstenwache am Sonntag.

Die Nachrichtenagentur Yonhap meldete, es handle sich um acht Männer und zwei Frauen. Kurz vor Mitternacht waren die ersten drei Leichen aus dem Schiff geborgen worden, das am Mittwochmorgen mit 476 Menschen an Bord gekentert und gesunken war. Die Tauche zerschlugen von aussen ein Fenster und holten die Opfer heraus. Unklar blieb zunächst, ob die Taucher nun in den Kabinen und anderen Innenräumen nach weiteren Opfern suchen konnten. Die starke Strömung sowie Regen und schlechte Sicht hatten dies am Samstag nicht zugelassen.

Hoffnungen, nach fast vier Tagen noch Überlebende zu finden, galten als gering. Die meisten Passagiere waren Schüler der Stadt Anan, südlich von Seoul, die mit ihren Klassen auf der Ferieninsel Jeju ein paar Tage verbringen wollten. Mehr als 260 Menschen werden noch vermisst. Hunderte Taucher waren am Samstag an der Suche nach Opfern oder möglichen Überlebenden beteiligt. Zudem suchten 76 Schiffe und 28 Flugzeuge nach Angaben der Küstenwache die Umgebung der Unglücksstelle ab. Nur 174 Menschen konnten gerettet werden, darunter der Kapitän und die meisten der 28 Besatzungsmitglieder.

Reuiger Kapitän

Ersten Ermittlungen zufolge fuhr das Schiff kurz vor dem Unglück eine scharfe Kurve, wodurch die Ladung verrutscht sein könnte, so dass das Schiff in Schieflage geriet und kenterte. Der Kapitän, ein Steuermann und eine dritte Offizierin wurden am Samstag verhaftet. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 68-jährigen Kapitän Lee Joon-seok und den beiden anderen vor, fahrlässig gehandelt, gegen das Marinerecht verstossen und Menschen in Not im Stich gelassen zu haben. Zudem teilte Staatsanwalt Yang Jung-jin mit, die unerfahrene dritte Offizierin habe zum Zeitpunkt des Unglücks am Steuer gestanden. Sie navigierte zum ersten Mal in dem Gebiet mit starken und schnellen Strömungen, wie Yang weiter erklärte.

Kapitän Lee entschuldigte sich bei den Angehörigen der Opfer, als er am Samstag in Mokpo vom Gericht ins Gefängnis gebracht wurde. Er verteidigte vor Journalisten zugleich seine umstrittene Entscheidung, mit der Anordnung zur Evakuierung eine halbe Stunde zu warten. «Zu dem Zeitpunkt war die Strömung sehr stark, das Wasser war kalt und ich dachte, wenn Leute ohne (richtiges) Urteilsvermögen die Fähre verlassen, wenn sie keine Rettungsweste tragen und so, wie sie sind, würden sie abtreiben und viele andere Probleme bekommen», sagte Lee.

Wut und Verzweiflung

Einige der Angehörigen der Vermissten liessen am Samstag bei einem Briefing über den Stand der Suche ihre Wut und Verzweiflung über verwirrende oder widersprüchliche Informationen an den Beamten aus. Ein Mann versuchte, einen Leutnant der Küstenwache zu würgen und einen Marinepolizisten zu schlagen, was ihm aber beides nicht gelang.

Der 15-jährige Sohn von Lee Byung-soo gehört zu den Vermissten. Sein Vater bekam zunächst eine Handy-Nachricht von der Schule, dass alle gerettet seien. Erst vor Ort erfuhr er, dass dem nicht so war. «Die Schüler mussten sterben, weil die Besatzungsmitglieder und Lehrer ihnen gesagt hatten, sie sollten in die Kabinen kriechen und dort bleiben», sagte Lee und weinte dabei. (bee/sda)

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